
Über fünf Monate zogen sich die Verhandlungen im südafrikanischen Bergarbeiterstreik hin, nun ist es zu einer Einigung gekommen. In den kommenden drei Jahren wird der Lohn der Minenarbeiter um 1000 Rand monatlich erhöht, bis der geforderte Mindestlohn von 12.500 Rand erreicht ist.
Eine Einigung war dringend notwendig. Denn seit die 70.000 Minenarbeiter im Januar ihre Arbeit niedergelegt hatten, war die globale Produktion von Platin um 40 Prozent eingebrochen und der Preis für Platin angestiegen. Das Edelmetall wird unter anderem zur Herstellung von Autokatalysatoren verwendet. Zwischenzeitlich verteuerte es sich um 0,5 Prozent auf 1450,50 Dollar je Feinunze. Das Schwestermetall Palladium notierte 0,3 Prozent höher bei 840,75 Dollar.
Wissenwertes zu Palladium
Palladium gehört zur Gruppe der Platinum-Metalle und wird meist als Beiprodukt aus Nickel-, Blei-, Silber- und Kupfererzen, teilweise auch aus Golderzen sowie in Platinerzen gewonnen. Das Verfahren zur Gewinnung ist aufwendiger als bei Platin.
Russland gilt als größter Palladiumproduzent, mit mehr als 80 Tonnen Förderung pro Jahr. Weltweit liegt die Palladiumproduktion bei rund 200 Tonnen jährlich, was in etwa auch der Fördermenge des Schwestermetalls Platin entspricht. Heute steht Russland für gut 40 Prozent der weltweiten Fördermenge. Zweitgrößter Lieferant weltweit ist Südafrika mit knapp 39 Prozent der globalen Produktionsmenge.
Hauptabnehmer von Palladium ist die Autoindustrie, die für rund 80 der Nachfrage verantwortlich ist. Insbesondere als Beschichtung in Katalysatoren für Benzinmotoren ist das Edelmetall gefragt. Zudem ist es in der Schmuckindustrie Bestandteil von Weißgold und wird in Uhren verwendet.
In Form von Münzen oder Barren ist Palladium nur selten anzutreffen. Anleger greifen statt dessen häufiger auf börsengehandelt Rohstofffonds, sogenannten ETF oder ETC zurück. Diese Investorennachfrage ist vor allem für die kurzfristigen Preisschwankungen verantwortlich. Aufgrund seiner Seltenheit besitzt Palladium allerdings auch einen inneren Wert, der ein gewisses Niveau nicht unterschreiten sollte. Langfristig bleiben für den Preis die Förderkosten und -menge - sprich die Angebotsseite - sowie die Nachfrage der Autoindustrie maßgeblich.
Zuletzt hat der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland den Palladiumpreis gestützt. Viele Marktteilnehmer befürchten Sanktionen der westlichen Industriestaaten gegen Russland, die Lieferungen behindern könnten.
In die Tarifverhandlungen hatte sich zwischenzeitlich auch Südafrikas Regierung eingeschaltet. Der Platin-Erz-Abbau gilt als tragende Säule von Südafrikas Wirtschaft. Rund 40 Prozent der weltweiten Platin-Förderung kommt üblicherweise aus südafrikanischen Bergwerken.
Die Fronten zwischen Minenbetreibern und Gewerkschaften waren lange verhärtet, die Vorstellungen zu weit auseinander. "Es gibt offenbar immer noch eine große Kluft zwischen den beiden Seiten", schrieben die Analysten der HSBC erst vorige Woche in einem Kommentar. Eine Lösung sei nicht in Sicht. Doch selbst bei einer schnellen Einigung werde das Angebot noch eine ganze Weile knapp bleiben, betonten die Experten.
Es können mehrere Monate vergehen, bis stillgelegte Minen wieder mit voller Kapazität Erz fördern. Der seit Anfang des Jahres andauernde Streik der Mitarbeiter in den südafrikanischen Platin-Minen ist der längste und teuerste der Landesgeschichte.
Dem Edelmetall-Verarbeiter Johnson Matthey zufolge wird die Platin-Nachfrage in diesem Jahr das Angebot um 1,218 Millionen Feinunzen übersteigen. Das sei die größte Lücke seit Beginn der Aufzeichnungen 1975.