Rohstoffexperte Berlenbach "Die Goldreserven reichen noch zwölf bis 15 Jahre"

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"Anleger wetten auf einen Infrastrukturboom"

Gold ist gefallen, Kupfer und andere Industriemetalle haben trotz Dollaraufwertung stark zugelegt. Das ist ungewöhnlich.

In der Tat. Die Anleger wetten auf einen Infrastrukturboom und damit auf steigende Nachfrage nach Industriemetallen wie Kupfer.

Auf die USA entfallen nur acht Prozent des weltweiten Kupferverbrauchs, auf China 46 Prozent.

China ist wesentlich bedeutender für die Nachfrage, das stimmt. Die jüngste Entwicklung ist tatsächlich etwas rätselhaft angesichts des globalen Angebotsüberschusses. Denkbar, dass sich hier kurzfristig eine Blase aufgebaut hat. Die Daten aus China sind allerdings sehr intransparent. Wir warten deshalb hier momentan ab wie sich der Kupferpreis entwickelt. Es gibt auch sehr große spekulative Positionen.

Was Sie über den Ölpreis wissen müssen

Was könnte gegen ein Preisblase sprechen?

China baut derzeit Schmelzkapazitäten auf. Die Schmelzen benötigen Kupferkonzentrat, das sie von den Minen beziehen, etwa für den zunehmenden Ausbau des Stromnetzes oder den Bau von Elektroautos. Die Kosten, die Raffinerien den Minen für die Verarbeitung von Konzentrat berechnen, fallen derzeit. Das spricht für einen enger werdenden physischen Markt.

Und das Minenangebot?

Das ist die Frage. Die Bergbauindustrie setzt große Hoffnungen in das so genannte „Block Caving“. Das ist ein kostengünstiges Verfahren, das vor allem bei Erzen mit niedrigem Erzgehalt angewandt wird. Hierbei werden im Untertagebau große Blöcke aus dem Lagerstättenverband herausgeschält, um mit deren Eigengewicht anderes Gestein, das darunter liegt, zu zerkleinern. Das beim Zusammenbrechen der Blöcke anfallende Material wird von unten her weggeladen. Dabei sinken der Block und mit ihm das Hangende nach. Soweit die Theorie. Jetzt muss sich das in der Praxis bestätigen. Es sind erst wenige Projekte auf dem Weg. Wenn die Projekte nicht funktionieren, könnte der Kupfermarkt schneller ins Defizit gehen, als angenommen.

Erstmals seit acht Jahren hat die Opec, die Organisation erdölexportierender Länder Länder, eine Förderkürzung beschlossen. Haben Sie damit gerechnet?

Nun, wir haben in unserem Exploration Fund die Gewichtung in Ölfirmen vor dem Opec-Meeting von 15 auf 25 Prozent erhöht. Aber es ist ohnehin nur eine Frage der Zeit, wann die Nachfrage das Angebot übertrifft. Die aktuellen Preise sind nicht durchzuhalten, um den wachsenden Verbrauch zu sättigen. Die globale Ölnachfrage liegt bei 97 Millionen Barrel pro Tag und steigt weiter. Die wichtigsten Treiber sind China und Indien. Der Ölmarkt ist jetzt schon enger als noch vor sechs Monaten erwartet. Fehlende Investitionen haben zu schnell fallenden Abfallraten in der Produktion geführt.

Aber die US-Schieferölförderer sind in der Lage, ihre Produktionsmengen rasch an Preisbewegungen anzupassen. Abzulesen ist das an der Anzahl der aktiven Bohrstellen in den USA, die wieder steigen.

Das stimmt. Die Effizienz in der Fracking-Industrie ist gestiegen, aber die Firmen haben noch Probleme, daraus positive freie Mittelzuflüsse zu erzielen. Mit Blick auf die steigende Nachfrage kann ich mir aber gut vorstellen, dass wir in ein paar Jahren mit Fracking gewonnenes Schieferöl dringend brauchen.

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