Gundlach: Aber steigende Zinsen können die Dinge nicht besser machen. Am 17. September sah die Fed von einer Erhöhung ab mit Blick auf die global schwierigen Finanzmarktbedingungen. Wenn die Bedingungen damals zu schwierig waren, warum wird dann jetzt von gleich vier Zinsschritten in diesem Jahr gesprochen? Die Bedingungen haben sich seither verschlechtert.
Zulauf: Zentralbanker haben keine Ahnung von dem, was in der Welt passiert. Sie hatten auch keinen Schimmer, dass die Märkte so mies ins Jahr starten werden und sie verstehen auch nicht, was die Situation in China für den Rest der Welt bedeutet.
Ich bin gewiss kein Anhänger von Nullzinspolitik, aber das Timing der Zinserhöhung war völlig verfehlt. Die Fed machte das nicht aufgrund der Faktenlage, sondern weil sie das Gefühl hatte, sie sollte handeln.
Black: In den USA wurden im Vorjahr 2,5 Millionen Jobs geschaffen. Im Großen und Ganzen sieht es gut aus. In der Industrie jedoch stagnieren die Aufträge. Es gibt keine Ertragsdynamik.
Fed-Chefin Janet Yellen musste die US-Konjunktur nach der Zinserhöhung im Dezember etwas positiver darstellen. Wenn sie auf die Industrieunternehmen geschaut hätte, hätte sie gesehen, dass da einiges im Argen liegt.
Priest: Wenn Sie heute in das Kreditbüro eines Autohändlers gehen, können Sie einen Kredit mit einer Laufzeit von 78 oder 84 Monaten aufnehmen und ein Auto mitnehmen. Die Bruttoverschuldung pro Dollar Wirtschaftsleistung ist weltweit gestiegen.
Sind die Zinsen niedrig, dann lassen sich die Schulden leicht bedienen, aber das reale Wachstum wurde durch Kreditausweitung befeuert. Doch die Menschen müssen ihre Schulden zurückzahlen. Das ist ein Grund, warum die Einzelhandelsumsätze hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind.
Gabelli: In der Share Economy, wo die gemeinsame Nutzung in den Vordergrund rückt gegenüber dem eigenen Besitz, muss man kein eigenes Auto mehr besitzen. Über alle Industrien hinweg ist eine Vielzahl struktureller Veränderungen im Gang.
Die Anlageideen von Mario Gabelli für 2016
Das spricht dafür:
60 Millionen Mobilfunkkunden in Afrika und Lateinamerika, beide Regionalanbieter ließen sich jetzt zu hohen Preisen verkaufen
Umsetzung (ISIN):
Aktie (LU0038705702)
Das spricht dafür:
Betreiber der weltgrößten Sportarena in New York; 1,5 Milliarden Dollar Nettoliquidität, will 500 Millionen Dollar in eigene Aktien stecken
Umsetzung (ISIN):
Aktie (US55825T1034)
Das spricht dafür:
Industrieservicegeschäft (Wartung, Instandhaltung) zuletzt schwächer, aber starkes Wachstum im Geschäft mit Aerospace-Equipment
Umsetzung (ISIN):
Aktie (US4835481031)
Das spricht dafür:
Gut geführter Mischkonzern (Garagentore für Home Depot, Komponenten für Windeln von P&G, Militär-Equipment für Lockheed Martin)
Umsetzung (ISIN):
Aktie (US3984331021)
Das spricht dafür:
Autozulieferer litt wegen hohen Auslandsanteil unter Dollarstärke, Aufholpotenzial gegenüber Wettbewerbern, 3 Prozent Rendite
Umsetzung (ISIN):
Aktie (US3724601055)
Das spricht dafür:
Kabel-TV-Anbieter, Cash-Maschine wegen geringer Kapitalkosten, Rechte für die Olympischen Spiele (2018 bis 2024) außerhalb der USA
Umsetzung (ISIN):
Aktie (US25470F1049)
Das spricht dafür:
Bei einem Abtritt des 92-jährigen Großaktionärs Sumner Redstone dürften potenzielle Käufer des Medienkonzerns Schlange stehen
Umsetzung (ISIN):
Aktie (US1248571036)
Cohen: Es ist durchaus denkbar, dass die offiziellen Einzelhandelsdaten die Realität verzerren, weil viel über Online-Kanäle läuft. Möglicherweise messen wir auch Produktivität, Kapitalausgaben und das BIP nicht mehr richtig im Zuge der Digitalisierung.