




12451,6 Gramm zeigt die Waage der Bundesbank - so schwer ist der Goldbarren. 12,5 Kilo, dass ist immerhin so viel wie zwölf Milchtüten. Der Wert des Barrens lässt sich allerdings kaum in Milchtüten messen. Allein einer von den glänzenden Rechtecken, die schon die Augen von Dagobert Duck leuchten ließen, ist rund 500.000 Euro wert. Kein Wunder, dass die Sicherheitsbeauftragten bei der heutigen Veranstaltung der Bundesbank in Frankfurt ihre Augen überall hatten. Schließlich lag insgesamt Gold im Wert von 10 Millionen Euro auf den Tischen - vor den Augen der Journalisten. Denen präsentierte die Bundesbank nicht nur ihr neues Lagerstättenkonzept für die Goldreserven. Gleichzeitig gab es Gold zum Anfassen und eine Echtheits-Überprüfung der Barren.
Ziemlich viel Aufwand, um ein neues Lagerungskonzept zu präsentieren. Die Botschaft der Veranstaltung scheint eindeutig: Seht her, es gibt sie wirklich - die Reserven sind da. Denn zuletzt gab es in der Öffentlichkeit viele Diskussionen darum, wie die Bundesbank mit ihren insgesamt 3391 Tonnen an Goldreserven (Stand: 31.12.2012) umgehen sollte. Im Oktober letzten Jahres kritisierte der Bundesrechnungshof in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages, die Bundesbank hätte ihre im Ausland lagernden Reserven noch nie auf Echtheit überprüft. Wer weiß schon, ob überhaupt alles da ist.
Die Bundesbank will Gold aus dem Ausland nach Deutschland bringen. Einige Fragen und Antworten
Insgesamt sollen 674 Tonnen nach Frankfurt kommen, 300 aus New York und 374 aus Paris. Das entspricht mehr als 50.000 der unter Notenbanken üblichen Barren und insgesamt 19 Prozent der Bundesbank-Bestände.
Das hat historische Gründe. Im Weltwährungssystem von Bretton Woods, das Anfang der 70er Jahre aufgegeben wurde, tauschten die USA zum festen Kurs von 35 Dollar je Feinunze Gold. Deutschland erzielte in den Wirtschaftswunderjahren hohe Exportüberschüsse; die Bundesbank wechselte deshalb ständig D-Mark gegen Dollar und häufte so große Dollar-Bestände an, die sie gegen Gold tauschen konnte.
Das Gold blieb nach dem Tausch einfach in den Tresoren der US-Notenbank Fed in Manhattan. Es war also nie in Deutschland. Ähnlich lief es in der Europäischen Zahlungsunion, durch die die Bundesbank ebenfalls an das Gold kam, das heute in London und Paris aufbewahrt wird.
Zu Zeiten des Ost-West-Konflikts lagerten bis zu 98 Prozent des Bundesbank-Goldes im westlichen Ausland. Frankfurt lag nicht einmal 150 Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt. Im Falle eines Angriffs des Warschauer Pakts wäre das Gold schnell in die Hände des Feindes gelangt. Dieser Grund existiert seit mehr als 20 Jahren nicht mehr, in Paris ist das Gold nicht sicherer als in Frankfurt.
Vor der Einführung des Euro hätte die Bundesbank zudem das Gold in Paris ohne Probleme in Francs umtauschen können, falls die D-Mark in eine Währungskrise geraten wäre. Seitdem in Frankreich ebenso wie in Deutschland mit Euro bezahlt wird, ist auch dieser Grund weggefallen.
Anders sieht es mit dem Gold aus, das in New York lagert. Dort könnte es im Fall des Falles schnell in Dollar umgetauscht werden, die wichtigste Währung der Welt. Auch nach der Rückholaktion werden dort 37 Prozent der deutschen Goldreserven bleiben.
Offiziell nein. Das hat Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele bei der Vorstellung des neuen Lagerungskonzeptes immer wieder betont. Allerdings stellt sich natürlich die Frage, wieso die Bundesbank ausgerechnet nach der öffentlichen Debatte im vergangenen Jahr den größten Goldtransport nach Deutschland in ihrer Geschichte beschließt. "Das Thema Goldreserven ist in Deutschland auch mit vielen Emotionen belegt", räumte Thiele ein. Der Transport kann deshalb schon als Reaktion auf die öffentliche Kritik gesehen werden.
Dazu macht die Bundesbank keine Angaben, um das Gold und die Wachleute zu schützen. Allerdings ist der Transport wertvoller Güter nichts Neues für die Notenbanker: Jedes Jahr bewegt sie viele Milliarden Euro in Geldtransporten. Im Internet finden sich wilde Spekulationen, ob die Bundeswehr das Gold nun mit Kriegsschiffen in New York abholt. In der Praxis dürfte der Transport aber wesentlich unspektakulärer ablaufen. Zu den Kosten machte die Bundesbank ebenfalls keine Angaben.
Denn im Gegensatz zu anderen Notenbanken lagert die Bundesbank ihr Goldreservoir nicht ausschließlich im heimischen Frankfurt. Im Gegenteil: Aktuell liegen lediglich 31 Prozent der schweren Barren in Frankfurt, der Rest lagert bei den Notenbanken Amerikas, Großbritanniens und Frankreichs. 45 Prozent der Reserven liegen bei der amerikanischen Fed im Zentrum von New York, 13 Prozent bei der Bank of England in London und immerhin 11 Prozent in Paris.
Diskussion um Wolframkern
Nach dem Aufruf des Bundesrechnungshofs kursierten viele Gerüchte um das Auslands-Gold. Nicht nur die Bestände wurden in Frage gestellt, einige vermuteten sogar, die Barren könnten im Inneren einen Wolframkern enthalten. Da das Element Wolfram eine ähnliche Dichte und damit ein ähnliches Gewicht wie Gold hat, könne man die Barren auf diese Weise manipulieren.
Diesen Diskussionen beugt sich die Bundesbank jetzt und holt einen Teil ihres Goldes nach Deutschland. Das neue Lagerstättenkonzept 2020 sieht vor, dass die Hälfte der Reserven in Frankfurt gelagert werden. Die Fed soll dann nur noch 37 Prozent der Bestände beheimaten, die Bank of England sogar nur 13 Prozent. Die in Frankreich gelagerten Reserven werden komplett zurück in die Bundesrepublik überführt. Insgesamt holt die Bundesbank bis zum Jahr 2020 Gold im Wert von 27 Milliarden Euro zurück nach Deutschland. Bereits in diesem Jahr sollen die ersten Barren transportiert werden. "Wir wollen mehr Transparenz beim Thema Goldreserven schaffen", sagte Carl-Ludwig Thiele, Vorstandsmitglied der Bundesbank, bei der Veranstaltung in Frankfurt.