Sal. Oppenheim-Chef im Interview „Ich sehe nicht die Geldscheine hinter all meinen Entscheidungen“

Die Börse als Kasino? Das sieht Wolfgang Leoni anders. Der Vorstandschef von Sal. Oppenheim ist fasziniert von der Kraft der Märkte. Und dass nicht erst, seit er mit Siemens-Optionsscheinen Geld in den Sand setzte.

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Wolfgang Leoni, Vorstandsvorsitzender der Privatbank Sal. Oppenheim, erwartet ein turbulentes Jahr 2016. Quelle:

Wir treffen uns im Stammhaus der traditionsreichen Privatbank Sal. Oppenheim in Köln. Wolfgang Leoni empfängt mich in einem kleinen Museum, überall Kunstwerke, selbst der alte Tresorraum ist irgendwie Kunst. Wir sprechen über die Börse und was Anleger im kommenden Jahr erwarten können. Aber nicht nur. Es geht auch um Reichtum, um die Faszination des Geldes und die Kunst der Börse, um finanzielle Bildung und persönliche Fehler bei der Geldanlage.

Herr Leoni, was bedeutet Ihnen Reichtum?
Wenn man es flapsig ausdrücken möchte: Geld macht nicht glücklich, aber das Gegenteil ist auch nicht bewiesen. Doch im Ernst: Reichtum ist mehr als Geld und kann ganz unterschiedlicher Art sein. Reichtum ist auch Bildung, Freunde zu haben – auch das ist etwas ganz Wertvolles.

In Ihrem Job geht es permanent um Geld. Hat Sie das Geld immer schon fasziniert?
Eigentlich nicht. Mein Vater war Werkzeugmachermeister. Das waren relativ überschaubare finanzielle Verhältnisse. Ich habe daher nie übermäßig viele Bezugspunkte zu viel Geld gehabt. Ich habe Volkswirtschaft studiert und meine Dissertation über Wechselkursprognosen geschrieben. So bin ich in den Bann der Kapitalmärkte geraten und habe mich in Richtung Vermögensverwaltung entwickelt.

So legen die Deutschen an

Was reizt Sie daran?
Die Theorie besagt zwar, dass die Märkte effizient sind – das habe ich im Studium gelernt. Aber es gibt doch die Möglichkeit, besser zu sein als der Markt und Outperformance zu generieren. Das fasziniert mich. Auch wenn es zugegebenermaßen schwer ist. Aber es ist sehr reizvoll, sich mit Kapitalmärkten zu beschäftigen: Da ist Geld dann eher abstrakt. Ich sehe nicht die Geldscheine hinter all meinen Entscheidungen. Es ist ein analytischer Job, den man möglichst wenig emotional betreibt, um nicht die typischen Fehler zu machen, die sowohl private als auch institutionelle Anleger häufig begehen.

Das ist bekanntlich nicht so einfach …
Das ist sehr schwer! Es gibt Tonnen von Literatur über „Behavioral Finance“, die wunderbar beschreiben, welche typischen Anlegerfehler immer wieder gemacht werden. Und wenn man ehrlich zu sich selbst ist, ertappt man sich dabei, solche Fehler auch schon einmal gemacht zu haben. Beispielsweise eine Aktie gekauft zu haben, die dann gefallen ist. Und man verkauft sie einfach nicht, weil man hofft, wieder den Einstiegskurs zu bekommen ...

Ein ganz klassischer Fehler.
Über solche Fehler könnte ich stundenlang referieren. Diese Fehler als Profi zu vermeiden, das ist unsere Aufgabe. Und da können wir auch einen Mehrwert liefern.

Und wie verhindern Sie diese Fehler als Privatmann?
Ich mache dasselbe wie in der Bank. Also das, was ich auch unseren Kunden empfehle. Wir sind bei Sal. Oppenheim sogenannte Quants. Wir treffen unsere Anlageentscheidungen sehr regelbasiert und diszipliniert und versuchen so, die typischen Anlegerfehler zu vermeiden. An das Ergebnis dieses quantitativen Prozesses lehne ich mich auch in meiner privaten Geldanlage an.

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