Schließfächer Abschied von der Diskretion

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Sicherheitsmängel locken Räuber an

Auch das Geldtransportunternehmen Ziemann stellt private Schließfächer zur Verfügung – in einem Geldbunker in Mannheim, den schon die Reichsbank nutzte. Mancher Sparer hält die bankunabhängigen Anbieter für sicherer als die eigene Hausbank. Denn bei Bankenkrisen könnte es schließlich zu Komplikationen für die Schließfachkunden kommen. Die Werte im Fach gehören zwar nicht zum Vermögen der Bank. Doch falls eine Krisenbank schließen müsste, um den Ansturm der Kunden auf ihre Konten zu verhindern, ist für diesen Zeitraum auch der Zugang zu den Tresorräumen versperrt.

Ob bei der Bank oder einem alternativen Anbieter: Am Ende ist das Schließfach nur so verlässlich wie die Versicherung für dessen Inhalt. Raubzüge in Bankkellern sind zwar selten, stellen aber eine reale Gefahr fürs Geld dar. Das Landeskriminalamt Hessen etwa zählt für 2015 landesweit zwölf Fälle, in denen es Kriminelle auf Bankschließfächer abgesehen hatten, acht davon erfolgreich – jedenfalls aus Sicht der Diebe. Und die Versicherung will es genau wissen: Der Inhalt muss penibel aufgelistet werden. Diskretion? Wie schreibt man das bitte?

So sicher wie an den Vorzeigestandorten sind normale Schließanlagen oft nicht. Megasafes nach Bauart der Frankfurter Sparkassenzentrale stammen aus Zeiten, in denen noch tonnenweise von der Zentralbank ausgelieferte Banknoten gebunkert wurden. Moderne Banken scheuen das Geldausgeben für solche Hochsicherheitsbunker, zumal die meisten Filialen einer unsicheren Zukunft entgegensehen. „In manchen Banken gibt es eklatante Sicherheitsmängel“, klagt der Berliner Rechtsanwalt Michael Plassmann, der in zahlreichen Fällen geschädigte Nutzer von Bankschließfächern vertritt – unter anderem im Fall eines filmreifen Tunneleinbruchs bei der Berliner Volksbank. Es gebe Filialen, die mehr als einmal heimgesucht werden. Mitunter sei es möglich, durch einfache Holztüren, Fenster oder über das Treppenhaus in die Schließfachräume einzusteigen.

Wo die Deutschen ihr Erspartes verstecken
42 Prozent der Bürger lagern ihr Bargeld aus Verunsicherung zu Hause Quelle: obs
Schmuckdose Quelle: Fotolia
Schuhschrank Quelle: Fotolia
Spardose Quelle: dpa
Tresor Quelle: dpa/dpaweb
Geld im Spülkasten Quelle: dpa
Vorratsdose Quelle: Fotolia

Manchmal hält selbst der dickste Stahl Räuber und Diebe nicht ab: Der Schreck für die Kunden der Berliner Volksbank war groß. Sie hatten ihre geheimen Schätze in Sicherheit gewähnt, doch dann waren sie plötzlich verschwunden. Banditen hatten sich erst monatelang 45 Meter durch die Erde gebuddelt und schließlich die rund ein Meter dicke Wand zum Schließfachraum durchbohrt. Die Bilder vom Tatort gingen im Januar 2013 um die Welt. Wer seither ruhig schlafen will, muss eine wasserdichte Zusatzversicherung abschließen. Der im Mietpreis enthaltene Schutz ist je nach Anbieter auf nur 10.000 bis 30.000 Euro beschränkt. Schon ein Goldbarren in Smartphonegröße ist mehr wert.

Dazu kommt: Die Versicherung zahlt nur, wenn Kunden den Verlust glaubwürdig nachweisen können. Das erfordert akribische Dokumentation. Kritischer Schließfachinhalt ist Bargeld, dessen Wert zwar offensichtlich ist, für das aber nur wenige Versicherer einen Schutz anbieten. Schließlich könne man das Geld auch auf ein Konto legen, lautet ihr Argument, das den Strafzins geflissentlich ausblendet.

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