
Ende 2011 hatten die griechische Zentralbank sowie die Troika aus EU, EZB und IWF neutrale Experten gesucht, die den Kapitalbedarf der griechischen Banken ermitteln sollten. Rasch wurde klar, dass hierfür praktisch nur BRS infrage kam. „Sie waren die Einzigen, die zu diesem Zeitpunkt bereits das Bankensystem eines ganzen Landes analysiert hatten“, sagt Charalampos Stamatopoulos von der griechischen Zentralbank.
Die Blackrock-Tochter bewertet permanent milliardenschwere, komplexe Anlage- und Kreditportfolios, die zum Teil schwer verkäufliche Kredite und Papiere enthalten, mit einem gigantischen Computersystem, das auf 5000 Großrechner in vier IT-Zentren weltweit zugreifen kann.
Im Sekundentakt ermitteln die Maschinen den Wert von Aktien, Anleihen und Derivaten. In die Berechnungen gehen zahllose ökonomische Größen ein – etwa Zinsen, Rohstoffpreise oder Wechselkurse. Entwickelt wurde die Technologie eigentlich, um die Anteilspreise der Blackrock-Fonds zu bestimmen.
Die US-Regierung betraute nach Ausbruch der Finanzkrise die BRS-Experten damit, Papiere der kollabierten Investmentbank Bear Stearns und des Versicherungskonzerns AIG zu untersuchen. 2011 kam BRS in Europa ins Geschäft. Die irische Notenbank wollte Licht in die Zahlenwerke der sechs größten Banken des Landes bringen. Angesichts der anhaltenden Krise in Irland wurde der Auftrag kürzlich erneuert.
Größter Dax-Aktionär
Für Blackrock sind derartige Regierungsaufträge gut fürs Image, das große Geld verdient der Konzern woanders. Besonders das Geschäft mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs) boomt. ETFs sparen sich teure Fondsmanager, sie kaufen stur die in einem Aktienindex (zum Beispiel dem Dax) enthaltenen Aktien. Immer mehr Anleger wollen solche Produkte. Im ersten Quartal packten sie per Saldo 18,2 Milliarden Dollar neue Gelder in ETFs von Blackrock. Dass Blackrock-Chef Fink Ende 2009 die Sparte Vermögensverwaltung der britischen Großbank Barclays übernommen hat, erweist sich rückblickend als Geniestreich. Mit dem zu Barclays zählenden ETF-Anbieter iShares wurde Blackrock zum Weltmarktführer bei den boomenden Indexfonds.
Ganz nebenbei ist Blackrock so auch zum größten Investor im Dax geworden. Der Gigant hält mehr als fünf Prozent der gesamten Dax-Aktien. Bei vielen ist Blackrock sogar größter einzelner Aktionär, etwa bei BASF, Deutscher Bank, Lufthansa, Deutscher Börse und Allianz. Befürchtungen, Blackrock werde zu mächtig, treten die Amerikaner vehement entgegen: „Wir sehen uns als Treuhänder unserer Kunden“, sagt Deutschland-Chef Dirk Klee. „Wir streben keine Mandate in den Aufsichtsräten an und treten auch nicht auf den Hauptversammlungen auf.“ Vor einigen Wochen immerhin konnte sich Konzernchef Fink dazu durchringen, in einem Brief an 600 Aktiengesellschaften, an denen Blackrock mindestens fünf Prozent hält, eine „anlegerfreundliche Unternehmenspolitik“ zu fordern.