Auch Bergfürst-Chef Sandler setzt sich für mehr Aufsicht ein. „Mehr Regulierung im Crowdinvesting wäre begrüßenswert“, sagt Sandler. Wichtig sei Transparenz, der Anleger müsse genau wissen, in was er investiert. Kein Wunder, schließlich ist Sandler bisher der einzige, der seine Plattform von der Finanzaufsicht kontrollieren lässt. Dem Anleger soll das vor allem Sicherheit und Transparenz bringen. „Wir wollen eine fundamentale Börse ohne Zockerei“, sagt Sandler. Trotzdem kommen bei Beobachtern Zweifel auf. „Was passiert, wenn es auf der Plattform zu Insiderhandel oder Marktmanipulation kommt“, fragt Wissenschaftler Hornuf.
Wie berechtigt die Frage ist, zeigt das Beispiel des Seedmatch-Gründers Jens-Uwe Sauer. Er hat bisher einen Großteil der bei den Dresdnern finanzierten Startups investiert. Die Investitionen seien eine rein private Sache, Konflikte sehen die Dresdner offensichtlich nicht. Denn: „Auch wir können nicht besser als die Crowd voraussagen, welche Startups erfolgreich sein werden und welche nicht", sagt Schramm.
Letztlich ist im Fall Bergfürst die BaFin dafür zuständig, Marktmanipulationen gegebenenfalls auf die Spur zu kommen. Ob das realistisch ist? Zwar unterliegt Bergfürst der Aufsicht, die Bonner prüfen unter anderem die Wertpapierprospekte der jeweiligen Emittenten. Allerdings sei Crowdinvesting insgesamt bei der BaFin nur ein „kleines Thema“, wie ein Sprecher der Aufsicht gegenüber WirtschaftsWoche Online erläutert.
Das liegt in erster Linie daran, dass fast alle Plattformen in der unregulierten Grauzone operieren. Bergfürst ist eine Ausnahme. Die Konkurrenz von Seedmatch, Companisto oder Deutsche Mikroinvest hat sich andere Konstrukte gebaut, um die Prospektpflicht zu umgehen. Während der Anleger bei einigen Anbietern, wie beispielsweise der Deutsche Mikroinvest, eine stille Beteiligung an den Startups erwirbt, sind die Marktführer Seedmatch und Companisto mittlerweile auf partiarische Nachrangdarlehen als Beteiligungsform umgestiegen.
Der Grund: Mit Hilfe des Darlehens ist es für die Startups möglich, auch größere Geldsummen bei den Schwarminvestoren einzusammeln. Während mit der stillen Beteiligung nur Summen bis zu 100.000 Euro möglich waren, können jetzt deutlich größere Finanzierungen auf die Beine gestellt werden. Das Startup AoTerra sammelte im Sommer über Seedmatch eine Million Euro ein. Insgesamt 883 Schwarmanleger beteiligten sich an den Dresdner Startup, welches Häuser mit der Abwärme von Computerservern beheizen will. Wonderpots, eine Frozen-Yoghurt-Kette, bekam auf Companisto immerhin eine halbe Million Euro zusammen.