Schwellenländer "Taiwan hängt deutsche Tüftler ab"

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"Guptas merkwürdige Geschäfte waren bekannt"

Südafrika wird von einem Korruptionsskandal erschüttert. Die indische Familie Gupta soll den Staatsapparat geschmiert haben. Ist Ihnen da nie etwas aufgefallen?
Für uns arbeiten zwei Analysten direkt in Kapstadt, aber momentan haben wir wenig südafrikanische Aktien im Portfolio. Guptas merkwürdige Geschäfte waren bekannt. Aber in Südafrika behindern auch extrem aggressive Gewerkschaften die Wirtschaft, die wollen, dass Weiße nicht in bestimmte Unternehmen gehen. 

Müssen Sie bei der Unternehmensführung häufig die Augen schließen, weil die Corporate Governance schlecht ist?
Nein, da hat sich schon einiges verbessert. Wir sind auch strenger geworden und haben einen stärkeren Nachhaltigkeitsfokus. Unternehmen sollen sich ökologisch und sozial verbessern mit klaren Zielvorstellungen und internen Messungen. Hier sehe ich eine wichtige Aufgabe für aktive Investoren.

Aber fast die Hälfte der Gelder, die in Schwellenländeraktien fließt, landet in börsennotierten Indexfonds, da kümmert sich niemand um Nachhaltigkeit und Kontrolle.
Dadurch fehlen bei Hauptversammlungen häufig Investoren, die sich einmischen. Diese Entwicklung sehe ich kritisch. Bevor Pakistan oder Katar in Indizes aufgenommen wurden, hatten sich die Aktien dort verdoppelt, weil Hedgefonds auf die Aufnahme gewettet haben. Da ist so viel Geld in den Markt geflossen, weil bekannt war, das später die Indexfonds die Aktien haben wollen. Das hat mit Investieren wenig zu tun. Manchmal geht es auch schief, Argentinien etwa wurde doch nicht aufgenommen und die Kurse sind wieder gefallen. Ich halte deshalb von den großen Aktien aus dem Index nur eine Handvoll und weiche lieber auf Titel aus, die gar nicht im Index enthalten sind.

Sind Schwellenländer-Aktien zumindest günstiger als die der Industrieländer?
Ja, im Schnitt um etwa ein Viertel günstiger. Ebenfalls gibt es bei manchen Währungen noch Aufholpotential um bis zu 15 Prozent.

Wie beurteilen Sie Indien und Osteuropa?
In Indien haben sich die Aktienkurse gut entwickelt, aber das Land ist sehr bürokratisch, bei der Steuer- und Zollreform geht es schleppend voran. Ein Sektor wie Pharma, der weltweit führend war, hat nicht genug unternommen, um die Position zu halten. Osteuropa hat gegenüber Südostasien oder Lateinamerika viele Chancen verpasst, das liegt aber auch daran, dass viele Arbeitskräfte in den Westen abgewandert sind. Die Aktienmärkte haben ihre Höchststände, die sie vor der Finanzkrise hatten, noch nicht wieder erreicht. Die Konvergenzstory hat letztlich enttäuscht.

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