Schwellenländer "Taiwan hängt deutsche Tüftler ab"

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Saudi-Arabien bleibt zweitrangig

Nennen Sie mal ein paar Namen von Unternehmen, die in Saudi-Arabien gut geführt werden.
Für mich zählt etwa die Molkerei Almarai dazu, die Bank Samba, der Luxus-Modehändler Rubaiyat und die Supermarkt-Holding Savola, bei der auch schon ein ehemaliger Metro-Manager im Aufsichtsrat sitzt. Savola hat momentan Probleme mit der staatlichen Ansage, dass Arbeitgeber mehr Saudis einstellen sollen. Viele Saudis mussten bislang nie arbeiten, sie sind dafür auch häufig gar nicht ausgebildet. Für die wirklich großen globalen Fonds bleibt die Region zunächst zweitrangig. Da gibt es woanders spannendere Investments.

Zum Beispiel?
Wir sind stärker in die Wachstumsbranchen Internet und Technologie eingestiegen. Das Portfolio repräsentiert heute mehr die Zukunft der Schwellenländer und weniger die älteren Geschäftsmodelle, die auf Banken und Brauereien basieren. Als Value-Haus hatten wir mit den hohen Bewertungen bei Online-Geschäftsmodellen und den häufig noch fehlenden Gewinnen Probleme. Aber inzwischen werden die Schwellenländer mehr und mehr zu Technologie-Vorreitern. Taiwan hängt die Tüftler aus Baden-Württemberg ab, dort und in Südkorea entstehen die Bauteile für die Zukunft des Fahrens wie Sensoren. Auch bei Elektroauto-Ladestationen ist mit Fit hon Teng ein chinesisches Unternehmen Weltmarktführer. Die Aktien hatten wir vor sechs Monaten gekauft, sie hat sich fast verdoppelt. Die teuersten Bauteile eines Elektroautos, die Batterien, kommen aus Korea und China. Sogar in der Stahlindustrie sitzen die innovativsten Unternehmen, die Produzenten von ultraleichtem Spezialstahl in Schwellenländern. Überall gibt es dort Geschäftsmodelle wie die des chinesischen Internetriesen Tencent, der zu den wertvollsten Unternehmen der Welt zählt. In Brasilien zählt etwa der Onlinehändler B2W dazu, der einen Marktanteil von 50 Prozent hat und stark wächst.

Banken kommen in den Fonds noch immer auf einen hohen Anteil von fast einem Fünftel des Fondsvermögens. Was ist an ihnen interessant?
Sie müssen keine Filialen haben, das ist effizient. Die Kundenkommunikation und Risiko-Kontrollen laufen vielfach komplett online. Bei der Kenia Commercial Bank sind 80 Prozent der Geschäfte digitalisiert. Es gibt in dem Bereich viel Fantasie, etwa weil sich die Manager von russischer Sberbank mit denen von Alipay getroffen haben, da könnten die Gewinner von morgen entstehen. Die Alibaba-Tochter ist eine der größten Banken der Welt. Und in China oder Indien haben die Banken einen Zugang zu Milliarden Kunden mit nur einer Lizenz. Die müssten gar nicht expandieren.

Belastet die unklare Situation in Simbabwe nach dem Rückzug des Machthabers Mugabe die Fonds?
Die Kurse dort haben sich in einem Jahr fast vervierfacht, ich glaube das Land hat dadurch die weltweit beste Performance. Alle wollen ihr Geld in Aktien stecken, weil sie glauben, dass es dort sicherer ist als in Banken. Das Land hat nach einer Hyperinflation vor Jahren seine Währung aufgegeben. Es hängt komplett vom Dollar ab. Wir haben einige Aktien in dem Frontier-Markets-Fonds. Die Kurse sind so stark gestiegen, dass das Land plötzlich in dem Fonds einen Anteil von mehr als sechs Prozent bekam. Aber wir bekommen die Dollar nicht aus dem Land heraus. Das sind die Tücken dieser Märkte. Bei Problemen hängen alle drin.

Ich war einige Male dort, das Land hat eine gute Infrastruktur, gute private Investoren und gute Unternehmen wie die Brauerei Delta Corporation, die zum Konzern Inbev gehört. Sie wächst solide und ist transparent, nur eben im falschen Land angesiedelt.

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