Dass Goldanleger weiter in der richtigen Spur sind, sollte spätestens am 18. September klar geworden sein. An diesem Tag entschied die US-Notenbank Fed, sie werde weiter US-Staatsanleihen und Hypothekenpapiere ankaufen und so monatlich 85 Milliarden frische Dollar in den Markt geben. Noch im Mai hatte Fed-Chef Ben Bernanke die Märkte auf eine Reduzierung des Kaufprogramms vorbereitet. Die glaubten daran, zumal Bernanke im Januar 2014 abtreten wird und alle Welt davon ausging, dass er sich nicht mit voll durchgetretenem Gaspedal verabschieden wolle.
Finanzmärkte wollen klare Ansagen, keine Unsicherheit und kein Lavieren. Auf Berechenbarkeit war Bernanke stets bedacht, umso erstaunlicher ist jetzt sein Umfaller. Der Ausstieg vom Ausstieg signalisiert jetzt, dass Wirtschaft und Arbeitsmarkt in den USA entgegen Bernankes Hoffnungen weit weniger rund laufen als gedacht. „Mit 7,3 Prozent liegt die Arbeitslosenquote weiter klar über einem akzeptablen Niveau“, begründete Bernanke seine Entscheidung. Nullzinspolitik und Anleihekäufe haben, wenn überhaupt, nur einen geringen Einfluss auf das reale Wirtschaftswachstum. Das räumten jüngst gar Bernankes Kollegen von der Federal Reserve Bank of San Francisco ein. Die Fed nahm in den vergangenen vier Jahren Staats- und Hypothekenpapiere in Höhe von 16 Prozent der amerikanischen Wirtschaftsleistung auf die eigene Bilanz. Zugleich wuchs die US-Wirtschaft seit dem Amtsantritt von Präsident Barack Obama im Januar 2009 real nur um durchschnittlich 1,075 Prozent pro Jahr – von einem selbsttragenden Konjunkturaufschwung also keine Spur.
Einzig das Abgleiten in eine deflationäre Abwärtsspirale dürfte Bernanke verhindert oder verzögert haben. Erhöht hat die exzessive Geldschöpfung aber die Instabilität des weltweiten Finanzsystems – und das Entstehen von Anlageblasen.
Der Schweizer Vermögensmanager Felix Zulauf geht davon aus, dass die Rahmenbedingungen in den Industrieländern – hohe Verschuldung, alternde Bevölkerung, gefährdete Banken – kaum mehr Wirtschaftswachstum zulassen werden. Die Notenbanken würden „aus ihrer Rolle als Finanziers für Staatsanleihen nicht herauskommen“, sagt er. Weil Investoren allein die Staatsdefizite durch Käufe von Anleihen am Kapitalmarkt nicht mehr finanzieren können, werde neues Geld gebraucht. Dieses Geld werden Zentralbanken schöpfen.
Der eine oder andere Notenbanker lässt schon mal die Maske fallen. Ein von 2014 an im Offenmarktausschuss der Fed stimmberechtigtes Mitglied hat sich bereits dafür ausgesprochen, das Anleihekaufvolumen überhaupt nicht zurückzufahren, auch auf die Gefahr hin, dass dadurch Blasen an den Finanzmärkten entstehen.
Die Goldblase, so sie denn überhaupt einmal entsteht, dürfte die letzte Anlageblase sein, die dereinst platzt.
Denn Gold ist eben, anders als Dollar, Euro oder Yen, nicht beliebig vermehrbar. Geschätzt 5600 Millionen Unzen wurden jemals auf der Welt gefördert. Gemessen an der jährlichen Minenproduktion von zuletzt rund 87 Millionen Unzen, betragen die überirdischen Goldbestände das 65-Fache der Jahresproduktion aller Goldminen. So gesehen ist es vor allem die Konstanz der überirdischen Goldmenge, die Gold als Wertspeicher attraktiv macht. Stabilität und Sicherheit schaffen Vertrauen in eine Währung. Während die überirdische Goldmenge jährlich nur um etwa eineinhalb Prozent wächst, stieg das Angebot der Weltleitwährung Dollar allein im bisherigen Jahresverlauf um rund 35 Prozent auf zuletzt 3546 Milliarden Dollar. Gegenüber Ende 2000 erhöhte die Fed das Dollar-Angebot um 480 Prozent, die weltweite Goldmenge stieg nur um rund 22 Prozent.
Wird die Papiergeldmenge weiter erhöht, dann müsste auch der in Papierwährungen ausgedrückte Preis für Gold steigen. Investmentlegende Marc Faber setzt weiter auf Gold: „Intelligente Menschen sehen schon, dass, wenn man die Geldmenge erhöht, eine Papierwährung gegenüber einer Währung, die nicht erhöht werden kann, verliert.“ Der Besitz von physischem Gold sei für ihn zudem „eine Versicherung gegen Unfug, den Regierungen treiben“.