Vielleicht fürchteten sie, dass das Modell Zypern Schule machte und auch andere Zentralbanken in der Euro-Zone von der EZB zu Goldverkäufen genötigt werden könnten?
Die Notenbanken sind unabhängig in der Verwaltung der Goldreserven. Freiwillig wird keine von ihnen Gold verkaufen. Zumal die Erlöse daraus die Schuldenquoten der Krisenländer kaum senken würden. Goldverkäufe wirkten wie ein Offenbarungseid. Die Notenbanken wären blank, hätten keine Basis zur Rückkehr zu einer eigenen Währung.
Wenn keiner aus dem Euro mehr rauskäme, wäre das doch ganz im Interesse der EZB.
So gesehen schon. Sinnvoller nutzen könnten die Südländer ihre Goldreserven aber als Sicherheit bei der Ausgabe von neuen Staatsanleihen.
Gäbe es dafür Nachfrage?
Davon gehe ich stark aus. Investoren bekommen Gold als Sicherheit plus Zinsen, und die Länder reduzierten ihre Finanzierungskosten und können ihr Gold behalten.
Werden die Schwellenländer den Goldanteil an den Währungsreserven weiter erhöhen?
Mit Blick auf den Husarenritt, den die Bank of Japan gerade unternimmt, werden die Schwellenländer ihre Goldquoten eher noch ausweiten. Für sie ist Gold die einzige Alternative, ihre wachsenden Währungsreserven zu diversifizieren. Zumal der Zinsverzicht der Goldhaltung im Vergleich etwa zu amerikanischen, deutschen oder japanischen Staatsanleihen kaum eine Rolle spielt.
Der Goldbedarf der Schwellenländer
Wie viel zusätzliches Gold Schwellenländer mit großen Währungsreserven benötigten, damit der Goldanteil an ihren Reserven den internationalen Durchschnitt von 12,6 Prozent erreichte*
* auf Basis von 1697,65 Dollar pro Feinunze
Quelle: Bloomberg, IWF, WGC
Goldreserven: 33,9 Mio. Unzen = 57,5 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 3342,6 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 1,7 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 239,7 Mio. Unzen = 416,1 Mrd. Dollar
Goldreserven: 10,4 Mio. Unzen = 17,6 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 645,5 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 2,7 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 40,7 Mio. Unzen = 72,9 Mrd. Dollar
Goldreserven: 1,7 Mio. Unzen = 2,9 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 381,8 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 0,8 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 29,8 Mio. Unzen = 51,8 Mrd. Dollar
Goldreserven: 0,07 Mio. Unzen = 0,1 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 301,8 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 0,0 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 25,1 Mio. Unzen = 43,4 Mrd. Dollar
Goldreserven: 2,7 Mio. Unzen = 4,6 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 330,7 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 1,4 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 24,7 Mio. Unzen = 42,4 Mrd. Dollar
Goldreserven: 13,6 Mio. Unzen = 23,1 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 424,1 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 5,5 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 19,6 Mio. Unzen = 34,7 Mrd. Dollar
Goldreserven: 4,1 Mio. Unzen = 7,0 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 261,2 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 2,7 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 17,1 Mio. Unzen = 29,7 Mrd. Dollar
Goldreserven: 30,1 Mio. Unzen = 51,0 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 526,3 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 9,7 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 8,9 Mio. Unzen = 17,5 Mrd. Dollar
Goldreserven: 1,2 Mio. Unzen = 2,0 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 135,4 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 1,5 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 9,9 Mio. Unzen = 17,2 Mrd. Dollar
Goldreserven: 4,0 Mio. Unzen = 6,8 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 169,9 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 4,0 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 9,5 Mio. Unzen = 16,7 Mrd. Dollar
Goldreserven: 4,9 Mio. Unzen = 8,3 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 179,0 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 4,6 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 9,3 Mio. Unzen = 16,3 Mrd. Dollar
Goldreserven: 2,4 Mio. Unzen = 4,0 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 114,3 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 3,5 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 6,8 Mio. Unzen = 11,9 Mrd. Dollar
Goldreserven: 17,9 Mio. Unzen = 30,4 Mrd. Dollar
Währungsreserven inklusive Gold: 290,6 Mrd. Dollar
Goldanteil an den Währungsreserven: 10,5 Prozent
Theoretischer Zusatzbedarf: 3,6 Mio. Unzen = 7,1 Mrd. Dollar
Goldhändler berichten von starker physischer Nachfrage, die mit physischem Gold besicherten Fonds melden starke Abflüsse. Wer liegt am Ende richtig, der Krügerrand-Käufer oder der ETF-Verkäufer?
Ich tippe auf den Krügerrand-Käufer.
Wer steckt hinter den Verkäufen bei den ETF?
Das ist auch mir gegenwärtig noch ein Rätsel. Zumal die Verkäufe größtenteils den SPDR Gold Shares betreffen. Andere Anbieter melden kaum Abflüsse. Das ist nebulös.
Zweifeln Investoren daran, dass ihre Anteile dort komplett mit Barren besichert sind?
Das ist Spekulation, wäre aber eine Erklärung.
Dann bedeuteten die Abflüsse nicht zwingend den Abschied der Anleger vom Gold?
Zumindest ein Teil davon könnte umgeschichtet worden sein in Gold, auf das Anleger direkten Zugriff haben. Auch die hohen Abflüsse aus den Lagerhäusern der Comex führe ich auf starke physische Nachfrage aus Asien zurück.