
In der Geschichte brachten Gruppen, die meinten, das Werk Gottes zu verrichten, das größte Unheil über die Menschheit. Banken würden "Gottes Werk" verrichten, sagte Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein einst in einem Anflug von Hybris. So gesehen ist höchste Vorsicht geboten, wenn Goldman Sachs jetzt den Goldboom für tot erklärt. Zumal die Begründung dünn ist: Die Wirtschaft in den USA erhole sich schneller als erwartet. Entsprechend erwarten die Anleger steigende Realzinsen am Kapitalmarkt. Und weil Gold keine Zinsen bringt, werde es unattraktiv, so Goldmans Goldexperten.





Abgesehen davon, dass die USA auch in Sachen Gold nicht mehr der Nabel der Welt sind - die wichtigsten Märkte sind Indien und China -, lassen die Goldmänner auch offen, wie die Realzinsen spürbar steigen sollen. Die großen Zentralbanken in den USA, Japan und Europa können es sich nicht erlauben, die Zinsen zu erhöhen, wenn sie keinen Zusammenbruch ihrer überschuldeten Volkswirtschaften riskieren wollen. Im Gegenteil. Sie drücken die Marktzinsen und kaufen immer größere Mengen Anleihen auf mit frisch gedrucktem Geld. Sollten sie ihr Ziel erreichen, und die Wirtschaft zieht tatsächlich an, und es geschieht ein Jobwunder, dann steigt das Inflationsrisiko. Das löste eher zusätzliche Goldnachfrage aus. Tatsache ist, dass mehr und mehr Papiergeld geschaffen wird. Das Währungsmetall Gold lässt sich dagegen nicht im gleichen Tempo aus dem Boden holen. Steigende Realzinsen könnten den Goldboom gar befeuern - falls sie das Ergebnis von drohender Zahlungsfähigkeit von Schuldnern sind. Gold geht nie pleite.
"Das Gold-Comeback kommt"
Der aktuelle Rücksetzer ist keine Folge einer stark sinkenden physischen Goldnachfrage in China und Indien oder einer plötzlichen Angebotsschwemme aus den Goldminen. Finanzanleger haben zuletzt ihre spekulativen Kaufpositionen an der Terminbörse Comex in New York geräumt - einige, weil sie liquidieren mussten; andere freiwillig, weil bei ihnen das Interesse an dem sicheren Hafen wegen der vorübergehenden Ruhe an den Anleihemärkten und mit Blick auf steigende Aktienmärkte nachgelassen hat. Aus dem gleichem Grund verzeichneten auch die mit physischem Gold besicherten Goldfonds (ETF) seit Mitte Februar Abflüsse von 100 Tonnen. Sie waren aber Folge der Preisschwäche, nicht deren Auslöser.