Sie wollen vom hohen Goldpreis profitieren? So kommen Sie zu Ihrer eigenen Goldmine

Eine typische Placer-Mine am Klondike. Hier lassen sich in der Woche gerne mal 50.000 Euro verdienen.

Seit Beginn der Coronakrise gieren Anleger nach Gold, selbst Investmentlegende Warren Buffett steigt jetzt ein. Warum also nicht gleich selbst schürfen? Wir haben den Gedanken mal durchgespielt – unmöglich ist es nicht.

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Die Coronakrise macht Gold zu einem heiß begehrten Investment. Während sich die Börsenkurse zurzeit auf und ab bewegen, ist der Goldpreis seit Jahresanfang sukzessive um knapp 25 Prozent gestiegen. Selbst Warren Buffett, eigentlich überzeugter Goldhasser, ließ vergangenen Freitag verkünden, rund 1,2 Prozent der Aktienanteile am kanadischen Gold-Bergbaukonzern Barrick erworben zu haben.

Lukrativer als der Einstieg in einen Bergbauriesen kann es allerdings sein, selbst eine Goldmine zu starten. Als ich vergangenes Jahr für eine Recherche am Klondike in Nordkanada unterwegs war, stieß ich auf jede Menge Goldsucher, die dort auch 125 Jahre nach dem großen Goldrausch sehr gutes Geld verdienen. Marcel Dulac, ein solcher Goldsucher, holte damals zusammen mit seiner Frau und einem Freund Gold im Wert von 50.000 Euro aus dem Boden – jede Woche. Und auch dieses Jahr soll es dem Vernehmen nach bei ihm gut laufen. Steuern muss er im Yukon auf das gefundene Edelmetall praktisch keine zahlen.

Ein Goldrad trennt wertlosen Sand vom Gold. Während leichte Steine weggespült werden, bleibt das schwere Gold hängen und wandert in der Spirale zu dem Loch in der Mitte, wo es in eine Schale fällt. Quelle: Thomas Stölzel für WirtschaftsWoche

Das wirft die Frage auf, ob diese Variante nicht auch für manchen Anleger die bessere Wahl wäre. Wie einfach oder schwer aber ist es, selbst in die Goldsuche einzusteigen? Und worauf muss achten, wer das ernsthaft versuchen will? Ich habe den Gedanken einmal zuende durchgespielt und dafür zunächst Peter Tallman gefragt, einen erfahrenen Geologen, der am Klondike dem Ursprung des Goldes auf der Spur ist, selbst mehrere konventionelle Rohstoffminen entwickelt hat und alle Abbauarten sehr gut kennt. 

Als erstes, erklärt mir Tallmann, müsse ich mich entscheiden, was ich wolle: Eine ausgewachsene  Hartgestein-Goldmine oder doch lieber eine kleinere Placer-Gold-Mine wie bei Dulac, wo ich das Gold mit relativ einfachen Mitteln fast wie vor 125 Jahren aus den Sedimenten eines Bachbettes schürfe? Eine konventionelle Goldmine produziert zwischen 20.000 und 300.000 Unzen pro Jahr. Manche Lagerstätten umfassen mehr als 20 Millionen Unzen Gold. Das wäre immerhin nach aktuellem Goldpreis ein Wert von rund 40 Milliarden Dollar. Wer bitte, setzt sich da noch mit dem Goldsieb in eiskalte Flüsse? 

Doch so ertragreich sie sind, so schwer sind solchen großen Vorkommen auch zu finden. Selbst wenn das gelänge, so Tallmann, würde es eine immense Summe kosten, um sie auch auszubeuten - das Risiko des Scheiterns stets inbegriffen. „Stell dir vor, du kaufst dir von all deinem Geld ein Haus, ohne es vorher gesehen zu haben“, sagt er. „Dann verbindest du dir die Augen, erkundest es über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren nur mit deinen Händen, Zentimeter für Zentimeter, um herauszufinden, ob es sich um eine Bruchbude oder eine Luxusvilla handelt." Anschließend müsse dann für viel Geld ein Lizenz beantragt werden, was noch einmal zehn Jahre dauern könne. „Dann erst darfst du die Augenbinde abnehmen.“ Tallman hält es deshalb für praktisch unmöglich, dass ein Normalbürger eine konventionelle Mine eröffne.

Bleibt die Option, eine Placer-Mine zu starten. Mit einer solchen könnte ich immerhin bis zu 20.000 Unzen im Jahr fördern, was immerhin 40 Millionen Dollar entspräche. Tatsächlich existiert vor allem in der Klondike-Region rund um Dawson City, der Wiege des letzten Goldrauschs, noch jede Menge Gold.

Zudem ist das Abstecken eines Claims relativ einfach. Jeder, der mindestens 18 Jahre alt ist, ist dazu berechtigt. Ich muss weder die kanadische Staatsbürgerschaft besitzen, noch einen permanenten Wohnsitz im Yukon haben, heißt es auf der Website des Territoriums. Eine digitale Karte gibt den Überbrick, wo noch Claims verfügbar sind. 

Schwierig könnte es jedoch werden, diesen Claim auch abzustecken, denn das muss der spätere Claim-Inhaber selbst vornehmen. In Corona-Zeiten ist es jedoch etwas schwierig, in den Yukon zu reisen. Also bleibt die Möglichkeit, jemanden zu beauftragen, der das für mich übernimmt. Damit der Claim nicht verfällt, muss ich jedes Jahr ein paar Stunden oder Tage darauf arbeiten. Diese Regelung ist aber aufgrund der Coronakrise derzeit ausgesetzt.

Ob ein von mir ausgesuchter Claim allerdings viel Gold abwirft, ist äußerst fraglich. Mein Betriebswirtschaftsstudium und meine Arbeit als Journalist haben meine geologischen Fähigkeiten leider nicht ausreichend erweitert. Und obwohl Tallman mir vergangenes Jahr einige Stellen etwa am Eldorado Creek gezeigt hat, wo wohl noch gut Gold vorhanden ist, sind diese Claims schon vergeben. Denn die besten Plätze in der Region haben sich diejenigen Goldgräber gesichert, deren Familien seit vielen Generationen hier Minen betreiben. 

Es gibt allerdings eine Möglichkeit, da trotzdem ran zu kommen, verrät Tallmann mir. Ich könne mir wie Marcel Dulac einen Claim von einem alteingesessenen Eigentümer mieten. Dafür, dass er mich sein Gold abbauen lässt, verlangt er eine Erfolgsbeteiligung. Typischerweise sind es zehn Prozent des Goldes, was ich dann fördere. Das klingt vertretbar.

Das Equipment, was ich dafür brauche, ist ebenfalls überschaubar. Ich benötige keine Chemieanlage wie eine konventionelle Mine, um das Gold mittels Quecksilber aus dem Gestein zu lösen. Ich brauche auch keinen Sprengstoff. Das Gold liegt hier in granulärer Form im Boden. Um es heraus zu bekommen, brauche ich vor allem einen Bagger. Den kann ich mir für ein paar Tausend Dollar aus China liefern lassen, wie es einige Placer Miner im Yukon heute bevorzugen. Oder ich besorge mir einfach einen gebrauchten.

In der Waschrinne bleibt das schwere Gold in Kunststoffteppichen hängen. Der leichte Sand dagegen wird weggewaschen. Der Boden wird so nach und nach immer weiter gefiltert, bis nahezu reines Gold übrig ist. Quelle: Thomas Stölzel für WirtschaftsWoche

Ich benötige außerdem große und kleine Goldwaschrinnen, die ebenfalls nicht besonders teuer sind. Darin werden Kunststoffteppiche gelegt, in denen sich das Gold zusammen mit kleinen Steinen und Sand verfängt, wenn man den ausgebaggerten Boden mit Wasser darüber spült. Das Gold ist schwer, sinkt schnell nach unten, bleibt hängen im Teppich. Leichteres Gestein dagegen wird weggespült. Als letzte große Investition bliebe noch das sogenannte Goldrad, eine einfache aber geniale spiralförmige Konstruktion aus Kunststoff, die ebenfalls mithilfe von Wasser die schweren Goldkörner vom leichten Sand trennt. Den schweren schwarzen Sand trenne ich abschließend mit Hilfe eines Magneten, da dieser Sand eisenhaltig ist. Übrig bleibt nahezu reines Gold. Meine größte laufende Ausgabe wäre der Diesel, um Bagger und Notstromaggregat zu betreiben.

Die komplizierteste Punkt in der Kalkulation dürfte also ein paar Schritte vorher liegen. Wie soll ich einen alteingesessenen Claim-Eigentümer dazu zu bringen, mir sein goldhaltiges Gebiet zu vermieten? „Du musst ihn überzeugen, dass du genug Erfahrung, Kapital und das richtige Equipment mitbringst, um die Mine zu betreiben“, sagt Tallman. Und das, ohne Umweltschäden zu verursachen. Denn dafür würde nicht nur ich haften, sondern auch der Vermieter. Es sei deshalb Tallman zufolge eher unwahrscheinlich, dass mir jemand einen guten Claim vermietet, wenn ich nicht jahrelang als Angestellter in einer Mine gearbeitet habe. Naja, unwahrscheinlich heißt nicht unmöglich. 

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