Silber als Geldanlage Tafelsilber mit glänzenden Aussichten

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Gold behauptete seinen monetären Stellenwert bis heute

Erst nach großen Goldfunden in Kalifornien und Australien setzten von 1870 an viele Länder auf einen reinen Goldstandard. Das US-Staatssilber wurde verkauft, bis auf eine bescheidene strategische Reserve. Die offiziellen Silberbestände sanken laut CPM Group auf unter 60 Millionen Unzen.

Gold hingegen behauptete seinen monetären Stellenwert bis heute, selbst nachdem US-Präsident Richard Nixon 1971 den Gold-Dollar-Standard gebrochen hatte und Papiergeld somit die letzte Bindung an ein Edelmetall verlor. So halten Regierungen und internationale Organisationen im Schnitt noch gut ein Zehntel ihrer Währungsreserven in Gold vor, insgesamt 1051 Millionen Unzen.

Silber verlor zwar seine Währungsfunktion, nicht aber seine Bedeutung. Es entwickelte sich immer mehr vom Edel- zum Industriemetall. Früher wurde Silber ausschließlich zu Schmuck, Münzen oder Tafelsilber verarbeitet. Es wurde, wie Gold heute noch, gehortet oder wieder verwertet und landete nicht auf der Müllhalde. Heute wird Silber verbraucht. Die Industrie nimmt die Hälfte des jährlichen Angebots ab.

Das Preisverhältnis von Silber zu Gold gibt ein Kaufsignal für Silber.

Für viele Anwendungen ist Silber unverzichtbar geworden. Es besitzt von allen Metallen die beste Leitfähigkeit für Wärme und Energie sowie das höchste Reflexionsvermögen. Silber wird zum Beispiel in Katalysatoren im Auto genutzt, wo es statt des deutlich teureren Platins eingesetzt werden kann. Auch in Kühlschränken sind Silberbeschichtungen anzutreffen – Silber wirkt keimtötend. Selbst in Sportunterwäsche werden Silberfäden verarbeitet, damit Sportler auch verschwitzt gut riechen. Seit 1999 stieg die industrielle Nachfrage um 130 Prozent auf rund 590 Millionen Unzen.

Dieser Nachfrageschub verhinderte den wegen des Siegeszugs der digitalen Fotografie immer wieder befürchteten Zusammenbruch des Silbermarktes. Silber wird vor allem in klassischen Analogfilmen verarbeitet. Mit dem Trend zu digitalen Bildern schrumpfte der Silberbedarf der Fotoindustrie daher dramatisch. Ihr Anteil an der Gesamtnachfrage sackte von 26 Prozent 1999 auf jüngst nur noch rund vier Prozent ab.

Gleichzeitig legte die Minenproduktion von 1999 bis 2015 um rund 63 Prozent zu, auf 887 Millionen Unzen. Dennoch reicht die Produktion nicht, um die Nachfrage zu decken. Industriekunden sorgen sich um ihre Versorgung. Keith Neumeyer, der Chef von First Majestic, dem zweitgrößten Silberförderer in Mexiko, berichtete unlängst, ein großer japanischer Elektronikkonzern bemühe sich intensiv um langfristige Lieferverträge.

Ein schnell wachsendes Angebot, das den Preis drücken könnte, droht nicht. Silber wird zu rund 70 Prozent als Nebenprodukt in Bergwerken gewonnen, die etwa Blei, Zink oder Kupfer fördern. Die Produktion hängt somit auch am Tropf der Förderung von zyklischen Industriemetallen. Hohe Preise dieser Metalle bringen mehr Output – und umgekehrt. So sorgte vor allem der Einbruch der Industriemetallpreise dafür, dass die Silberproduktion 2015 nur noch um zwei Prozent wuchs, weniger als halb so stark wie in den drei Jahren zuvor. Da Bergbauunternehmen in den vergangenen Jahren Investitionen massiv gestutzt haben, sollten sie künftig eher weniger Silber aus dem Boden holen.

Abrunden lässt sich ein Silberportfolio mit Aktien von Minenunternehmen, die, wie First Majestic, primär Silber fördern (siehe Tabelle auf der vorherigen Seite). In einer Hausse werden ihre Kurse stärker zulegen als der Unzenpreis selbst, weil ihr Gewinn bei relativ fixen Förderkosten überproportional steigt. Gleichzeitig würden ihre Reserven aufgewertet werden.

Der Effekt wirkt allerdings auch umgekehrt. Fällt der Silberpreis, verlieren die Minen überproportional. Weil der Silbermarkt deutlich weniger liquide ist als etwa der Goldmarkt, sind heftige Preisausschläge jederzeit möglich.

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