
Zum 1. November führte die Skatbank einen Strafzins auf Guthaben über zwei Millionen Euro ein - und das hat offenbar viele Anleger nervös gemacht.
Das zumindest legen Aussagen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz nahe. „Wir bekommen täglich Anfragen besorgter Privatanleger wegen der kürzlich von der Skatbank verhängten Strafzinsen auf Spareinlagen. Viele haben Angst, dass demnächst auch ihre Hausbank zu diesem Mittel greifen könnte“, sagt Jella Benner-Heinacher, stellvertretende DSW-Hauptgeschäftsführerin. „Unserer Ansicht nach ist aber nicht damit zu rechnen, dass Banken jetzt dazu übergehen werden, normalen Sparern Negativzinsen aufzubürden“, sagt sie.
Die Skatbank ist zwar als Tochter der VR-Bank Altenburger Land in der Nähe von Gera ein Regionalableger, als Direktbank aber für Kunden aus ganz Deutschland zugänglich. Wer dort auf dem Trumpfkonto - einem Girokonto - zwei Millionen Euro parkt, muss 0,25 Prozent Zinsen zahlen. Auch Kunden des Tagesgeldkontos mit Einlagen über drei Millionen Euro zahlen die Strafzinsen. Zu Recht, könnte man meinen, schreibt die Skatbank doch explizit, dass die Höchstanlagesumme eigentlich bei 500.000 Euro liegt.
So sieht die Geldanlage der Deutschen aus
35 Prozent der Deutschen haben eine Lebensversicherung abgeschlossen.
Fast ebenso viele, nämlich 32 Prozent, besitzen einen Bausparvertrag oder Bausparplan.
In Deutschland besitzen 29 Prozent der Bürger ein Tagesgeldkonto.
Ebenso viele, nämlich 29 Prozent, sehen ihre Immobilie als Geldanlage an.
20 Prozent besitzen Fondsanteile, 17 Prozent Festgeld/Termingeld und 12 Prozent Aktien.
Deutlich geringer ist dagegen der Anteil der Edelmetallbesitzer: sieben Prozent haben in Goldbarren oder -münzen investiert und vier Prozent zählen Silberbarren oder -münzen zu ihrem Besitz.
Sechs Prozent sehen ihre Antiquitäten (z. B. einen sehr alten Schrank) als Geldanlage und vier Prozent besitzen wertvolle Kunstgegenstände.
Jeweils zwei Prozent haben Geld in Anleihen bzw. Zertifikate angelegt.
Kunden wie die Piratenpartei, die ihr offizielles Mitglieder-Beitragskonto bei der Skatbank eingerichtet hat, müssen trotzdem rechnen. Bei zuletzt knapp 27.000 Partei-Mitgliedern, die jährlich einen Beitrag von 48 Euro zahlen, müsste die Partei fast 1,3 Millionen Euro an jährlichen Zuflüssen auf das Konto haben.
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Doch diese Mitgliedsbeiträge werden nach Angaben der Piratenpartei schnell auf die Konten der jeweiligen Landesverbände überwiesen. Man sei deshalb vom Strafzins aktuell nicht betroffen, müsse das Konto bei der Skatbank auch nicht auflösen, bestätigt der Schatzmeister der Partei.
Eine Stellungnahme zur Gesamtzahl der Betroffenen ihrer etwa 15.000 Kunden gab die Skatbank nicht ab. Man wolle mit den negativen Zinsen aber den Zufluss einzelner hoher Geldbeträge begrenzen, „die derzeit nur mit negativer Verzinsung am Geldmarkt angelegt werden können“.
Die Verantwortliche aus der Marketingabteilung der VR Bank Altenburger Land war nach einigen Urlaubstagen heute den ersten Tag zurück im Büro und bemüht sich mit ihrem Team, alle Presseanfragen abzuarbeiten. Die Wartezeit betrug in den vergangenen Tagen noch einen Arbeitstag.
Die DZ Bank, die als Zentralbank für deutsche Genossenschaftsbanken fungiert, wollte zu den Konditionen, zu denen ihre Mitgliedsbanken wie die Skatbank das Geld über Nacht bei ihr parken können, keine Auskunft geben. Üblicherweise gibt es aber keine negativen Zinsen zwischen der DZ Bank und den VR Banken.
Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken schätzt, dass auf 0,4 Prozent der Sparkonten bei VR-Banken ein Volumen über 250.000 Euro liegt und 0,9 Prozent der Termineinlagenkonten über 500.000 Euro kommen. Ähnliche Sätze dürften auch für Girokonten gelten, heißt es vom Verband.
Viele Vereine führen ein Konto bei der Skatbank in Thüringen. Auch Dietmar Peters vom Treptower Tennisclub e.V in Berlin. Sein Kassenwart habe ihn in der vergangenen Woche bereits auf die Negativzinsen aufmerksam gemacht. „Wir sind davon aber nicht betroffen. Unsere Einnahmen liegen im vierstelligen Bereich“, sagt Peters. Er hatte das Vereinskonto zur Skatbank übertragen, „weil es woanders kein kostenfreies Girokonto mehr gab“, erzählt er. Dass er jetzt auch von der Skatbank weg muss, glaubt er nicht: „Mit unseren geringen Summen werden wir kaum von Strafzinsen betroffen sein.“