Zum Jahresbeginn startet Trade Republic eine öffentlichkeitswirksame Aktion: Ab sofort bekommen Kunden zwei Prozent Zinsen auf ihr Verrechnungskonto gutgeschrieben. Das bedeutet: Guthaben, das nicht in Kapitalmarktprodukten wie Aktien, ETFs oder Kryptowährungen investiert ist, wird nun verzinst.
„Mit zwei Prozent effektivem Jahreszins geben wir die Vorteile des neuen Zinsumfeldes direkt an unsere Kunden weiter“, sagt Christian Hecker, Mitgründer von Trade Republic. Das Angebot gilt sowohl für Bestands- als auch für Neukunden und ist zeitlich nicht befristet, wobei sich das Zinsniveau natürlich künftig auch wieder ändern kann.
Die Zinsoffensive von Trade Republic ist eine Kampfansage an die Banken. Als erster Broker verzinst das Berliner Fintech nun die Kundenguthaben und tritt damit in direkten Wettbewerb zu den Finanzinstituten. Infolge der Zinswende buhlen diese mit höheren Tages- und Festgeldverzinsungen um Kunden. Quasi täglich aktualisieren sie ihre Konditionen. Es scheint, als würden sich die Banken bei Tages- und Festgeldangeboten stetig überbieten wollen.
Im Vergleich mit anderen Anbietern punktet Trade Republic gleich in mehrfacher Hinsicht. Beim Neobroker bekommen Kunden fast den gleichen Zins wie bei der Consorsbank. Der derzeitige Top-Anbieter beim Tagesgeld verzinst Einlagen mit zuletzt 2,1 Prozent. Aber: Diese Konditionen bei der Consorsbank gelten erstens ausschließlich für Neukunden und zweitens befristet für nur sechs Monate. Bestandskunden müssen sich dort mit überschaubaren 0,3 Prozent Zins pro Jahr zufriedengeben.
Angebot gilt für Einlagen bis 50.000 Euro
Bei anderen Anbietern sieht es ähnlich aus. Wer dauerhaft gute Tagesgeldkonditionen haben will, müsste alle paar Monate ein neues Aktionsangebot wahrnehmen. Bei Trade Republic hingegen gilt das Zinsangebot ohne festes Enddatum: „Die Zinsen gelten im aktuellen Marktumfeld bis auf Weiteres.“ Dabei sind die Kundeneinlagen bei Trade Republic auch durch die gesetzliche Einlagesicherung bis zu 100.000 Euro geschützt. Partnerbanken sind die Solarisbank, Citi und Deutsche Bank. Die volle Einlagensicherung von 100.000 Euro je Kunde gilt jeweils, sofern keine anderen Einlagen der Kunden bei der jeweiligen Partnerbank bestehen.
In einem Punkt aber schneiden Tagesgeldangebote klassischer Banken besser ab. Das Angebot gilt nämlich nur für Guthaben bis 50.000 Euro, darüber wird kein Zins mehr gezahlt. Diese Schwelle liegt deutlich unter dem Niveau der Consorsbank zum Beispiel. Die verzinst die Einlagen von Neukunden bis zu einer Million Euro mit 2,1 Prozent. Für höhere Spareinlagen gibt dort nur 0,3 Prozent.
Dass Banken höhere Einlagesummen verzinsen als der Neobroker, überrascht nicht: Trade Republic verdient sein Geld vor allem über Provisionen beim Handeln mit Aktien und Co. An jeder Order verdient das Unternehmen einen Euro, außerdem müssen Kunden an einigen Stellen mit versteckten Gebühren rechnen. Trade Republic hat ein Interesse daran, dass Kunden ihr Geld nicht nur auf dem Verrechnungskonto parken, sondern es an der Börse anlegen. Für den Durchschnittsnutzer dürfte die Zinsdeckelung bei der Einlagesumme aber irrelevant sein.
Generell lohnt sich Tagesgeld derzeit für Sparer fast genauso wie Festgeld, bei dem die Einlagen für eine bestimmte Zeit gebunden sind. Während sich der Zins beim Tagesgeld aber grundsätzlich jederzeit ändern kann, ist er beim Festgeld für die vereinbarte Dauer fix. Mit Blick auf einen möglichen weiteren Anstieg der Zinsen lohnt es sich derzeit aufgrund der geringen Zinsunterschiede daher kaum, Festgeld abzuschließen.
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