Die Entwicklung intelligenter Systeme und Roboter schreitet voran. Schafft sich der Mensch wirklich wie erhofft wertvolle Helfer an oder eher sich selbst ab?
Die digitale Revolution bewegt sich in Richtung einer „KIvolution“. Die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) kennt kaum noch Grenzen. Die Psychologisierung des Computers steht unmittelbar bevor. Das ist unheimlich faszinierend, wobei ich hier die Betonung auf unheimlich lege. Wenn das Gehirn gescannt und im Computer dupliziert wird, dann müssen wir uns ernsthaft Sorgen machen. Aus vermeintlich wertvollen Helfern werden technologische Assistenzsysteme, die uns psychometrisch vermessen und sich dadurch verselbstständigen können. Unser Persönlichkeitsprofil und individuelles Lebensdossier gehört dann nicht mehr uns allein. Der Mensch schafft sich vielleicht nicht selbst ab, aber er verliert die Kontrolle über sich selbst.
Abschaffung und Kontrollverlust dürften wohl nahe beieinander liegen. Welches Ereignis in 2017 empfanden Sie als besonders prägend oder besonders aufmerksamkeitswürdig?
Die Übernahme der US-Präsidentschaft durch Donald Trump am 20. Januar war für mich der politische „11. September“ des Jahres 2017. Seine Präsidentschaft kam einem globalen Erdbeben gleich. Sein Politikstil bereitet mittlerweile den Boden für „Fake News“ und „Alternative Fakten“, für Rechtspopulismus und Hasskriminalität weit über Amerika hinaus.
Gab es 2017 auch positiv prägende Persönlichkeiten?
Zu den prägenden Persönlichkeiten des Jahres 2017 zähle ich Papst Franziskus, der Mut, Weitsicht und Sensibilität bei der Reise nach Myanmar und Bangladesch bewiesen hat. Gern würde ich auch noch mal den Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg hervorheben, über den wir schon in unserem zurückliegenden Jahresausblick gesprochen haben. Rosberg hat auf dem Höhepunkt seiner Lebenskarriere abgedankt, in der Familie und Kinder wieder das Wichtigste im Leben sind.
Was bedeutet der Begriff Lebenskarriere?
Traditionell verstehen wir Karriere als die vom Rest des Lebens sauber abgetrennte berufliche Entwicklung. Man könnte diese aus meiner Sicht willkürliche Trennung auch als eine biografische Amputation betrachten. Viel zukunftsfähiger finde ich es dagegen, eine gesunde Mischung aus Job, Familie und Ehrenamt anzustreben. Das meine ich mit dem Begriff Lebenskarriere.
Sehen Sie eine prägende Entwicklung oder einen globalen Risikofaktor, dem Gesellschaft und Entscheider noch nicht die erforderliche Aufmerksamkeit entgegengebracht hätten?
Gemeinsam mit dem Ipsos Institut habe ich gerade repräsentativ ermittelt, was die Deutschen vom neuen Jahr 2018 erwarten. Natürlich gibt es Hoffnungen und Wünsche, aber die ungelösten Probleme der letzten Legislaturperiode werden in das kommende Jahr wie eine schwere Hypothek mitgeschleppt: Fremdenfeindlichkeit, Gewaltbereitschaft, Kriminalität und gefühlte Wohnungsnot sorgen für Verunsicherungen, für persönliche Abstiegs- und Verlustängste – und das trotz wirtschaftlicher Rekordmeldungen. Eigentlich wollen die Deutschen nur eins: Angst- und sorgenfrei in die nahe Zukunft schauen. Wenn die hoffentlich bald aufgestellte neue Regierung das den Bürgern nicht ‚verbürgt‘, ist der soziale Frieden gefährdet. Parteien könnten dann ihre Legitimation verlieren und wir wären im postdemokratischen Zeitalter angekommen.
Diese Jobs sind durch die Digitalisierung entstanden
Der Data Engineer sorgt dafür, dass Data Analysten und Data Scientisten erfolgreich arbeiten können. Denn die Data Engineers sammeln, generieren und säubern die Daten und bereiten sie auf, um sie dann den Analysten und Scientists zur Verfügung zu stellen. Sie stehen in der Wertschöpfungskette quasi ganz am Anfang aber gleichzeitig in enger Abstimmung mit den Fachbereichen und konkreten Inhalten. Eine Herausforderung, mit der sich Data Engineers immer stärker beschäftigen, ist das Thema Big Data und die damit verbundene Komplexität der Daten.
Quelle: Telefónica
Neben der Anwendung klassischer Analysemodelle zur Generierung von Business-Insights (Job des bisherigen „Data Analyst“), wendet der Data Scientist komplexere statische Methoden an, hat Kenntnisse im Bereich maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz. Außerdem spielt beim Data Scientist am Ende eines Projekts die Visualisierung der Ergebnisse und das sogenannte Storytelling eine große Rolle. Das heißt, er muss nicht nur gut mit Zahlen jonglieren, sondern auch kommunikative Fähigkeiten besitzen.
Bei der Arbeit mit Daten kommen die Spezialisten mit Themen wie Datensicherheit und Datenschutz in Kontakt, wodurch wiederrum neue Berufsprofile entstehen. So sucht Telefónica aktuell nach einem Data Protection & Data Security Consultant, der sich als erster Ansprechpartner und Berater um alle internen Themen rund um den Datenschutz bei der neuen Tochtergesellschaft Telefónica NEXT kümmert.
Der Take-to-Market Analyst ist Bindeglied und Übersetzter zwischen Analysten und externen Partnern. Wenn die Mitarbeiter anonymisierte Bewegungsdaten der Kunden nutzen wollen, um ihren Service zu verbessern, übersetzt der TTM Analyst die Anforderung jeweils in die Sprache des anderen. Dafür muss er – wie alle anderen Rollen auch – beide Parteien verstehen können. Er benötigt dazu ein gewisses technisch-analytisches Know-how und zugleich ein unternehmerisches Verständnis. Der TTM Analyst ist ein Allrounder, denn er schreibt ebenso Verträge und begleitet die Produktmanager zum Kundentermin. Anschließend erklärt er den Analysten, was genau zu tun ist.
Er gibt die Leitlinien für den Umgang mit Daten vor. Welche Informationen können bedenkenlos in welchem Zusammenhang verwendet werden? Wo liegen rechtliche Grauzonen bei der Auswertung von Daten? Wo ethische Barrieren? Seine Position ist meist nah am Vorstand angesiedelt, da eine Fehlentscheidung schnell ernsthafte Probleme verursachen kann.
Sowohl Mathematiker und Informatiker als auch Physiker sind für die Tätigkeit des Data Strategist besonders geeignet. Denn hohes technisches Verständnis ist Grundvoraussetzung, um nachvollziehen zu können, wie die Daten überhaupt erhoben werden.
Der CDO ist der oberste Digitalisierungsbeauftragte eines Unternehmens – oftmals sogar auf Vorstandsebene. Er gibt die Leitlinien für die Digitalisierung vor: entwickelt neue Geschäftsmodelle, führt innovative Technologien ein und fördert vernetztes Arbeiten in seinem Konzern. In seiner Position muss er die zukünftige Richtung vorgeben, Mitarbeiter und Anteilseigner in die digitale Transformation mitnehmen. Dazu braucht er neben fachlichen Qualifikationen vor allem Überzeugungskraft, Risikobereitschaft und Neugier.
Dieser Entwickler kümmert sich um neue Programme für Smartphones und Tablets. Bei kleineren Unternehmen ist er nicht nur Ideengeber, sondern programmiert die Anwendungen auch selbst.
Die meisten Mobile Developer sind entweder auf das Apple-Betriebssystem iOs oder Googles Konkurrenzprodukt Android spezialisiert. Früher ein Feld für Autodidakten, ist dieser Job heutzutage am besten für Informatiker geeignet – egal, ob studiert oder mit Berufsausbildung zum Fachinformatiker.
Der SEO-Manager – die Abkürzung steht für Search Engine Optimization, zu Deutsch: Suchmaschinen-Optimierung – ist der wohl bekannteste Performance Marketing Manager. Er ist dafür verantwortlich, Inhalte von Web-Seiten so zu optimieren, dass sie von Suchmaschinen möglichst gut gefunden werden.
Ebenfalls dazu gehören der SEM- und der SEA-Manager. Sie sind für Search Engine Marketing beziehungsweise Search Engine Advertising zuständig. Das heißt, sie entscheiden unter anderem, bei welchen Suchbegriffen eine Anzeige ihres Arbeitgebers erscheint, und kontrollieren den Erfolg solcher Maßnahmen. Ebenfalls in den Aufgabenbereich von Performance Marketing Managern fallen Direktmarketingaktionen zum Beispiel via E-Mail oder die Schaltung von Werbebannern.
Wie jedes Jahr die Schlussfrage: Welches wäre aus Ihrer Sicht das passende Wort oder Unwort des Jahres?
Mein Wort des Jahres heißt „Politikerverdrossenheit“ als Folge der gescheiterten Sondierungsgespräche. Und das Unwort des Jahres 2017 kann für mich nur lauten: „Fake News“ für die in manipulativer Absicht verbreiteten Falschmeldungen.