
Die Sparkassen und die deutschen Sparer, das ist eine sehr enge Verbindung. Fragt man die Sparkassen, dann ist das traute Glück in Gefahr. Denn sparen lohnt sich aufgrund der Mini-Zinsen an den Kapitalmärkten kaum noch. Wer sein Geld zur Bank bringt, muss sich freuen, wenn das Geldinstitut überhaupt so etwas wie einen Zins zahlt. Um die Beziehung zum Sparer zu kitten, hat sich die Sparkasse etwas neues ausgedacht - eine Prämie.
Wer spart, soll dafür belohnt werden, so die Idee. Zahlen soll der Staat. Schließlich profitiere der am meisten von den niedrigen Zinsen, die Refinanzierung ist historisch günstig. Begibt der Staat Anleihen, erhält er teilweise sogar Zinsen, statt welche zu zahlen. "Die Sparer sind die Dummen, und einer der Gewinner ist der Fiskus", sagte Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg. Es liege deshalb auf der Hand, dass der Finanzminister einen Teil seiner Ersparnis an die Sparer zurückgeben müsse.
So sieht die Geldanlage der Deutschen aus
35 Prozent der Deutschen haben eine Lebensversicherung abgeschlossen.
Fast ebenso viele, nämlich 32 Prozent, besitzen einen Bausparvertrag oder Bausparplan.
In Deutschland besitzen 29 Prozent der Bürger ein Tagesgeldkonto.
Ebenso viele, nämlich 29 Prozent, sehen ihre Immobilie als Geldanlage an.
20 Prozent besitzen Fondsanteile, 17 Prozent Festgeld/Termingeld und 12 Prozent Aktien.
Deutlich geringer ist dagegen der Anteil der Edelmetallbesitzer: sieben Prozent haben in Goldbarren oder -münzen investiert und vier Prozent zählen Silberbarren oder -münzen zu ihrem Besitz.
Sechs Prozent sehen ihre Antiquitäten (z. B. einen sehr alten Schrank) als Geldanlage und vier Prozent besitzen wertvolle Kunstgegenstände.
Jeweils zwei Prozent haben Geld in Anleihen bzw. Zertifikate angelegt.
Schneider stellt sich ein Modell vor, bei dem Sparer pro Jahr einen bestimmten Betrag auf ein Prämienkonto einzahlen können, beispielsweise bis zu 1200 Euro. Nach sieben Jahren würde die Sparsumme nicht nur verzinst, oben drauf käme auch noch eine staatliche Prämie, etwa fünf Prozent der Sparsumme. Das Modell könne also ähnlich laufen wie die staatlich geförderte Altersvorsorge durch Riester-Verträge.
Neu ist die Idee nicht, bis 1980 gab es in Deutschland schon einmal eine Sparprämie. Das Modell wurde zwar als Erfolg gefeiert. Allerdings verlagerten viele Kunden ihre Einlagen lediglich vom normalen Konto auf das prämierte. Ob sich die Baden-Württemberger mit ihrem Vorschlag durchsetzen, ist aber fraglich. Mit der deutschen Sparkassen-Dachorganisation DSGV sei der Vorstoß nicht abgestimmt, sagte Schneider, dessen Landesverband 53 Institute im Südwesten der Republik vertritt.
Auch der Staat muss vermutlich zunächst von der Notwendigkeit eines solchen Modells überzeugt werden. Denn trotz niedriger Zinsen trugen Sparer in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr über vier Milliarden Euro zu den Sparkassen. Die Kundeneinlagen kletterten auf 123,6 Milliarden Euro. Noch sei für viele Kunden Sicherheit wichtiger als die Höhe der Zinsen, sagte Schneider.
Das Betriebsergebnis vor Bewertungseffekten sank jedoch um drei Prozent, da die Kosten wegen Tariferhöhungen für die rund 36.000 Beschäftigten stärker stiegen als die Einnahmen. Unter dem Strich kletterte der Gewinn der Sparkassen jedoch um gut ein Drittel auf 1,1 Milliarden Euro. Dies lag unter anderem daran, dass die Institute Risikovorsorge für Kredite auflösen konnten und die Wertpapiere in der eigenen Bilanz an Wert gewannen.