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Sparen Sparkasse fordert Bildungsprämie vom Staat

Das Sparkassenlager fordert staatliche Zuschüsse für Sparer. Die Hamburger Sparkasse schlägt eine Sparprämie für Eltern vor, die Geld für die Ausbildung ihrer Kinder zurücklegen.

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Die Hamburger Sparkasse fordert eine staatliche Förderung, wenn Eltern für die Ausbildung ihrer Kinder finanziell vorsorgen. Quelle: dpa

Immer wieder wird der Ruf nach staatlichen Hilfen für Sparer in der Niedrigzinsphase laut. Weil Sparguthaben nach der expansiven Geldpolitik der Zentralbanken kaum noch Zinsen abwerfen, soll Vater Staat für einen Ausgleich sorgen. Georg Fahrenschon, Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes, hatte bereits mehrfach die finanzielle Unterstützung von Sparern durch den Staat gefordert. Im Gespräch mit der WirtschaftsWoche schlug er vor, Sparen durch höhere staatliche Zuschüsse zu Vermögenswirksamen Leistungen oder zum Vorsorgesparen – etwa mit Fondssparplänen - attraktiver zu machen, um so die deutsche Sparkultur zu erhalten.

Nun hat die Hamburger Sparkasse (Haspa) einen ersten konkreten Vorschlag vorgelegt - der allerdings ein etwas anderes Ziel fokussiert. Die Haspa fordert eine neue staatliche Förderung, wenn Eltern für die Ausbildung von Kindern finanziell vorsorgen. So könnte einerseits der Rückstand Deutschlands bei den Bildungsinvestitionen abgemildert, andererseits auch ein Lastenausgleich für das niedrige Zinsniveau geschaffen werden, sagte Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der größten deutschen Sparkasse, in Hamburg.

Vorschlag unabhängig vom Zinsniveau

"Wir würden diesen Vorschlag auch bei höheren Zinsen machen, weil Deutschland nicht genug für die Ausbildung der nächsten Generation ausgibt", sagte Vogelsang. "Der Zeitpunkt ist jetzt günstig, weil der Staat eine Bildungssparprämie aus eingesparten Zinsen finanzieren kann." Es gehe nicht darum, die Geschäfte der Sparkassen zu befördern.

Führende Stimmen aus dem Sparkassenlager fordern bereits seit längerem wegen der niedrigen Zinsen einen Lastenausgleich zwischen Staat und Sparern. „Die Sparer werden vom Staat im Stich gelassen“, sagte Vogelsang. Allein der Bund habe in den Jahren von 2008 bis 2013 rund 120 Milliarden Euro durch die niedrigen Zinsen eingespart. Dagegen entgingen den Sparern jährlich rund 60 bis 70 Milliarden Euro an Zinseinnahmen.

Konsumausgaben nach Ausgabebereichen in Haushalten von Paaren mit einem Kind

Konkret sieht das Konzept der Haspa eine staatliche Sparprämie von 20 Prozent auf monatliche Einzahlungen von 20 bis 100 Euro vor. Das Kapital sollte über zehn bis 15 Jahre angesammelt und mit Beginn der Ausbildung des Kindes über drei bis fünf Jahre ausgezahlt werden. Empfangsberechtigt soll sein, wer Anspruch auf Kindergeld hat. So sollen die Verwaltungskosten niedrig gehalten werden. Die Einzahlungen sollen nicht nur von Eltern, sondern auch von anderen Personen vorgenommen werden können. Die Kosten bezifferte Vogelsang auf rund drei Milliarden Euro jährlich, wenn für 80 Prozent der berechtigten Kinder der Höchstbeitrag eingezahlt würde. Im Vergleich zu den eingesparten Kreditzinsen des Staates von rund 120 Milliarden Euro erscheint der Betrag gering.

Bildungsinvestitionen hinken hinterher

Deutschland gebe im Vergleich zu wichtigen Industrienationen zu wenig für die Bildung und Ausbildung der nachwachsenden Generation aus, sagt Karl-Werner Hansmann von der Universität Hamburg. Sowohl gemessen am Inlandsprodukt als auch als Anteil vom Staatshaushalt lägen die deutschen Bildungsinvestitionen deutlich unter dem Durchschnitt der OECD, der internationalen Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit. „Die Umsetzung des Bildungssparens wäre ein wichtiger Baustein, um die Ausgaben für Bildung deutlich zu erhöhen“, sagte Hansmann.

Bislang haben die Sparkassen auf die Idee einer verstärkten staatlichen Sparförderung keine positive Resonanz erhalten. Sowohl die Vertreter der privaten Banken wie auch die Institute aus dem Bereich der Volks- und Raiffeisenbanken habe darauf ablehnend reagiert. Sie treten eher dafür ein, die bestehende Vermögensbildung der Arbeitnehmer zu reformieren.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte bereits erklärt, zusätzliche finanzielle Spielräume sollten für Investitionen genutzt werden. Zudem stehen Entscheidungen über die Erhöhung des Kindergeldes, die Abschaffung des Soli-Zuschlags und die Neuordnung der Bund-Länder-Finanzen bevor.

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