Auch das Verhältnis der Deutschen zum Kredit ist anders als etwa in den angelsächsischen Ländern. „Der Konsumentenkredit spielt bei uns eine sehr geringe Rolle und weist interessanterweise auch mit dem privaten Konsum keinen deutlichen Zusammenhang auf. Wir haben zumindest in unserer Untersuchung keine klare Antwort darauf gefunden, warum jemand einen Konsumkredit aufnimmt“, erklärt Forscher Schmidt. Das sei etwa in den USA ganz anders. „Dort werden die größeren Anschaffungen über Kredite finanziert. Dementsprechend besteht dort ein direkter Zusammenhang zwischen Kreditnachfrage und Konsum.“ In Deutschland wird ihm zufolge der weitaus größte Teil der Anschaffungen aus Ersparnissen finanziert. Dementsprechend niedrig sei die Verschuldungsquote. Konsum auf Pump ist offenbar auch dann unpopulär, wenn er finanzmathematisch sinnvoll ist, weil die Kreditzinsen niedrig sind und die Preise klettern.
Deutlich positiver sehen das die Deutschen offenbar beim Thema Immobilien. Sie gelten vielen als bleibender Sachwert, der vor Inflation schützt. Für die sicherheitsorientierten Deutschen sind Häuser und Wohnungen daher eine sinnvolle Alternative zum Sparen ohne Rendite. Vielmehr werden die Ersparnisse gerne dazu verwendet, die Kredithöhe zu drücken und so zu einer konservativen und entsprechend vorsichtigen Finanzierung zu gelangen. Auch die rekordniedrigen Bauzinsen verleiten deutsche Häuslebauer offenbar nicht dazu, ein höheres Finanzierungsrisiko einzugehen. Auch das überproportionale Wachstum im Geschäft mit Bausparverträgen spricht für die große Vorsicht deutscher Sparer. Das geht aus den Angaben von Finanzierungsvermittlern wie Dr. Klein oder Interhyp hervor. Wegen der großen Vorsicht der Deutschen konnte sich deshalb bislang auch noch keine Immobilienblase bilden wie etwa in den USA, den Niederlanden oder Belgien, wo die Immobilienpreise aufgrund der hohen Nachfrage über viele Jahre massiv gestiegen waren. Dort überstiegen oder übersteigen die Kreditpflichten der Immobilienbesitzer nicht selten den Wert der finanzierten Immobilie.
Rendite nur mit Wertpapierbeimischung
Wer für den Ernstfall Rücklagen bilden will ohne Verlustrisiken einzugehen, dem ist mit Aktien auch nicht geholfen. Wer jedoch Vermögen aufbauen will und somit Wert auf eine attraktive Verzinsung der Geldanlage legt, kommt kaum an Aktien vorbei. Denn an den niedrigen Zinsen auf Spareinlagen wird sich so schnell nichts ändern. Solide Aktien mit begrenzten Kursverlustrisiko und attraktiver Dividende sind daher auch für risikoscheue deutsche Sparer eine Alternative, die es abzuwägen gilt. Allerdings sollten Aktien bei risikoscheuen Anlegern nur einen Bruchteil der Ersparnisse ausmachen und der Anlagehorizont zumindest über mehrere Jahre reichen. Wer sein Geld zur Unzeit benötigt, läuft sonst Gefahr, verkaufen zu müssen, wenn die Papiere gerade im Minus stehen.
Die Sorge vor Verlusten mit Aktien ist bei den Deutschen besonders ausgeprägt. Wie kürzlich eine Umfrage der Online-Bank Comdirect ergab, hält etwa knapp die Hälfte der Briten, Polen und Schweden Aktieninvestments für eine geeignete Form der Altersvorsorge. In Deutschland glaubt das nicht einmal ein Drittel.
Wesentlich entspannter als mit einzelnen Aktien lassen sich die Renditechancen mit Aktien- oder Fondssparplänen verbessern. Hier ist weniger das ideale Timing für Kauf und Verkauf entscheidend als Regelmäßigkeit und Ausdauer. Wird ein fester Betrag monatlich investiert, erhält der Sparer nämlich in Zeiten niedriger Kurse mehr Anteile und bei hohen Kursen entsprechend weniger. So werden heftige Kursschwankungen über die Jahre geglättet und das Verlustrisiko mit der Zeit gemindert. Nur beim Verkauf der Anteile sollte der Sparer einen möglichst guten Zeitpunkt erwischen.
Wem Rendite also nicht so wichtig ist, wie das Sparen als Vorsichtsmaßnahme, kann auch mit bescheidenen Mitteln seine Verzinsung verbessern. Dafür muss er allerdings das Risiko in seinen Anlagen erhöhen. Denn mehr Risiko ist im derzeitigen Zinsumfeld der einzige Weg, der „kalten Enteignung“ zu entgehen.