Spezielle Investmentfonds Frauen, kauft kein Blendwerk!

Fonds für Frauen sind oft eine Unverschämtheit Quelle: imago images

Ein Fonds extra für Frauen? Ein Beispiel zeigt, dass so manches der speziell auf Frauen zugeschnittenen Anlageprodukte schlicht eine Unverschämtheit ist. Die Bedingungen für gute Fonds sind für beide Geschlechter gleich.

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Schon seit 25 Jahren ist die Stuttgarter Frauenfinanzberatung im Geschäft. Gründerin Barbara Rojahn ist eine erfahrene Finanzberaterin, Unternehmerin und dreifache Mutter. Zu der sympathischen Dame bekommen Kunden schnell einen guten Draht und das hilft im Geschäft. Ein Investmentprodukt wie der „A&F Strategiedepot Core Dimensional Plus“ (LU0399471373) ist für die Stuttgarter allerdings keine Zierde. Nicht nur der übertrieben komplexe Name ist an diesem Fonds Blendwerk. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass Frauen sich nicht der Illusion hingeben dürfen, dass die Produkte, die ihnen von Frauen verkauft werden, automatisch besser sind als das, was der Bankverkäufer an der Ecke ihnen ins Depot legt.

Für den Fonds hat sich die Frauenfinanzberatung einen Partner ins Boot geholt, der ebenfalls in Stuttgart residiert. A/Ventum führt den großspurigen Zusatz family office Consulting AG, was nach einem besonders exklusiven Anlegerzirkel klingt. Family Offices sind gewöhnlich die privaten Vermögensverwaltungen begüterter Unternehmer oder Erben. Der Begriff ist aber nicht geschützt, jeder kann ihn führen. Wenn monatlich A/Ventum und die Frauenfinanzberatung in Anlageausschuss-Sitzungen zusammentreffen, diskutieren sie unter anderem die Strategie des Investmentfonds A&F Strategiedepot Core Dimensional Plus. Der besteht aus rund 45 einzelnen Aktien-, Renten- und Mischfonds. Teilweise wird in börsengehandelte Indexfonds, so genannte ETF, investiert. Core ist einfach die englische Bezeichnung für „Kern“, „Dimensional“ ist der Name eines US-Fondshauses, der hier aber ähnlich fehl am Platz ist wie das „Plus“ – denn das sucht der Anleger vergebens. Wenn es für eine besondere Leistung stehen soll, dann ist die bislang nicht erkennbar.

Der Fonds soll– wie viele andere Fonds– eine angemessene Rendite bei möglichst niedrigen Kursschwankungen bieten. Das wollen die meisten Anleger – egal ob Mann oder Frau, dieser Wunsch ist Unisex und ein Fonds ist es auch. Für beide Geschlechter gilt, dass sie auf bestimmte Merkmale bei Fonds achten sollten, um mit ihnen glücklich zu werden. Empfehlenswert sind Fonds mit günstigen jährlichen Kosten, die gute Noten von Fondstestern wie Scope Analysis und Morningstar bekommen, von erfahrenen Fondsmanagern gelenkt werden und ihre Strategie nachvollziehbar und transparent darstellen. Und da gute Fonds rasch Anlegergeld anziehen können, sollte ein Fonds mindestens auch schon ein Volumen von mehr als 20 Millionen Euro angesammelt haben, bevor man ihn kauft.

Das Strategiedepot soll Anlegerinnen laut Internetseite der Frauenfinanzberatung die „Systematische Ernte von Renditequellen“ ermöglichen. Aber genau das wird schwierig. Denn mit jährlichen Gesamtkosten von 2,96 Prozent ist er einer der besonders teuren Investmentfonds, die es auf dem deutschen Markt gibt. Bei Niedrigzinsen und ebenfalls nicht sehr hohen Kursgewinnen am Aktienmarkt, fällt es dem Fonds schwer, die Kosten zu erwirtschaften und noch für Anleger eine gute Rendite zu erzielen. Nachdem die vielen Stellen, die an dem Fonds mitverdienen, den Acker abgegrast haben, bleibt für Anleger zu wenig übrig. Jährlich 2,1 Prozent Plus seit 2014, das ist nicht viel, die über zehn Jahre erzielten 0,02 Prozent sind lächerlich. Für den Fonds gibt es von Morningstar in seiner Kategorie der defensiven Mischfonds nur zwei von fünf möglichen Sternen für besonders erfolgreiche Fonds, von Scope bekommt der Fonds die Note C in einer Skala von A für den besten bis E für den schlechtesten. Die Noten sind also mittelprächtig. Und damit ist klar: Dieser Fonds drängt sich als Investment nicht auf, da gibt es eine Reihe anderer Produkte, die günstiger und auf Dauer besser waren und ebenfalls niedrige Kursschwankungen hatten.

Geblendet wird mancher Anleger ebenfalls von dem Namen. Dimensional ist ein großer US-Anbieter von Indexprodukten, die durch eine marktbreitere Streuung Vorteile bieten sollen gegenüber Indexfonds auf bekannte Indizes von MSCI oder S&P oder Dow Jones. Allerdings stecken nach einer Übersicht Ende Februar unter den Top-10-Positionen des Fonds kein ETF des Hauses Dimensional, stattdessen aber Indexfonds von Konkurrenten wie Lyxor, Xtrackers, iShares. Dass der Anbieter auch noch eine Erfolgsgebühr von zehn Prozent verlangt, sobald der Fonds einen nicht gerade üppigen Ertrag von vier Prozent übertrifft, ist ebenfalls ein Grund, ihn mal schnell von der Kaufliste zu streichen. Denn ein solches Produkt hilft Frauen nicht, sondern ärgert sie nur.

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