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Staatsanleihen Hedgefonds meiden Deutschland

Pimco hat den Reigen bloß eröffnet: Hedgefonds zweifeln an der Kreditwürdigkeit Deutschlands und trennen sich von Staatsanleihen. Sie fürchten, dass die Bundesrepublik mit den Krisenstaaten untergeht.

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S&P droht Italien, Irland wird hochgestuft
Für Frankreich zeigt sich S&P etwas zuversichtlicher, obwohl sich am Rating („AA“) und dem stabilen Ausblick nichts änderte. Die Regierung habe Maßnahmen zur Reduzierung der Arbeitskosten und Unternehmensbesteuerung ergriffen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Landes zu verbessern, schreibt S&P. Zudem deuteten staatliche Ausgabenkürzungen darauf hin, dass die zweitgrößte Euro-Volkswirtschaft ihr Haushaltsdefizit schrittweise reduzieren werde. Die Staatsverschuldung bleibe aber hoch und werde bis 2017 noch wachsen. Rating (S&P): AAAusblick: stabil Quelle: dpa
Zypern wurde von der Wirtschaftskrise enorm mitgenommen, gerade der aufgeblähte Bankensektor des Inselstaats machte ihm in der Dynamik der Krise schwer zu schaffen. Die Bewertung des Krisenlands wurde von S&P nun um eine Stufe auf „B“ erhöht, Fitch hob den Ausblick für das Rating („B-“) auf positiv an. Bei beiden Agenturen liegt die Kreditnote klar im sogenannten Ramschbereich, der spekulative Anlagen kennzeichnen soll. Die positiven Ausblicke lassen aber Aufstufungen erwarten - vorausgesetzt, das Land erfüllt weiterhin die Auflagen der internationalen Geldgeber, die Zypern seit dem vergangenem Jahr finanziell stützen. Rating (S&P): BAusblick: positiv Quelle: AP/dpa
Standard & Poor's (S&P) hat das lang- und kurzfristige Fremdwährungsrating für die Ukraine gesenkt. Die Bewertung sei von „B-/B“ mit einem negativen Ausblick herabgestuft worden, teilten die US-Bonitätswächter mit. Hintergrund sei die derzeitige politische Instabilität in dem Land. Seit Wochen demonstrieren Regierungsgegner gegen die Regierung. Präsident Viktor Janukowitsch steht unter anderem wegen eines harten Vorgehens der Sicherheitskräfte gegen Demonstranten in der Kritik. Auslöser war die kurzfristige Ablehnung eines über Jahre hinweg vorbereiteten Abkommens zwischen der Ukraine und der Europäischen Union. Janukowitsch will das Land stattdessen enger an Russland binden. Rating (S&P): „CCC+/C“Ausblick: negativ Quelle: AP
Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat Irland gute Bonitätsnoten in Aussicht gestellt. Der Ausblick für das Rating bleibt positiv. S&P begründete die positive Haltung mit verbesserten Wachstumsaussichten des Landes. Im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2016 erwartet die Agentur ein Wirtschaftswachstum von 2,7 Prozent. Bisher war sie nur von 2,0 Prozent ausgegangen. S&P lobt die Reform- und Sparpolitik des Landes. Die Agentur erwartet eine weiterhin starke Auslandsnachfage und eine anhaltende Erholung der Binnenwirtschaft. Die hohen Investitionen aus dem Ausland stützten die Binnenwirtschaft. Gefahren sieht S&P vor allem noch im Bankensektor. Rating (S&P): A+Ausblick: positiv Quelle: dpa
Portugal droht erst einmal keine weitere Abstufung durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P). Die Bonitätsnote des Landes stehe nicht mehr unter verschärfter Beobachtung, teilte S&P mit. Portugal dürfte trotz einiger politischer Probleme 2013 das Ziel einer Neuverschuldung von 5,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) erreicht haben, schreiben die Experten. In diesem Jahr will Portugal dann die neuen Schulden auf vier Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung senken. Dies halten die S&P-Experten für möglich. Derzeit bewertet Standard & Poor's Portugal mit der Note „BB“. Das ist die zweite Stufe des sogenannten Ramsch-Niveaus, das spekulative Anlagen kennzeichnen soll. Der grundsätzliche Ausblick bleibe negativ. Rating (S&P): BBAusblick: negativ Quelle: dpa
Alenka Bratušek, seit Anfang 2013 Ministerpräsidentin von Slowenien, muss sich nach wie vor mit einer Bankenkrise und den hohen Schulden ihres Landes befassen. Ein Hilfsprogramm ist nach Einschätzung der EU-Kommission aber nicht von Nöten, solange das Bankensystem reformiert und das Reformtempo hoch gehalten wird. Im Rating von Standard & Poor's schneidet der osteuropäische Staat von den kriselnden noch mit am besten ab. Die Agentur bleibt bei ihrer Einschätzung, dass Sloweniens Kreditwürdigkeit auch künftig stabil bleiben wird. Rating (S&P): A+Ausblick: stabil Quelle: AP
Als Malta 2008 den Euro einführte, war das Land eines der kreditwürdigsten unter den neuen Mitgliedsstaaten. Auch heute gibt es für die Insel noch immer relativ gute Noten. Ratings: BBB+ Ausblick: stabil Quelle: REUTERS

Vor gut einer Woche wurde es dem Vermögensverwalter Pimco zu heiß. Die ständigen Rettungsaktionen der Bundesrepublik gefährden die eigene Bonität, der Retter drohe mitunterzugehen. "Deutschland verliert durch die zunehmenden Risiken an Qualität", bestätigte Andrew Bosomworth, Fondsmanager und Deutschland-Chef bei Pimco. Nun ziehen andere Großinvestoren nach. So sagte Jamil Baz, Investmentchef beim Hedgefonds GLG Partners, bei der GAIM 2012-Konferenz in Monaco, dass er sehr pessimistisch gestimmt sei, was die europäische Schuldenkrise angeht: "Die Krise hat gerade erst begonnen." Es werde noch sehr lange dauern, bis die Schuldenkrise ihren Höhepunkt erreicht. "Und mit sehr lange meine ich 15 bis 20 Jahre", sagte er.

Fragen und Antworten zur Kreditwürdigkeit

Die Auswirkungen der Krise werden verheerend seien, orakelte er - dementsprechend gefährlich werde das Engagement in die Anleihen der Euro-Staaten. Und da gehört Deutschland nun mal dazu. Die betroffenen Länder würden nun darum kämpfen, dass Investoren wie GLG Partners ihre Anleihen kaufen, sagte Baz. Und er ist nicht der einzige, der so denkt: Rund die Hälfte der Hedgefonds-Manager, die an der Branchenkonferenz teilnahmen, äußerten sich gegenüber der Financial Times England ähnlich pessimistisch. Sie gehen davon aus, dass sich die Renditen für deutsche Staatsanleihen binnen eines Jahres verdoppeln werden. Auch ein Ex-Goldman Sachs-Banker sagte, dass Deutschland sich nicht ewig mit günstigem Kapital versorgen könne.

Zwar haben zehnjährige Bundesanleihen derzeit eine vergleichsweise niedrige Rendite von 1,53 Prozent. Anfang Juni waren es jedoch noch 1,13 Prozent. Das zeigt, wie nervös die Anleger werden. Es sieht ganz so aus, als könnten künftig einige Investoren dem Beispiel Pimcos folgen. Das war noch vor wenigen Wochen für Analysten völlig ausgeschlossen: "Sollte ein Bruch der Euro-Zone wahrscheinlicher werden, wären deutsche Bonds erst recht wieder Zufluchtsort,“ sagten die Analysten der Metzler Bank.


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