Start-up-Investments Berlin verhilft Europa zum Venture-Capital-Rekord

Europäische Start-ups hab 2019 so viel Wagniskapital eingesammelt wie noch nie. Quelle: imago images

Immer mehr Risikokapital fließt auf den alten Kontinent, während die USA verlieren. Berlin liegt mit 4,5 Milliarden Dollar auf Platz Sechs der weltweit größten Investitionssummen in Start-ups.

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Berlin hat sich auf der weltweiten Landkarte bei der Finanzierung von jungen Unternehmen inzwischen fest etabliert. Die deutsche Hauptstadt zog 2019 umgerechnet 4,5 Milliarden Dollar an Risikokapital an (englisch: Venture Capital). Das zeigt eine gemeinsame Studie des britischen Unternehmernetzwerkes Tech Nation und der Venture-Capital-Plattform Dealroom.co, die wiwo.de exklusiv vorliegt. Demnach liegt Berlin auf Platz sechs der weltweiten Start-up-Investitionen, hinter der Bay Area rund um San Francisco (43,5 Milliarden Dollar an Investments), Peking (16 Milliarden), New York (14,4 Milliarden), London (9,7 Milliarden) und Shanghai (7,3 Milliarden). Die deutsche Hauptstadt zog damit deutlich mehr Geld an als etwa das siebtplatzierte Paris mit 3,3 Milliarden Dollar. Sehr achtbar auf Platz neun hinter Stockholm folgt München. In Start-ups an der Isar pumpten Investoren vergangenes Jahr 1,5 Milliarden Dollar an Wagniskapital. Noch auf Platz 22 findet sich Hamburg, das allerdings gerade einmal 200 Millionen Dollar anzog.

USA und China mit Einbruch

Auf dem alten, oft totgesagten Kontinent Europa fanden Investoren 2019 offenbar so viele Investmentchancen wie nie: Rekordhohe 39 Milliarden Dollar zogen junge Unternehmen an, vornehmlich in Großbritannien, Deutschland und Frankreich, deren Risikokapitalmärkte um 44, 41 und 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegten. Nach Deutschland flossen der Studie zufolge 7,0 Milliarden, nach Großbritannien 13,2 Milliarden und nach Frankreich 5,2 Milliarden Dollar. In den USA dagegen sackten Unternehmen ein Fünftel weniger an Venture Capital ein. Mit 116 Milliarden Dollar bleiben die Vereinigten Staaten dennoch Weltspitze. China, mit einem Einbruch an Risikokapital von fast zwei Dritteln, fiel mit nur noch 33,5 Milliarden Dollar an Wagniskapitalinvestments sogar hinter Europa zurück.

Von Brexit keine Spur

Obwohl Großbritannen demnächst die EU verlassen soll, ist London nach wie vor der führende Standort in Europa für wachstumsstarke Technologieunternehmen. Rund um den Tower finden sich inzwischen 46 sogenannte „Einhörner“ (Unicorns), junge Unternehmen, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet sind. Rund ums Brandenburger Tor sind es deren zwölf, am Eiffelturm elf und an den Amsterdamer Grachten finden sich neun Unicorns. Darüber hinaus wies Großbritannien vor Deutschland und Frankreich den größten Mix aus ausländischen und inländischen Investoren auf. Fast die Hälfte der britischen Investitionen stammten von US-amerikanischen und asiatischen Investoren, der britische Technologiesektor überholte kürzlich sogar die USA bei den Pro-Kopf-Auslandsinvestitionen.

Warum Berlin nicht der einzige Start-up-Hotspot Deutschlands ist

Milliarden für wilde Brit-Banken

Kein Wunder, dass in Sachen Fintech ebenfalls die Londoner City vorne liegt. Junge wilde Brit-Banken erhielten im vergangenen Jahr 5,4 Milliarden Dollar, das ist das Dreifache des Betrags, den die Fintech-Branche in Deutschland anzog. In England erhielt alleine das Fintech Greensill fast 1,5 Milliarden Dollar, unter anderem von der japanischen Softbank. Großbritannien zählt damit aktuell 77 Einhorn-Unternehmen, das sind doppelt so viele wie in Deutschland (34) oder fast viermal so viele wie in der „Start-up-Nation“ Israel (20). Zu den von Tech Nation und Dealroom.co als zukünftige Einhörner eingeschätzten Start-ups gehören das Einplatinencomputer-Unternehmen Raspberry Pi, die Fintechs Atom Finance und Starling Band sowie das Kinderunterhaltungsunternehmen Moonbug.

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