
Der großangelegte Abbau von 5200 Stellen bis 2016 ist noch nicht abgeschlossen, da kommt schon die nächste Sparrunde auf die Mitarbeiter der Commerzbank zu. Nach Medienberichten sollen nun zusätzlich hunderte Jobs in der zentral abgewickelten Finanzbuchhaltung wegfallen. Allerdings: Die Aufgaben könnten dann von Billigtöchtern der Commerzbank erledigt werden, die effizienter arbeiten und ihren Mitarbeitern weniger zahlen.
Angesichts des noch laufenden Sparprogramms sowie des bereits abgeschlossenen Personalabbaus nach der Übernahme der Dresdner Bank 2008 sieht die nun diskutierte Maßnahme überschaubar aus. Aber Deutschlands zweitgrößte Bank läge damit voll im Trend der Branche, denn spezialisierte Servicegesellschaften mit hoch industrialisierten Arbeitsabläufen und ohne Bindung an den teuren Bankentarif gewinnen immer mehr an Bedeutung.
So hat der Branchenführer Deutsche Bank nach der Übernahme der Postbank 10000 Mitarbeiter in einer konzerneigenen Dienstleistungsgesellschaft gebündelt, um dank einheitlicher Prozesse, aber auch wegen geringerer Personalkosten zu sparen. Ihren bereits eingeschlagenen Sparkurs will die Deutsche Bank angeblich sogar noch verschärfen.
Das Geschäftsjahr 2013 der Commerzbank
Die Bank erwirtschaftete Erträge in Höhe von 9,27 Milliarden Euro und erzielte ein operatives Ergebnis in Höhe von 725 Millionen Euro (2012: 1,17 Milliarden Euro). Der Gewinn nach Steuern betrug 78 Millionen Euro (-47 Millionen Euro im Jahr 2012).
Mit modernen Filialen und einem runderneuerten Online-Banking will die Commerzbank im Privatkundengeschäft in die Spur finden. Das operative Ergebnis der Sparte lag 2013 mit 225 Millionen Euro fast exakt auf dem Vorjahreswert. Im vierten Quartal gab es ein operatives Plus von 60 Millionen Euro (nach 25 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum).
Im Geschäft mit Mittelstandskunden ist die Commerzbank einer der wesentlichen Akteure auf dem deutschen Markt. Das operative Ergebnis schrumpfte 2013 auf 1,1 Milliarden Euro (nach 1,6 Milliarden Euro im Jahr 2012). Die Risikovorsorge – Rückstellungen für vom Ausfall bedrohte Kredite – lag bei 470 Millionen Euro. Im Jahr 2012 hatten Sondereffekte zu einer Risikovorsorge nahe null geführt.
In diesem Segment ist vor allem das Engagement der Commerzbank in Polen erfasst. Die Tochter „mBank“ ist dort als Direktbank aktiv. Das operative Ergebnis lag 2013 bei 254 Millionen Euro und damit etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die Bank Forum in der Ukraine hatte die Commerzbank 2012 bereits verkauft.
Im Segment „Corporates & Markets“ gab es einen Anstieg des operativen Ergebnisses auch wegen eines positiven Effekts bei der Bewertung eigener Verbindlichkeiten. Notieren die Anleihen von Banken an den Kapitalmärkten schwächer, hat das einen positiven Effekt auf die Bilanz – denn dann kann der Wert der Verbindlichkeiten niedriger angesetzt werden. Insgesamt kletterte das operative Ergebnis 2013 von 202 auf 778 Millionen Euro.
Im Segment „Non-Core Assets“ fasst die Bank Wertpapiere zusammen, die als Altlast aus der Finanzkrise gesehen werden oder aus der missglückten Übernahme der Immobilienbank Eurohypo stammen. Der Abbau der Positionen sei 2013 schneller voran gegangen als zunächst erhofft. Die Bestände sollten auf 125 Milliarden Euro schrumpfen – tatsächlich landete die Bank bei 116 Milliarden Euro.
Schon im Mai hatte Commerzbank-Personalvorstand Frank Annuscheit im WirtschaftsWoche-Interview angekündigt, dass in den bankeigenen Servicetöchtern in diesem Jahr etwa 300 neue Mitarbeiter hinzukommen sollen. Derzeit beschäftigt die Commerzbank in ihren Dienstleistungsgesellschaften rund 2000 Mitarbeiter. Diese Bereiche wickeln immer mehr Aufgaben ab. Eine Auslagerung von bisher auf Konzernebene geführten Querschnittsdiensten wie der Buchführung wäre also durchaus plausibel.
Die Gewerkschaften haben kürzlich Lohnerhöhungen von 4,5 Prozent für die Tarifbeschäftigten im Bankgewerbe durchgesetzt. Gleichzeitig hat die Arbeitnehmerseite die von den Bankarbeitgebern vehement geforderte Samstagsarbeit wegverhandelt.
Beides waren gute Nachrichten für die Bankbeschäftigten, jedenfalls für diejenigen, die sich noch eines Tarifvertrags erfreuen können. Mit Verlagerungen von Jobs in Billigtöchter versuchen die Banken daher, den Druck auf ihre Mitarbeiter zu erhöhen. Denn in den Servicefabriken wird nicht nur schlechter gezahlt. Auch lassen sich flexible Arbeitszeiten viel leichter durchdrücken als bei den tarifgebundenen Mutterunternehmen.
Hinter dem Sparkurs der Banken steht aber mehr als nur das Taktieren zwischen den Tarifparteien. Vor allem sind es ökonomische Megatrends, die Banken zum radikalen Kostendrücken zwingen: Die Digitalisierung und Automatisierung macht Mitarbeiter in vielen Bereichen überflüssig. Gerade im personalintensiven Geschäft mit der Beratung privater Kunden führen die rekordniedrigen Zinsen zu immer tiefgreifenden Einschnitten. Und schließlich hat sich im Privatkundengeschäft eine Kostenloskultur eingebürgert, bei der Sparer kein Geld fürs Konto zahlen, sondern stattdessen mit hohen Begrüßungsprämien geködert werden. Besonders die Commerzbank hat sich auf diesem Feld mit auffälligen und teuren Kampagnen hervorgetan.