Stellenstreichungen bei Banken Commerzbank baut noch mehr Jobs ab

Null-Euro-Konten, Minizinsen und teure Tarifverträge zwingen Banken zum Sparen. Dabei spielen Billigtöchter eine immer wichtigere Rolle.

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Ein in Stein eingelassenes Metallschild hängt an der Fassade einer Commerzbank-Filliale in Frankfurt am Main Quelle: dpa

Der großangelegte Abbau von 5200 Stellen bis 2016 ist noch nicht abgeschlossen, da kommt schon die nächste Sparrunde auf die Mitarbeiter der Commerzbank zu. Nach Medienberichten sollen nun zusätzlich hunderte Jobs in der zentral abgewickelten Finanzbuchhaltung wegfallen. Allerdings: Die Aufgaben könnten dann von Billigtöchtern der Commerzbank erledigt werden, die effizienter arbeiten und ihren Mitarbeitern weniger zahlen.

Angesichts des noch laufenden Sparprogramms sowie des bereits abgeschlossenen Personalabbaus nach der Übernahme der Dresdner Bank 2008 sieht die nun diskutierte Maßnahme überschaubar aus. Aber Deutschlands zweitgrößte Bank läge damit voll im Trend der Branche, denn spezialisierte Servicegesellschaften mit hoch industrialisierten Arbeitsabläufen und ohne Bindung an den teuren Bankentarif gewinnen immer mehr an Bedeutung.

So hat der Branchenführer Deutsche Bank nach der Übernahme der Postbank 10000 Mitarbeiter in einer konzerneigenen Dienstleistungsgesellschaft gebündelt, um dank einheitlicher Prozesse, aber auch wegen geringerer Personalkosten zu sparen. Ihren bereits eingeschlagenen Sparkurs will die Deutsche Bank angeblich sogar noch verschärfen.

Das Geschäftsjahr 2013 der Commerzbank

Schon im Mai hatte Commerzbank-Personalvorstand Frank Annuscheit im WirtschaftsWoche-Interview angekündigt, dass in den bankeigenen Servicetöchtern in diesem Jahr etwa 300 neue Mitarbeiter hinzukommen sollen. Derzeit beschäftigt die Commerzbank in ihren Dienstleistungsgesellschaften rund 2000 Mitarbeiter. Diese Bereiche wickeln immer mehr Aufgaben ab. Eine Auslagerung von bisher auf Konzernebene geführten Querschnittsdiensten wie der Buchführung wäre also durchaus plausibel.

Die Gewerkschaften haben kürzlich Lohnerhöhungen von 4,5 Prozent für die Tarifbeschäftigten im Bankgewerbe durchgesetzt. Gleichzeitig hat die Arbeitnehmerseite die von den Bankarbeitgebern vehement geforderte Samstagsarbeit wegverhandelt.

Beides waren gute Nachrichten für die Bankbeschäftigten, jedenfalls für diejenigen, die sich noch eines Tarifvertrags erfreuen können. Mit Verlagerungen von Jobs in Billigtöchter versuchen die Banken daher, den Druck auf ihre Mitarbeiter zu erhöhen. Denn in den Servicefabriken wird nicht nur schlechter gezahlt. Auch lassen sich flexible Arbeitszeiten viel leichter durchdrücken als bei den tarifgebundenen Mutterunternehmen.

Hinter dem Sparkurs der Banken steht aber mehr als nur das Taktieren zwischen den Tarifparteien. Vor allem sind es ökonomische Megatrends, die Banken zum radikalen Kostendrücken zwingen: Die Digitalisierung und Automatisierung macht Mitarbeiter in vielen Bereichen überflüssig. Gerade im personalintensiven Geschäft mit der Beratung privater Kunden führen die rekordniedrigen Zinsen zu immer tiefgreifenden Einschnitten. Und schließlich hat sich im Privatkundengeschäft eine Kostenloskultur eingebürgert, bei der Sparer kein Geld fürs Konto zahlen, sondern stattdessen mit hohen Begrüßungsprämien geködert werden. Besonders die Commerzbank hat sich auf diesem Feld mit auffälligen und teuren Kampagnen hervorgetan.

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