Stelter strategisch

Notenbanken - Totengräber der Marktwirtschaft

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Abnehmende private Kontrolle der Produktionsmittel

Die Bank of Japan hat bisher börsengehandelte Indexfonds (ETF) im Volumen von 127 Milliarden US-Dollar aufgekauft und wird schon nächstes Jahr über drei Prozent der Tokioter Börse besitzen. Wie auch bei den Anleihen gilt auch hier, dass das Vorhandensein eines Käufers mit unbegrenzter Kaufkraft als solches schon einen Preisanstieg mit sich bringt.

Doch nicht nur die Preisfindung wird hierdurch gestört. Hinzu kommt eine abnehmende private Kontrolle der Produktionsmittel. Die Notenbanken werden sich sicherlich nicht in die Geschäftspolitik der Unternehmen einmischen, an denen sie beteiligt sind. Das Management wird immer mehr – wie auch im Sozialismus – einer Kontrolle aus ökonomischer Sicht entzogen.

Nun kann man sicherlich einwenden, dass die (bisher) geringen Anteile die von Notenbanken direkt oder indirekt gehalten werden, keine so große Rolle spielen. Hinzu kommt aber der mehrfach an dieser Stelle kritisierte Boom der Indexfonds. Auch an diesem Boom trägt die Politik der Notenbanken entscheidende Mitschuld. Zum einen hat die Geldschwemme der vergangenen Jahre alle Boote steigen lassen, was es für aktive Manager (noch) schwerer macht, den Markt zu schlagen (nicht unmöglich!), zum anderen werden die Kosten in einem Umfeld tiefer Zinsen zu einem entscheidenden Performance-Treiber.

Das sind die größten Anlegerfehler
Privatanleger machen vermeidbare Fehler Quelle: REUTERS
Mangelnde Streuung Quelle: REUTERS
Fehler 1: Mangelnde Streuung Quelle: AP
Fehler 1: Mangelnde Streuung - Gegenmittel Quelle: dpa
Fehler 2: Aktien-Picken - Befund Quelle: dpa
Fehler 2: Aktien-Picken - Folgen Quelle: dpa
Fehler 2: Aktien-Picken - Gegenmittel Quelle: dpa

Das billige Geld treibt Investoren in die vermeintlich sicheren Indexfonds. Diese üben jedoch keine Kontrollfunktion aus, sondern kaufen das, was im Index ist und an Wert gewinnt. An die Stelle von Kontrolle tritt also institutionalisiertes Herdenverhalten und Desinteresse an den tatsächlichen Handlungen des Managements. Treibt dieses durch kurzfristiges Financial Engineering den Kurs der Aktie nach oben, führt diese zu weiteren Käufen, keinem kritischen Hinterfragen der Situation.

Geldsozialismus setzt sich fort

Allen Beteuerungen zum Trotz werden die Notenbanken der westlichen Welt den eingeschlagenen Kurs weiter fortsetzen. Spätestens bei einer Rezession oder einer von externen Faktoren (Korea?) ausgelösten erneuten Krise an den Finanzmärkten werden die Notenbanken noch aggressiver in den Märkten intervenieren.

Doch was tun als Anleger?  Nichts kaufen, weil alle Preise manipuliert sind, ist keine Strategie. Wir müssen uns damit abfinden, dass am Ende dieses Spiels die Autorität der Notenbanken und das Vertrauen in die vorherrschende Geldordnung ruiniert sein werden. Deshalb dürfte Geld am Schluss das schlechteste aller Investments sein. Zwischenzeitlich dürfte eine erhöhte Liquidität jedoch eine Möglichkeit bieten, bei Korrekturen an den Märkten gezielt zuzukaufen. Dabei bleibe ich weiterhin bei meiner Empfehlung, je 25 Prozent in Gold, Aktien, Immobilien und Liquidität zu halten. Zur Zeit dürfte von diesen vier Bereichen Gold das am wenigsten manipulierte Asset sein.

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