Die Politik wird unter der Überschrift „soziale Gerechtigkeit“ mit immer weitergehenden Regulierungen in die Märkte eingreifen. Die Mietpreisbremse gibt einen guten Vorgeschmack. Wie wäre es mit der Anpassung der Miete an die finanzielle Leistungsfähigkeit für langjährige Mieter im Rentenalter?
Auf Ebene der EU gilt dasselbe. Statt die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, wird an Umverteilung und Schuldensozialisierung gearbeitet. Die Solidarität in Europa wird uns Deutsche in Zukunft noch einiges kosten. Schätzungen von rund einer Billion Euro dürften nicht zu hoch gegriffen sein.
Ist es angesichts dieser Bestandsaufnahme wirklich vernünftig, mit dem Großteil des eigenen Vermögens in Europa investiert zu sein? Es sieht nicht so aus. Höhere Abgaben und mehr Umverteilung schlagen sich in tieferen Preisen für Vermögenswerte nieder. Zugleich sinkt die Nachfrage nach Immobilien bei schrumpfender Bevölkerung. Die Befürworter von Immobilieninvestitionen verweisen hier immer als Gegenargument auf die weiter wachsende Anzahl an Haushalten, weil immer mehr Menschen alleine leben. Dies ist nichts anderes als eine simple Fortschreibung eines Trends. Doch was ist, wenn sich immer weniger Menschen eine eigene Wohnung leisten können?
Zugleich wird die Inflationsrate anziehen. Eine Studie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zeigt, dass die Inflation steigt, sobald immer weniger Menschen als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. Diese Inflation wird die Kaufkraft weiter schmälern, was ebenfalls negativ auf die Vermögenspreise wirken dürfte.
Andere Regionen der Welt bieten dagegen weitaus bessere Aussichten. Die aufstrebenden asiatischen Staaten – mit Ausnahme von China, wo die Bevölkerung ebenfalls beginnt zu schrumpfen – stehen dabei vor einer zweifachen demographischen Dividende: wachsende Bevölkerungen und steigende Bildungsstandards. Selbst die USA bleiben unter demographischen Gesichtspunkten relativ attraktiver. Zudem gelingt es den USA nach wie vor, die Talente der Welt anzulocken und so die Innovationsfähigkeit der Wirtschaft zu erhalten; man blicke nur nach Silicon Valley.
Wenn gilt, dass Diversifikation die beste Strategie zur Vermögenssicherung ist, dann muss dies nicht nur für die verschiedenen Assetklassen (also Aktien, Anleihen, Gold, Immobilien und Liquidität) gelten, sondern auch für die regionale Ausrichtung. Je ein Drittel für Europa, die USA und den Rest der Welt ist eine vernünftige Formel. Werfen Sie einen Blick auf ihr Vermögen, und Sie werden eine erhebliche Unwucht feststellen.
Die Taktiker werden nun einräumen, dass europäische Aktien doch gerade im internationalen Vergleich heute billig sind und deshalb eigentlich übergewichtet werden sollten. Der Stratege hält dagegen: Nur weil etwas billig ist, bedeutet es nicht automatisch, dass es nicht auch billig bleibt. Schon gar nicht angesichts der zugrunde liegenden Trends.
Daniel Stelter ist Ökonom, langjähriger Unternehmensberatung sowie Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Forums „Beyond the Obvious“, das Antworten auf die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Fragen unserer Zeit sucht.