Ohne eine zunehmende Verschuldung wäre eine Entwicklung der Vermögenswerte wie wir sie erleben gar nicht möglich. Und ohne die immer wiederkehrende Intervention durch Politik und Notenbanken wäre sie auch schon längst am Ende. Denn auch im Immobilienmarkt gilt, wie für die Börse, dass es irgendwann zu einer raschen und dramatischen Trendumkehr kommt, spätestens, wenn die Verschuldungskapazitäten erschöpft sind.
Doch immer wenn eine solche – dringend erforderliche! - Bereinigungskrise einsetzte, wurde die Kreditvergabe erleichtert und die Zinsen gesenkt. Immer weniger kostet es, in die Spekulation auf ewig steigende Vermögenswerte einzusteigen.
Die Ursache für die Vermögensungleichheit liegt folglich in unserem Geldsystem und in einer Politik, die alles daran gesetzt hat, das Spiel auf Kredit bis zum Exzess auszuweiten. Wer also die Vermögensungleichheit bekämpfen will, muss die Systemfrage stellen. Nur mit weniger Kredit und höheren Kosten (mehr Eigenkapital, höhere Zinsen) kann die Entwicklung umgekehrt werden.
Politik scheut Systemwechsel
Ideen für einen solchen Systemwechsel gibt es durchaus. In der Schweiz steht beispielsweise eine Volksabstimmung für die Umstellung auf ein Vollgeldsystem an. Eine sehr interessante Diskussion, die auch bei uns geführt werden sollte. Schon in den 1930er Jahren wurden entsprechende Modelle im Angesicht der durch zu hohe Schulden ausgelösten Weltwirtschaftskrise diskutiert.
Der Widerstand gegen einen Systemwechsel ist erheblich, würden doch die Banken ihre Geschäftsgrundlage verlieren. Dabei wird vor allem damit gedroht, dass eine Einschränkung der Kreditvergabe das Wirtschaftswachstum dämmen würde. Kurzfristig mag das so sein, langfristig jedoch nicht, werden doch nur 40 Prozent der Kredite für andere Zwecke vergeben, als den Kauf von Immobilien. Zieht man andere konsumtive Kredite ab, dürfte der Anteil der wirklich für die Realwirtschaft erforderlichen Kredite bei eher 20 Prozent liegen. Man kann also sehr wohl die Kreditvergabe einschränken, ohne die Realwirtschaft zu belasten. Man muss es nur wollen.
Die beliebtesten Anlageformen
2015 hat das Sparbuch die Lebensversicherung als beliebteste Geldanlage abgelöst. Mehr als 50 Prozent der Deutschen besitze eines.
Die Lebensversicherungen und privaten Rentenversicherungen hat es 2015 schwer gebeutelt. Waren es 2014 noch rund 58 Prozent der Deutschen, die eines besaßen, sank diese Zahl auf 49 Prozent. Das bedeutet den Verlust der Spitzenposition.
Einen leichten Zuwachs konnte das Tagesgeld verzeichnen. 48 Prozent aller Deutschen hatten 2015 Teile ihres Vermögens in dieser Anlageform. Trotz der wenig erquicklichen Zinsen.
Der Bausparvertrag als vermeintlicher Inbegriff der Spießigkeit legt in 2015 ein wenig in der Gunst der Kunden zu. Etwa 41 Prozent der Deutschen besitzen einen und das heißt Platz 4.
Fondsanteile für die Börse oder an Immobilien haben etwa 32 Prozent der Deutschen zur Zeit.
Der Sparbrief gewann 2015 im Gegensatz zum Vorjahr an Fans und liegt auf Platz 6. Etwa 18 Prozent aller Deutschen besitzen einen.
Es gibt Börsenberichte, Börsentipps, der Wert des Dax ist allenthalben Themen. Nur Aktien kaufen, das behagt den Deutschen nicht so recht. Lediglich etwa 17 Prozent besaßen 2015 welche. Immerhin: Mehr als 2014.
15 Prozent aller Deutschen haben Festgeld. Der Wert blieb stabil.
Es glänzt, es beflügelt Phantasien, es hat Anziehungskraft. Doch 2015 haben viele Deutsche ihr Gold oder ihre Goldzertifikate verkauft. Nur noch vier Prozent aller Deutschen besitzen eines von beiden, das Jahr zuvor waren es noch doppelt so viele.
Doktern an Symptomen
Die Politik wird die durch eigenes Tun herbeigeführte Vermögenspreisexplosion letztlich durch andere Maßnahmen bekämpfen, die so oder so für die Vermögenden schmerzhaft sein werden. Höhere Vermögenssteuern, Sondersteuern, wie die von den Beratern des französischen Präsidenten Macron in die Diskussion gebrachte Teil-Enteignung von Immobilien ,Vermögensabgaben.
Noch ist es bei uns nicht soweit wie in Saudi Arabien, wo begründet mit echter oder vermeintlicher Korruption mehrere Hundert vermögende Bürger in Hotels eingesperrt wurden, um Vermögensabgaben von bis zu 70 Prozent zu erpressen. Auf diese Weise sollen bis zu 300 Milliarden Dollar in die leeren Kassen des Staates fließen.
Die Geschichte ist voller Beispiele der Sanierung klammer Staaten durch die (partielle) Enteignung der Gläubiger und Vermögenden. Getrost dürfen wir davon ausgehen, dass es auch bei uns nur eine Frage der Zeit ist, bevor Maßnahmen in diese Richtung ergriffen werden.
Aus Sicht der Betroffenen gibt es außer der konsequenten Wohnsitzverlagerung keine Möglichkeit, dem staatlichen Zugriff zu entgehen. Für Immobilienbesitzer ist dieser Ausweg ohnehin versperrt. Umso wichtiger, dass wir auf das drängen, was wirklich wichtig ist: eine Abkehr von der Droge billigen Geldes und der Illusion von Vermögen auf Kredit.