Stelter strategisch

Reich werden im Crash ist nicht so leicht

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Besser in Anti-Bubbles investieren

Doch was tun, wenn die Blase offensichtlich ist? Was, wenn man auf die Börsen blickt und feststellt, dass diese nur noch von den USA und dort von wenigen Werten gezogen werden? Was, wenn man den Zinsanstieg in den USA als das sieht, was er bisher immer war: als Auslöser für eine Rezession in den USA oder eine Krise in den Schwellenländern? Beides Szenarien, die mit fallenden Kursen einhergehen.

Profis rät Arnott, sich vorsichtig von den Wettbewerbern abzusetzen und zwar in einem Umfang, der zu einer maßvollen Underperformance führt, falls man (zeitweise) falsch liegt. Konkret auf heute bezogen bedeutet dies, weniger der hoch bewerteten und überkauften FAANG Werte im Portfolio zu haben. Verhalten sich viele Investoren so vorsichtig – und aus eigenem Karriereinteresse werden sie es wohl tun - verlängert dieses vorsichtige Abweichen die Blasen allerdings.

Dem professionellen Investor dürfte das letztlich egal sein, sichert er durch sein abgemindertes Verhalten doch seinen Job.

Noch besser ist es, nach den „Anti-Bubbles“ zu suchen. Also Märkte die deutlich unterbewertet sind, weil sie gerade unter Druck oder unbeliebt sind. Im Jahre 2009 waren das Junk Bonds und Finanzwerte. Natürlich gab es da auch einige Pleiten und Ausfälle, der Sektor als Ganzes war auf jeden Fall ein Kauf. Heute sind die unpopulärsten Investments nach der jüngsten Umfrage der Bank of America unter anderem:

  • Schwellenländer
  • Großbritannien
  • Rohstoffe
  • Energie
  • Eurozone

Wer also nach einer Strategie sucht, mit der Überbewertung in vielen Märkten umzugehen, sollte eher sein Portfolio in jenen Bereichen aufstocken, die von der Herde vernachlässigt werden. Ich denke beispielsweise, dass Großbritannien auf mittlere Sicht deutlich besser dastehen wird („2030 wünschen wir uns vielleicht, wir wären ausgetreten“), als von vielen Beobachtern heute erwartet und vor allem besser als wir, die wir uns in der Illusion des „reichen Landes“ verlieren, während unsere Politiker den Wohlstand des Landes verbrauchen, statt die Grundlagen für die Zukunft zu legen.

Auch in den Schwellenländern liegt trotz der aktuellen Turbulenzen langfristig mehr Potenzial. Die doppelte Dividende aus Bevölkerungswachstum und besserer Bildung schlägt den demografischen und bildungsmäßigen Niedergang hierzulande.

Wer auf Anti-Bubbles setzt, hat die Zeit auf seiner Seite, ganz anders als beim Versuch gegen die Blasen zu wetten. So interessant es sein mag, über den Zeitpunkt des Einbruchs zu spekulieren, so wenig praktischen Nutzen hat es. Anti-Bubbles verdienen derweil Geld.

Was tun beim System-Kollaps?

„Alles schön und gut“ werden an dieser Stelle jene denken, die sich Sorgen machen, dass der nächste Einbruch an diesen von Notenbanken aufgeblasenen Vermögensmärkten den ultimativen Margin Call auslösen wird und das System zum Einsturz bringt. Armageddon also. Ganz ausschließen kann man das nicht, wie die Finanzkrise zeigt, wo nicht mehr viel gefehlt hat. Doch was ist die Investmentstrategie für einen solchen Fall?

Es gibt in einem Mega-Crash kein sicheres Investment. Nicht mal Bargeld und Gold sind dann sicher. Bargeld kann über Nacht für ungültig erklärt werden. Gold im Preis drastisch verfallen und privater Goldbesitz gleich ganz verboten werden. Alles schon mal dagewesen. Anleger sollten natürlich Gold als Absicherung im Portfolio haben, aber nicht davon ausgehen, dass sie wirklich als große Gewinner im Fall der Fälle dastehen. In einer Folge der genialen Fernsehserie „Der Tatortreiniger“ wurde diese Logik herrlich als herzlich naiv entlarvt.

Besser ist es ,sein Geld unter der Annahme anzulegen, dass es eben nicht zum Armageddon-Szenario kommt. Statt auf die Krise zu starren, sollte man seine Energie eher darauf verwenden, jene Assets zu identifizieren, die günstig zu haben sind und damit auf Sicht bessere Erträge bieten. Schon früh habe ich an die goldene Regel erinnert, wonach im Einkauf der Gewinn liegt.

von Malte Fischer, Bert Losse, Kristina Antonia Schäfer, Cornelius Welp

Zeit für Anti-Bubbles

Trotz neuer Rekorde an den US-Märkten ist es höchste Zeit, auf Anti-Bubbles zu setzen. Vieles spricht dafür, dass wir an den Märkten vor deutlich höherer Volatilität stehen. Steigende Zinsen sind ein Gift für hoch verschuldete Volkswirtschaften und hoch geleveragte Finanzmärkte. So wird es auch diesmal wieder sein.

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