Stelter strategisch

Was wäre, wenn der Euro platzt?

Seite 2/3

Chaos in der Eurozone

Deutsche Aktien kämen auch in Euro gerechnet zunächst stark unter Druck. Durch die zu erwartende Aufwertung der neuen Mark würden die Märkte einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit und globalen Marktanteilen erwarten. Dieser Einbruch dürfte jedoch eine hervorragende Möglichkeit sein, sich mit deutschen Qualitätswerten einzudecken. Wer das am 15. Januar dieses Jahres, als die Schweizer Notenbank die Eurobindung aufgab, an der Schweizer Börse gemacht hat, kann sich über schöne Gewinne freuen. Die deutsche Wirtschaft würde zwar erst einmal in eine Rezession fallen. Die Erfahrung der Vergangenheit lehrt jedoch, dass eine starke Währung die Innovationskraft und Produktivität der Wirtschaft fördert. Deshalb wären die mittelfristigen Folgen für die deutsche Wirtschaft und die Unternehmen positiv. Der Staat könnte zugleich mit Investitionsprogrammen die Konjunktur beleben.

Wie stehen Griechenland, Spanien und Co. da?
Bruttoinlandsprodukt, BIP, Griechenland, niedrigsten Stand, Spanien, Irland, Portugal, Wirtschaftskraft, Level
Die Lohnstückkosten sind in Griechenland, Irland und Spanien vergleichbar hoch. Für Griechenland senkt das die Wettbewerbsfähigkeit im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung deutlich herab.
Griechenland, Spanien Arbeitslosigkeit, jeder vierte Erwerbsfähige ohne Arbeit, Portugal, Irland Krise, Anstieg, Eindämmung
Alle vier Länder haben den Abbau der Staatsausgaben verbessert. Besonders Griechenland war hier auf einem guten Weg, bis im Januar Syriza an die Macht kam.
Mit dem Abbau der Staatsverschuldung haben alle vier Länder noch ein Problem und sind noch weit entfernt von einem akzeptablen Stand. Am besten schlagen sich hier Spanien und Irland.
Krisenfolgen, Auflagen, Wende, Irland, Spanien, Portugal, Konjunktur, Reformen, Griechenland, Krise

Nicht im Portfolio haben sollte man Anleihen von Staaten und Unternehmen jener Länder, die im Euro verbleiben. Hier drohen Kursverluste wegen der unmittelbar steigenden Inflationserwartungen. Vermutlich müsste die EZB zunächst  beweisen, dass sie auch ohne deutschen Einfluss keine zu hohe Inflation zulässt. Deutsche Anleihen können hingegen im Portfolio bleiben, weil die Bundesbank zunächst die Zinsen tief halten würde, um den Anpassungsschock für die Wirtschaft und die Aufwertung der neuen Mark in Grenzen zu halten.

Immobilien in Deutschland wären in diesem Fall weniger attraktiv, weil es keinen Grund mehr gäbe, in Betongold zu flüchten. Das gleiche gilt für Gold für in D-Mark rechnende Anleger. Der große Gau wäre vermieden und die Grundlage für eine solide Weiterentwicklung der deutschen Wirtschaft gelegt.

Szenario 2: Italien tritt aus und der Euro endet im Chaos

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis in Spanien, Italien oder Frankreich eine politische Kraft an die Macht kommt, die aus dem Euro heraus will. Mein persönlicher Kandidat ist Italien. Das Land würde am schnellsten und stärksten von einer Rückkehr zur Lira profitieren, steckt seit Jahren in einer Dauerrezession und ist nicht von ausländischem Geld abhängig. Alle Parteien der Opposition befürworten einen Euroaustritt. Zweifellos würde ein solcher Austritt zu breitem Chaos in der Eurozone führen und weitere Länder würden folgen. Aus diesem Grund durfte Griechenland diesen Weg nicht gehen.

Das griechische Sommertheater 2015 lieferte jedoch einen Vorgeschmack darauf, wie ein chaotischer Zerfall des Euros aussehen könnte. Sobald eine eurokritische Regierung an die Macht kommt, beginnt eine massive Kapitalflucht aus dem betreffenden Land. Handelt es sich um ein großes Land wie beispielsweise Italien, würde es rasch auch in anderen Ländern zu einer Kapitalflucht Richtung Deutschland kommen. Die EZB würde diese über Notfallkredite finanzieren, und bei der Bundesbank würden die Target-Forderungen an die Notenbanken der anderen Länder förmlich explodieren.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%