Stelter strategisch
Ethisches Investment: Lohnt es sich? Quelle: dpa

Ethik oder Sünde, welches Investment lohnt sich mehr?

Daniel Stelter Quelle: Presse
Daniel Stelter Unternehmensberater, Gründer Beyond the Obvious, Kolumnist Zur Kolumnen-Übersicht: Stelter strategisch

Immer mehr Fonds setzen auf ethische Investments und schließen etwa Tabak und Waffen sowie neuerdings auch Kohle und Öl aus. Doch was ist lohnender, Ethik oder Sünde?

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Irland hat als erstes Land der Welt seinem staatlichen Investitionsfonds gesetzlich untersagt, in Aktien von Unternehmen zu investieren, die mehr als 20 Prozent ihres Umsatzes mit fossilen Brennstoffen erzielen. Unternehmen, die mit Öl, Kohle, Gas und sogar Torf ihr Geld verdienen, werden aus dem Portfolio verbannt und müssen so schnell wie möglich verkauft werden. Mit diesem Beschluss des irischen Parlaments will das kleine Land, das ansonsten im Klimaschutz weit hinter den anderen Ländern der EU hinterherhinkt, einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Schon zuvor hatte der mit rund einer Billion US-Dollar Vermögen weltgrößte norwegische Staatsfonds beschlossen, nicht mehr in Unternehmen zu investieren, die die Umwelt schädigen. Vorerst betrifft dies Kohleförderer, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis es auch andere fossile Energieträger tangiert. Daneben gibt es bereits unzählige Pensionsfonds, Versicherungen und Investmentfonds, die auf eine Anlage ihres Geldes in diesem Bereich verzichten.

Ethisches Investment ist in

Generell gibt es einen wahren Boom an ethisch motivierten Investmentstrategien. Das geht soweit, dass sogar der weltgrößte Assetmanager Blackrock in seinem Investitionsprozess vorgibt, auf Umweltschutz, soziale Standards und gutes Geschäftsgebaren zu achten. Nicht nur, weil es eine gute Sache ist, sondern weil es sich lohnt. Indizes, die sich auf Unternehmen in den Bereichen Energieeffizienz, Wassertechnologie und andere Umweltschutztechnologien fokussieren, haben den Benchmark geschlagen. Kein Wunder, dass in entsprechende Fonds bei Blackrock schon mehr als sechs Milliarden US-Dollar geflossen sind.

Das hat natürlich weniger mit der ethischen Orientierung als mit der Tatsache zu tun, dass viele Unternehmen in diesem Bereich hohe Wachstumsraten aufweisen und zugleich die Größeneffekte zunehmend zum Tragen kommen. Wie in früheren Kolumnen schon diskutiert, stehen gerade die alternativen Energien vor einem Durchbruch, weil sie sich zunehmend schon ohne Subvention rechnen. Auch bei der Elektromobilität rechnen einige Experten schon bald mit tieferen "Total cost of ownership" für Elektrofahrzeuge im Vergleich zu PKW mit traditionellem Antrieb. Beides treibt Umsatz und Gewinne und damit die Bewertung dieser Unternehmen.

Besonders ausgeprägt ist der Vorteil ethischem Investments in den Schwellenländern. Hier liegt das allerdings vor allem an der Berücksichtigung des Geschäftsgebarens der Unternehmen bei der Aktienauswahl. Es lohnt sich also, um Unternehmen, die mit Betrug und Korruption arbeiten, einen Bogen zu machen.

Die relative Bewertung wird beeinflusst

Je stärker der Trend zu ethischen Investments wird, desto mehr schlägt er sich in der relativen Bewertung der Unternehmen nieder. Schon seit Jahren steigen die Aktien von Unternehmen, die den CO2-Ausstoß reduzieren mehr als die ihrer Wettbewerber. Zunehmend wird die Nichteinhaltung der ethischen Anforderungen von Unternehmen als ein erhebliches Risiko gesehen. Zu groß die Gefahr, dass es zu einer plötzlichen, negativen Überraschung kommt und die Aktie stürzt. Ich bleibe diesbezüglich trotz der herausragenden Performance von Volkswagen bei meiner grundlegenden Skepsis gegenüber Unternehmen und Aktie. Da verzichte ich gerne auf den Ertrag.

Derweil nimmt die Umstellung auf ethische Investmentkriterien immer mehr an Fahrt auf. Schon vor einem Jahr hat der weltgrößte Pensionsfonds, der Japan’s Government Pension Investment Fund (GPIF) mit rund 1300 Milliarden Dollar Anlagevermögen, angekündigt neun Milliarden in entsprechende Indizes zu stecken und den Betrag künftig weiter zu erhöhen. Die Schweizer Rück beabsichtigt das gesamte 130 Milliarden Portfolio nach diesen Kriterien auszurichten. Immer mehr große Assetmanager springen auf den Zug auf und stellen die Investmentprozesse entsprechend um.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%