Platzt die Bewertungsblase an den Finanzmärkten, wäre die nächste Rezession von deutlicher, weltweiter Deflation begleitet, mit einer entsprechenden Welle an Pleiten und Zahlungseinstellungen. Griechenland wäre dagegen nur ein laues Lüftchen. Ein Szenario, in dem man sicherlich gerne etwas Gold besitzt, welches zwar keinen Ertrag verspricht, aber keinem Kontrahentenrisiko unterliegt.
Im umgekehrten Fall gelingt es den Notenbanken, die Vermögenspreisinflation zu einer breiten Inflation in der Realwirtschaft zu machen. In diesem Fall wären erhebliche Inflationsraten die Folge. Auch ein Szenario, in dem Gold zu haben besser ist, als keines zu haben.
Gold ist nur dann nicht attraktiv, wenn alles bleibt wie es ist. Schwaches Wachstum, keine Inflation, hohe Risikobereitschaft in den „Papiermärkten“. Möglich, aber unwahrscheinlich aus meiner Sicht. Zu groß sind die Gefahren eines Unfalls. Man blicke nur nach China.
In guten und schlechten Zeiten
Solange die Phase der relativen Stabilität – nicht zu kalt, nicht zu heiß – andauert, bleibt Gold unter Druck. Man muss kein Verschwörungstheoretiker sein um anzunehmen, dass ein tiefer Goldpreis für viele Akteure attraktiv ist: die hiesigen Notenbanken können auf den Goldpreis als Beleg für ihre gute Arbeit verweisen. China kann – wie viele erwarten – weiterhin günstig zukaufen. Die Anlageberater der Banken können die Kunden bewegen, das Geld wieder (für die Bank profitabler) anzulegen.
Die Gold-Nachfrage und deren Entwicklung
2013: 2384,6 (Tonnen)
2014: 2152,9 (Tonnen)
Quelle: GFMS, Thomson Reuters; World Gold Council
2013: 408,2 (Tonnen)
2014: 389,0 (Tonnen)
Quelle: GFMS, Thomson Reuters; World Gold Council
2013: 885,4 (Tonnen)
2014: 904,6 (Tonnen)
Quelle: GFMS, Thomson Reuters; World Gold Council
2013: 409,3 (Tonnen)
2014: 477,2 (Tonnen)
Quelle: GFMS, Thomson Reuters; World Gold Council
Spekulanten können in einer auch markttechnisch angeschlagenen Lage schöne Gewinne einstreichen, in dem sie zu ungewöhnlichen Zeiten ungewöhnliche Mengen auf ungewöhnliche Weise verkaufen. Nichts anderes passierte diese Woche. Kurz nach Handelseröffnung wurden in New York 7600 Kontrakte über insgesamt 24 Tonnen Gold verkauft und in Shanghai zeitgleich weitere 33 Tonnen. Niemand, der 57 Tonnen Gold zu einem guten Preis verkaufen will, macht es so. Dabei wurde nur Papiergold gehandelt, ob die anonymen Verkäufer überhaupt Gold besitzen ist höchst fraglich. Das Ziel der Aktion war klar. Durch eine Manipulation des Preises automatische Verkaufsorders auszulösen und später bei deutlich tieferen Goldpreisen die Position zu schließen.
Wo wird der Goldpreis in sechs Monaten stehen? Ich weiß es nicht. Auch nicht wo er in fünf Jahren stehen wird. Ich weiß aber, dass Gold in einem balancierten Portfolio einen festen Platz hat. Den hat es in guten, wie in schlechten Zeiten, da das Timing von Märkten wie hier ausführlich besprochen nur selten klappt.
Ein gutes Portfolio besteht aus Aktien, Anleihen, Liquidität (vor allem auch in anderen Währungen), Immobilien und Gold. Es muss zudem regional diversifiziert sein. Sobald der Anteil eines Vermögenswerts relativ zu den anderen sinkt, wird angepasst. Fällt der Goldpreis weiter, ist es also Zeit, die Position aufzustocken. Bleibt wirtschaftlich alles, wie es ist, mag man sich über die schlechte Performance ärgern. Kommt es jedoch anders, wird Gold einen Beitrag leisten, den Sturm zu durchschiffen.