Stelter strategisch

Es droht der Kontrollverlust der Notenbanken

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Gold, Immobilien und Aktien

Gold bleibt eine Versicherung gegen die Kernschmelze des Systems. Doch selbst dann muss sich der Goldinvestor darüber im klaren sein, dass Gold bestenfalls einen Kaufkrafterhalt auf lange Sicht verspricht und der Staat mit ziemlicher Sicherheit Gesetze erlassen wird, die den privaten Goldbesitz einschränken.

Was Investoren für die lukrativste Geldanlage halten

Immobilien gelten als das klassische Anti-Inflationsinvestment. In der Tat hat der Investor historisch mit Immobilien eine, wenn auch geringe, Rendite nach Inflation erwirtschaftet. Grund für die relativ stabile Entwicklung der Preise dürfte zum einen sein, dass es immer die Opportunitätskosten eines Neubaus gibt, die mit der Inflationsrate steigen.  Zum anderen, dass – gegeben eine geringe Regulierung des Marktes – die Mieten ebenfalls mit dem allgemeinen Preisniveau korrelieren. Hier liegt aber der Pferdefuß, gerade in Deutschland. Zum einen zeigen Maßnahmen wie die Mietpreisbremse, dass der Staat immer aggressiver versuchen wird, die vermeintlich Schwachen zu schützen. Zum anderen spricht die demografische Entwicklung gegen Immobilien in Deutschland. Damit könnte es im Zuge der Inflation zu einer unangenehmen Entwicklung kommen. Steigende Zinsen und stagnierende Mieten. Damit wäre der Ertrag von Immobilien deutlich gemindert. Investoren, die mit moderater Verschuldung arbeiten, dürften dennoch mit Immobilien Vermögen retten.

Aktien haben in der Inflation der 1970er Jahre keinen Schutz geboten. Kurz- und mittelfristig wirkt eine hohe Inflationsrate auf verschiedene Wege negativ auf den Wert von Unternehmen:

  • Die Kosten steigen, erst mit Verzögerung und je nach Preissetzungsmacht können diese Kostensteigerungen an die Kunden weitergegeben werden.
  • Das Umlaufvermögen bindet relativ mehr Kapital.
  • Reinvestitionen werden teurer.
  • Die Kapitalkosten steigen. Fremdkapital wird teurer, die Verschuldungskapazität relativ zu Bilanzsumme und Cash Flow nimmt ab.
  • Die künftigen Erträge werden mit einem höheren Zinssatz abgezinst, was den Ertragswert entsprechend senkt. 

Dies sind allerdings vorübergehende Entwicklungen. Unternehmen sind produktive Assets, die auf die Umgebung entsprechend reagieren können. Auf lange Sicht sollte Inflation Unternehmen also nichts ausmachen. Dies bestätigt auch die Empirie. Auf Dauer gab es nie eine Vernichtung von produktivem Kapital durch Inflation, nicht mal in Italien oder Deutschland, wo immerhin eine Hyperinflation und eine Währungsreform im Betrachtungszeitraum passierten.

Damit kommen wir zum Fazit: Liquidität und Anleihen scheiden aus, Gold dient dem Erhalt, Immobilien und Aktien, vor allem letztere, bieten einen Schutz vor Inflation, vorausgesetzt man nimmt eine langfristige Perspektive ein. Ein Risiko bleibt allerdings: Da die Masse der Sparer in Finanzinstrumenten wie Lebensversicherungen investiert ist, dürfte eine große Koalition der Verlierer dafür sorgen, dass jene, die es geschafft haben, Teile des Vermögens zu retten, zur Kasse gebeten werden. Erinnert sei an die Nachkriegspolitik mit Lastenausgleich und die Hauszinssteuer der Weimarer Republik. Kommt alles wieder?

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