Wir akzeptieren 50 Euro heute nur, weil wir davon ausgehen, dass wir morgen noch etwas dafür bekommen. Der bekannte Inflationsforscher Peter Bernholz hat schön beschrieben, dass alle Hyperinflationen „überraschend“ gekommen sind. Zu viel Geld gab es lange davor, aber erst der Vertrauensverlust hat zu einer Flucht aus Geld und zur völligen Entwertung geführt.
Mich erinnert das an Abendessen mit meinen Kindern. Da versichert der Sohn, die Ketchup-Flasche bestens unter Kontrolle zu haben – bis sich die rote Soße dann doch in einem breiten Schwung über den Tisch ergießt. Seit Jahren verwende ich eine animierte Folie dazu in meinen Präsentationen, mit garantierten Lachern, allerdings nur wegen des Bildes, nicht wegen der Konsequenzen.
Geld genug ist wahrlich vorhanden. Die Notenbanken haben ihre Bilanzsummen in den letzten Jahren vervielfacht. Bis jetzt ohne großen Erfolg in der Realwirtschaft. Nur die Finanzblase wurde aufgepumpt. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, also die Häufigkeit mit der Geld im Jahr den Besitzer wechselt ist derweil auf Tiefststände gefallen. Geld liegt zinslos auf Konten herum, keine richtige Lust zum ausgeben kommt auf. Bekommen die Geldhalter nun Angst, dass das Geld an Wert verliert, springt die Umlaufgeschwindigkeit an. Steigen die Preise daraufhin, geben sie das Geld noch schneller aus. Eine Flucht aus Geld setzt ein, das Finanzsystem ist am Ende.
Der andere Killer fürs Depot
Gehen wir also davon aus, dass es zunächst tatsächlich zu einer Deflation kommt, die dann aber durch eine sehr hohe Inflation überkompensiert wird. Das wirklich schwerste denkbare Szenario für den Kapitalanleger. Die Folgen einer Deflation auf das Portfolio habe ich in der vergangenen Woche diskutiert. Die Folgen einer Inflation sind nur auf den ersten Blick besser. Wir alle können mit dem Gedanken einer hohen Inflation nur besser umgehen. Denn von unseren Großeltern wissen wir, dass Geld und Anleihen schlecht sind und Immobilien gut. Bei Gold gehen wir intuitiv davon aus, dass es seinen Wert erhält und bei Aktien hören wir von allen Beratern, dass es keinen besseren Inflationsschutz gibt. Schauen wir uns diese vermeintlichen Gewissheiten genauer an:
Liquidität ist offensichtlich kein gutes Investment. Zwar hat es in der (harmlosen) Inflationsphase der 1970er Jahre ganz gut funktioniert, weil gleichzeitig die Zinsen auf Bankeinlagen deutlich stiegen. Damit konnte man den Wert des Geldes ungefähr erhalten. Für die Zukunft darf man aber angesichts der erklärten Absicht, den realen Wert der Schulden und damit der Forderungen zu entwerten, nicht davon ausgehen, dass Liquidität die Kaufkraft behält. Eine Entwertung ist unvermeidlich.
Um Anleihen ist es in der heutigen Zeit nicht viel besser gestellt als um Liquidität. Der Zinsertrag ist geringfügig höher, dafür hat man aber das Risiko von Kursverlusten im Falle einer deutlichen Inflation und eines damit einhergehenden Zinsanstiegs. Bleibt letzterer durch die Politik der Notenbanken aus, kommt es dennoch zu einem deutlichen Verlust an Kaufkraft. Genau das ist die Absicht der Politik. Also sind Anleihen im inflationären Umfeld das schlechteste Investment, unsere Großeltern haben also recht.
Noch ein kurzes Wort zu den inflationsgeschützten Anleihen, wie sie von einigen Staaten ausgegeben werden. Diese knüpfen den Rückzahlungsbetrag an die Entwicklung eines Inflationsindexes. Ich persönlich bleibe hier misstrauisch. In einem Szenario in dem es darum geht, die Schuldenlast zu reduzieren, würde ich mich nicht darauf verlassen, dass die ausgewiesene Inflationsrate der tatsächlichen entspricht. Damit sind für mich diese Anleihen nur so sicher, wie das Versprechen von Politikern. In meinem Portfolio finden sie sich nicht.