Stelter strategisch

Schweizer Franken in den Tresor

Daniel Stelter Quelle: Presse
Daniel Stelter Unternehmensberater, Gründer Beyond the Obvious, Kolumnist Zur Kolumnen-Übersicht: Stelter strategisch

Geht es dem Bargeld an den Kragen? Offenbar soll es für Sparer unattraktiver werden, große Mengen davon zu horten. Aber es gibt sichere Alternativen, um der Enteignung durch Staat und Notenbank zu entgehen.

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Eine Euro-Münze und ein Schweizer Franken vor der Fahne der Eidgenossen Quelle: dpa

Am 5. April 1933 unterzeichnete US-Präsident Franklin D. Roosevelt die Executive Order 6102, die den privaten Goldbesitz in den USA per 1. Mai 1933 verbot. Jeder, der mehr als fünf Unzen Gold besaß, musste dieses unter Androhung erheblicher Strafen innerhalb von 14 Tagen bei staatlichen Stellen abliefern. Die Entschädigung war gering, vor allem verglichen mit der kurz darauf erfolgenden Abwertung des US-Dollars gegenüber Gold.

Ziel der Aktion war, den Abfluss von Gold in das Ausland zu stoppen, vor allem aber die Bekämpfung der wirtschaftlichen Depression. Die Abwertung des Dollars gegenüber Gold war faktisch eine Entwertung des Geldes und ein wichtiger Baustein in Roosevelts „New Deal“, dem Programm zur Konjunkturbelebung. So sollten die USA aus der Großen Depression, in die sie als Folge des Schuldenbooms der 1920er Jahre geraten waren, geführt werden.

Verdacht der stillen Enteignung

Wiederholt sich die Geschichte? Im Frühjahr 2016 zeichnet sich jedenfalls ab, dass der Rat der EZB einsteigt in den Ausstieg  aus dem Bargeld. Zunächst ist nur der 500-Euro-Schein gefährdet, doch mir scheint es eine ausgemachte Sache, dass das nur der Anfang ist. Mit dem vorgeschobenen Ziel der Bekämpfung von Kriminalität und Steuerhinterziehung geht es dem Bargeld an den Kragen. Professor Kenneth Rogoff, Krisenexperte aus den USA, ist einer der prominentesten Befürworter. Seit wann geht es Volkswirten um Kriminalitätsbekämpfung?


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Der Verdacht liegt nahe, dass es in Wahrheit um die praktische Durchsetzung der Sparerenteignung geht, die bereits seit Jahren mit immer aggressiveren Eingriffen der Notenbanken betrieben wird; dies im verzweifelten Versuch, die untragbaren Schuldenberge doch noch irgendwie tragbar zu halten. Ohne eine Bereinigung dieser faulen Schulden, die zwangsläufig auch eine Reduktion von Forderungen und damit Vermögen bedingt, wird die Krise nicht gelöst werden. Solange die Politik sich scheut, das Problem offen zu lösen – durch Pleiten, Schuldenrestrukturierung und Besteuerung – bleibt den Notenbanken nichts anderes, als eine Entwertung der Schulden durch Inflation anzustreben und bis dahin die Schuldenlast durch Negativzinsen so gering wie möglich zu halten.

Um dieser stillen Enteignung zu entgehen, bleiben den Sparern nicht viele Auswege: die Flucht in bereits hoch bewertete Immobilien, Aktien und Anleihen. Der Kauf von physischem Gold. Und die Einlagerung von Bargeld.

Geld lieber im Tresor als auf dem Konto

Physisches Bargeld erfreut sich bereits einer immer größeren Beliebtheit. Angesichts des maroden Zustands des europäischen Bankensystems kein Wunder. Geld auf dem Bankkonto ist eine Forderung gegen die Bank. Geld im Portemonnaie eine Forderung gegen die Notenbank. Bis jetzt noch ein erheblicher Qualitätsunterschied! Das haben die Bürger schon in der ersten Welle der Finanzkrise erkannt, als der Umlauf der 500-Euro-Note sprunghaft anstieg. Heute droht bei der nächsten Krise die direkte Beteiligung der Bankengläubiger – ein weiterer Grund, sein Geld statt auf dem Konto im Tresor zu lagern. Dass eine Institution wie die Münchner Rück sich dazu entschieden hat, Bargeld und Gold in ihren Tresoren zu lagern, ist ein mahnendes Zeichen für alle.

Ob es den 500-Euro-Schein weiterhin geben wird oder nicht, spielt deshalb eine Rolle, weil die Kosten für die Lagerung steigen, je kleiner die Stückelung der Scheine ist. Das englische Wirtschaftsforschungsinstitut Capital Economics – welches übrigens 2012 den Wolfson Preis gewonnen hat für das beste Konzept zur Auflösung der Eurozone – hat in einer Studie ausgerechnet, was es kostet, Bargeld im Tresor zu lagern. Im Schnitt gehen die Analysten von jährlichen Kosten von 1 bis 2 Prozent aus.

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