Strategien fürs Depot Wie Börsenprofis den Jahreswechsel meistern

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Timing ist nicht alles

In welchen Länder Aktien unterbewertet sind
Platz 20: MexikoDer IPC, der Leitindex der mexikanischen Börse, hat sich seit 2009 mehr als verdoppelt. Mexiko gehört mittlerweile zu den beliebtesten Schwellenländern. Der BRIC-Erfinder Jim O'Neill hat es in sein neues Konzept integriert: MIST (Mexiko, Indonesien, Südkorea und Türkei). Gemessen an den wichtigsten Kennzahlen sind die Aktien Mexikos allerdings alles andere als günstig. Dividendenrendite (2012): 0,9 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 10,3 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 17,6 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 2,9Performance: 3 Monate: + 5 Prozent 6 Monate: + 12 ProzentAnmerkung: Bei der Dividendenrendite gilt: je höher, desto besser. Bei den übrigen Zahlen ist es genau umgekehrt. Quelle: DZ Bank Quelle: dpa
Platz 19: IndonesienIndonesiens Bali ist für Surfer ein Paradies, allerdings nicht für Anleger. Der IDX hat sich seit 2009 verdreifacht und ist gemessen an den Kennzahlen sehr teuer. Trotzdem gilt Indonesien bei vielen Investoren als Schwellenland der Zukunft. Die MIST-Strategie wird wegen schwächelnder BRIC-Staaten immer beliebter. Dividendenrendite (2012): 2,3 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 9,8 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 13,4 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 3,0Performance: 3 Monate: + 6 Prozent 6 Monate: + 3 Prozent Quelle: dpa
Platz 18: USADas „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ bietet leider keine günstig bewerteten Aktien für ein Investment. Die Unternehmen der USA gelten jedoch wegen ihrer internationalen Ausrichtung als sicheres Investment. Deshalb sind US-Aktien trotz schlechter Kennzahlen bei Investoren beliebt. Dividendenrendite (2012): 2,1 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 8,8 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 13,3 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 2,1Performance: 3 Monate: + 6 Prozent 6 Monate: + 4 Prozent Quelle: REUTERS
Platz 17: IndienIndien ist das I der BRIC-Staaten. Diese haben sich in den vergangenen Jahren allerdings nicht sehr berauschend entwickelt. Der BSE Sensex lockt auch nicht gerade mit einer günstigen Bewertung. In den letzten zwei Jahren hat der BSE eine Berg- und Talfahrt erlebt und sich nicht entscheidend in eine Richtung entwickelt. Dividendenrendite (2012): 1,7 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 8,7 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 11,8 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 2,0Performance: 3 Monate: + 5 Prozent 6 Monate: + 5 Prozent Quelle: dapd
Platz 16: SchweizDie Schweiz ist ein teures Pflaster, das gilt auch für die Börse. Der Leitindex der Schweiz, der SMI, hat im Laufe der Finanzkrise deutlich an Wert verloren, den er immer noch nicht wett gemacht hat. Trotzdem ist der SMI, gemessen an den Kennzahlen, nicht günstig. Dividendenrendite (2012): 3,4 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 10,0 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 12,4 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 2,0Performance: 3 Monate: + 7 Prozent 6 Monate: + 7 Prozent Quelle: dapd
Platz 15: SüdafrikaDer afrikanische FTSE-All-Share-Index ist mittlerweile teuer - und das nicht, weil er viel zugelegt hat. Ganz im Gegenteil: Der FTSE lag 2007 bei fast 4.000 Punkten, heute bei knapp 2.900. Die Aktienkurse haben gemäß der Kennzahlen kein großes Potenzial mehr. Zwar ist Südafrika die stabilste Demokratie des Kontinents, doch die wirtschaftlichen Probleme sind nicht zu übersehen. Hohe Arbeitslosigkeit und ein extrem großer Unterschied zwischen arm und reich belasten das Land. Dividendenrendite (2012): 3,8 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 7,9 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 11,2 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 2,1Performance: 3 Monate: + 4 Prozent 6 Monate: + 4 Prozent Quelle: dpa
Platz 14: TürkeiObwohl die türkischen Aktien, die im Leitindex ISE-100 gelistet werden, den Kennzahlen nach nicht sehr günstig sind, gilt die Türkei als das Chancenland der Zukunft. Die Finanzkrise im Jahr 2001 ist überwunden und der Finanzsektor kommt wieder auf die Beine. Die Produktion zieht deshalb deutlich an und die Wirtschaft wächst. Die Türkei ist das T der MIST-Strategie. Dividendenrendite (2012): 3,1 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 7,0 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 9,6 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 1,6Performance: 3 Monate: - 1 Prozent 6 Monate: 0 Prozent Quelle: dpa

Thomas Böckelmann, Chef der Veitsberg Vermögensverwaltung, setzt auf eine bewährte Depotstruktur: eine ausgewogene Mischung aus Aktien, Anleihen, Gold und Liquidität. Damit läge laut Böckelmann das Verlustrisiko nur bei fünf Prozent. In diesem Jahr machte er für seine Kunden so ein Plus von neun Prozent. Weil alles so schön stabil ist, sieht er in den kommenden Wochen über den Jahreswechsel hinaus keinen Handlungsbedarf. „Eine Ausrichtung auf eine Jahresend- oder Jahresanfangsrallye setzt Timing-Entscheidungen voraus, die wir im Rahmen eines nachhaltigen Vermögensmanagements weitestgehend vermeiden“, so Böckelmann.

„Empirische Analysen zeigen, dass nur 15 Prozent der Performance aus Timing resultieren. Dasselbe gilt für Absicherungen, die einen Status-Quo einfrieren können, aber irgendwann wieder aufgelöst werden sollten.“

Kommt es zu einer Jahresendrally, dürfte sie laut Böckelmann wohl ein Strohfeuer sein. Zwar stimme der Mix für weiter steigende Aktienmärkte, vor dem Hintergrund der Euro-Krise sowie der Sorge um die US-Fiskalklippe seien die Aktienmärkte historisch nahezu fair bewertet. Auch machten die wachsende Verzweiflung der Anleger aufgrund der künstlich niedrigen Zinsen sowie die Angst vor Finanzrepression diese Anlageklasse unverändert attraktiv und somit weitere Investorengelder anziehen.

Warum Investoren wieder auf Gold setzen
Muster-Banknoten und Goldbarren Quelle: dpa
Goldbarren liegen in der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main Quelle: dpa/dpaweb
Die Rückseite einer Krügerrand-Goldmünze vor Goldbarren Quelle: dpa
American investor Jim Rogers, chairman of Rogers Holdings Quelle: AP
President and Portfolio Manager of Paulson & Co. John Paulson Quelle: REUTERS
An Indonesian customer holds a 10 grams fine gold Quelle: dpa
Der US-Milliardär und Investor George Soros Quelle: dpa

„Vorsicht ist aber unverändert angebracht“, diagnostiziert Böckelmann. „So sind zur Erfüllung der zukünftigen Gewinnerwartungen Umsatzsteigerungen erforderlich, die im aktuell von Rezession bedrohten Umfeld fraglich sind.“ Zudem missfällt Böckemann, dass die Mehrheit der Marktakteure für Aktien positiv gestimmt sei. Denn dann seien die Investoren bereits voll investiert und würden somit als Kurstreiber ausfallen. Im Gegenzug steigt in dieser Konstellation das Risiko, dass sie irgendwann wieder Gelder abziehen und somit den Markt drücken. „Wir glauben daher, dass noch fünf Prozent Luft nach oben sind, bevor Wachstumsenttäuschungen für eine Korrektur sorgen“, resümiert der Vermögensverwalter und Honorarberater.

Martin Wilhelm, IFK Vermögensverwaltung

Martin Wilhelm, Chef der IFK Vermögensverwaltung in Kiel und Fondsmanager des Acatis IFK Value – einem der erfolgreichsten Rentenfonds des Jahres, konzentriert sich zum Jahresende vor allem auf Anleihen, die auch mit dem Aktienmarkt verknüpft sind. Denn die Zinsen sind bei hochwertigen Unternehmens- oder Staatsanleihen weiterhin niedrig. „Aktuell verkaufen wir die wenig attraktiven Investment-Grade-Anleihen, um in Mischformen wie etwa Hybrid- oder Wandelanleihen zu investieren. Zusammen mit den Mittelzuflüssen kaufen wir für 20 bis 30 Millionen Euro im Dezember solche Papiere.“

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