Anleger haben an der Börse Höhen und Tiefen miterlebt. Aber heute steht der Deutsche Aktienindex Dax bei 7530 Punkten. Gegenüber dem Jahresbeginn ist das ein sattes Plus von 24 Prozent. So neigt sich ein insgesamt erfolgreiches Börsenjahr dem Ende entgegen.
Die Börse war 2012 dank Euro-Krise inklusive Schuldenschnitt für Griechenland, den Anleihemärkten, der Wachstumsschwäche Chinas, den Schuldenproblemen in den USA – Stichwort „fiscal cliff“ – und vielen anderen, überwiegend politischen Ereignissen mehr als einmal in heller Aufruhr. Versöhnlich stimmten gute Geschäftszahlen der Unternehmen und die robuster als zunächst geglaubte Konjunktur.
Doch die Stimmungswechsel an der Börse waren drastisch. Der Dax-Volatilitätsindex, kurz VDax, gibt die implizite Schwankungsbandbreite des Dax im Durchschnitt über 45 Tage an – und wird deshalb auch Angstbarometer genannt. Der VDax schwankte im Jahr 2012 stark: Nachdem der Index zum Jahresbeginn Kursschwankungen von 33 Prozent widerspiegelte, fiel er bis Ende März auf knapp 18 Prozent, stieg bis Anfang Juni wieder auf mehr als 31 Prozent und sank unter starken Ausschlägen schließlich bis dato erneut auf weniger als 15 Prozent. Was Angst der Investoren angeht, ging es also munter rauf und runter. Gut möglich, dass der VDax demnächst wieder zu einem neuen Höhenflug startet und die Börsenschwankungen somit wieder zunehmen. Denn noch sind weder die Euro-Krise, noch die Schuldenprobleme der USA gelöst. Auch eine deutliche Eintrübung der Konjunktur ist nach der jüngsten EZB-Prognose nicht vom Tisch – auch wenn sich die Prognosen zuvor wieder aufgehellt haben.
Wie geht es also zum Jahresende und in den ersten Tagen des neuen Jahres weiter? Kommt es zur Jahresendrally? Wie können sich Anleger also auf das kommende Jahr einstellen? WirtschaftsWoche Online hat Anlageprofis befragt, um zu klären, was Fondsmanager und Vermögensverwalter in den letzten Wochen des Jahres tun oder bereits getan haben, um sich für das kommende Jahr zu rüsten, welche Strategien sie verfolgen und was sie Privatanlegern raten würden.
Gunther Kramert, Union-Investment
Gunther Kramert, Fondsmanager bei Union-Investment, verwaltet ein wahres Schwergewicht. Sein Fonds UniGlobal verwaltet ein Vermögen von 7,2 Milliarden Euro. Klar, dass ein solcher Fonds-Tanker nicht wendig wie ein Schnellboot ist. Deshalb verfolgt Kramert auch keine besondere Strategie zum Jahresende, sondern hält an seinem bewährten Ansatz fest: „Wir sind langfristig orientiert und legen nach fundamentalen Kriterien an – und die richten sich nicht nach dem Kalender. Der anstehende Jahreswechsel ist kein Grund für besondere Betriebsamkeit oder Zurückhaltung.“
Optimistisch für die Konjunktur
Mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung versprüht Kramert Optimismus. Angesichts der möglichen Aufhellung der Konjunktur ist sein UniGlobal-Fonds eher wachstumsorientiert aufgestellt. „Wir setzen also verstärkt auf Unternehmen, die von der anziehenden Wirtschaftsdynamik profitieren“, sagt Kramert. „Weil aber das Wachstum in Europa unser „Sorgenkind“ bleibt, zählen vor allem Konzerne aus den Schwellenländern und Gesellschaften, die dort stark im Geschäft sind, zu unseren Anlagefavoriten. Außerdem wird unsere Portfoliostruktur durch defensive Titel – etwa im Gesundheitssektor – ergänzt.“
Auf eine Börsenrally zum Jahresende mag Kramert nicht setzen. „Die kurzfristige Entwicklung an den Märkten lässt sich kaum prognostizieren. Dafür sind die Börsen zu schnelllebig geworden“, so der Fondsprofi. „Auf mittlere und längere Sicht folgen die Aktienmärkte aber weiter den Fundamentaldaten. Letztlich setzt sich noch immer Qualität durch. Für den Anlageerfolg ist das viel ausschlaggebender, als kurze Marktzuckungen.“ Immerhin, sein Fonds schaffte 2012 bislang ein Plus von 12,6 Prozent.
Anlegern, die ihr Depot vor Jahresende noch neu justieren möchten, rät er zur Vorsicht. „Anleger sollten damit rechnen, dass die Liquidität an den Märkten abnimmt, was die Handelbarkeit vieler Wertpapiere einschränkt“, sagt Kramert. „An den Grundregeln einer erfolgreichen Geldanlage sollten Privatinvestoren daher auch dann festhalten, wenn sich vermeintliche einmalige Gelegenheiten wie die vermutete Jahresendrally bieten. Besser ist es, diszipliniert, qualitätsorientiert, mit längerem Zeithorizont und breit gestreut zu investieren.“
Christoph Ohme, DWS
Auch Christoph Ohme, Senior-Fondsmanager bei der Deutschen-Bank-Tochter DWS, hat keinen Grund zum Aktionismus. Der stellvertretende Fondsmanager für den DWS Deutschland (Fondsvolumen 2,7 Milliarden Euro) schaffte im laufenden Jahr ein Plus von 35 Prozent.
Ohme lässt sich von einer möglichen Dax-Rally nicht locken. „Wir haben kein spezifisches Jahresendgeschäft, sondern verfolgen weiter unsere bisher gültigen Kriterien“, sagt er. Anders als Kramert mit seinem UniGlobal, der weltweit Anlagechancen nutzt, muss sich Ohme auf deutsche Wertpapiere beschränken. „Dafür suchen wir weiter nach Qualitätstiteln mit überdurchschnittlichem Gewinnwachstum. Ich glaube, das ist gerade jetzt wichtig. Aber mehr Geschäft als üblich machen wir derzeit nicht – auch vor dem Hintergrund, dass die Liquidität gerade am Jahresende niedrig ist. Insofern sind größere Transaktionen ohnehin schwierig.“
Window Dressing
Auch wenn immer wieder die Rede davon ist, glaubt er nicht, dass viele Fondsmanager das sogenannte Window Dressing betreiben – also die optische Verbesserung des Fondsportfolios zum Jahresabschluss durch den Kauf erfolgreicher und den Verkauf erfolgloser Aktien. „Wir versuchen, unsere Performance während des ganzen Jahres zu erzielen – und das ist uns in diesem Jahr gut gelungen. Das Window Dressing zum Jahresende verfolgen wir daher nicht“, sagt Ohme.
Da Deutschland nach wie vor eine große Exportnation ist, verfolgt Ohme eine naheliegende Strategie. „Wir setzen in Deutschland weiterhin auf Exporttitel, vor allem in Sektoren, die im internationalen Wettbewerb besonders gut aufgestellt sind und die wesentlich für die konjunkturelle Lage hierzulande verantwortlich sind. Dazu zählen wir vor allem den Automobilbereich, Chemie und Industrie.“
Im derzeitigen Umfeld gibt es aber auch Aktien, die er trotz Hoffnung auf ein Anziehen der Konjunktur lieber meidet. „Aktien von Unternehmen, die ihr Geschäft vor allem in Deutschland machen, kämpfen dagegen oftmals mit schweren strukturellen Problemen. Sie sind oft von einheimischer Regulierung, Preisdruck und ähnlichem betroffen. Das sind etwa die Versorger oder Telekommunikationsunternehmen“, so Ohme.
Kann allein die EZB den Euro retten?
Dennoch muss der DWS-Fondsmanager sein Portfolio immer wieder auf den Prüfstand stellen. „Gerade zum Jahreswechsel beobachten wir natürlich nochmal genau die Performance einzelner Aktien. Vor allem geht es um die Frage, ob es große Veränderungen in den verschiedenen Anlagesektoren oder bei unseren Favoriten gibt und ob sich fundamental etwas geändert hat.“ Ohme nutzt die Zeit am Jahresende daher vor allem, um sich in Research-Berichten, Kapitalmarktprognosen und Analysen zu vertiefen.
Für die Börsenentwicklung ist Ohme optimistisch. „Wir sind für 2013 konstruktiv positiv. Die Konjunktur erholt sich laut ifo-Institut etwas und auch aus China kommen positive Signale, etwa bei den Investitionen. Das sind insbesondere für die deutschen Aktien gute Vorzeichen.“ Für Anleger könnten sich so gute Chancen ergeben, wenn sich diese Impulse weiter etablieren.
„Außerdem sind deutsche Aktien noch nicht zu teuer und verglichen mit anderen Anlageklassen immer noch attraktiv. Das sind gute Voraussetzungen für das nächste Jahr“, ist Ohme überzeugt.
Allerdings sieht er auch weiterhin die Gefahr von Kurskapriolen an den Börsen. „Solange die Schuldenkrise nicht gelöst ist, werden wir weiter mit deutlichen Schwankungen leben müssen. Aber ich hoffe, dass die Schwankungsbandbreite doch geringer ausfällt als 2012, als wir zeitweise sogar das Auseinanderbrechen der Euro-Zone fürchten mussten.“ Weniger Volatilität wäre aus seiner Sicht auch wichtig, damit mehr Anleger wieder an den Markt zurückkehren. „Viele Anleger sind noch sehr vorsichtig und geprägt von den Krisen. Das merken wir an Mittelzuflüssen. Im vergangenen Jahr waren es trotz der guten Performance netto sogar Mittelabflüsse.“
Dax-Rally bis 7800 Punkte
Thomas Käsdorf, Vorstand der Vermögensverwaltung Plutos in Taunusstein, ist zumindest für eine Jahresendrally im Dax optimistisch: „Bis zum Jahresende können wir uns ein Kursniveau im Dax zwischen 7600 und 7800 Punkten vorstellen. Der mittelfristige Aufwärtstrend ist weiter intakt, kurzfristige Schwächephasen sind dennoch möglich.“ Wegen der Rückschlaggefahr bleibt Käsdorf jedoch vorsichtig. „Daher lassen wir die enthaltenen Werte im Portfolio und stocken selektiv weiter auf.“
Mit den Plutos-Fonds setzt er jetzt auf Aufschwung. „Angesichts der verbesserten Konjunkturaussichten bevorzugen wir zyklische Titel. Wir bleiben so lange investiert, bis der Aufwärtstrend dreht“, sagt der Vermögensverwalter. Sein Augenmerk richtet er dabei auf die Haushaltsprobleme der USA. „Voraussetzung für diese Strategie ist, dass die US-amerikanische Fiskalklippe gelöst wird. Je früher desto besser. Danach dürfte der Weg nach oben frei sein und eine kurze, heftige Erleichterungsrally starten“, prophezeit Käsdorf.
Dabei hätte Käsdorf für die Jahresendrally noch Spielräume, was die Portfoliostruktur angeht. Dabei setzt er vor allem auf die Schwergewichte an der Börse. „Wir können den Aktienanteil weiter leicht erhöhen, wollen dies aber hauptsächlich in BlueChips tun, weil sie am Jahresende in der Regel liquider handelbar sind. Sollte sich aber eine Sondersituation in einem Small oder MidCap ergeben, werden wir auch diese wahrnehmen.“
Die Anlagesummen, die Käsdorf noch vor Jahresende bewegen will, hält er in engen Grenzen. „Vom Fondsvolumen aus betrachtet sollte das zu bewegende Volumen bei zirka fünf Prozent liegen“, sagt er. Bei den Plutos-Fonds gibt es durchaus noch so etwas wie ein Jahresendgeschäft, auch wenn er nicht von Window Dressing spricht. „Normalerweise kann man die bislang erzielte Performance im Dezember nur noch in kleinem Umfang verbessern, daher sollte auch das noch zu bewegende Volumen sich dieser Erwartung anpassen“, erklärt der Fondsmanager.
Bei seinen Kollegen beobachtet er Jagd nach Prozentpunkten vor Jahresende durchaus: „Tendenziell werden institutionelle Investoren bemüht sein, im Rahmen des ‚Window Dressing‘ solide, gut gelaufene Aktien in ihren Büchern auszuweisen. Bei schlecht gelaufenen Aktien könnten institutionelle Anleger eher versuchen, diese aus ihrem Jahresbericht zu verdrängen. Daher sollten Anleger bei diesen Werten mit größeren Schwankungen rechnen.“ Aktien wie die deutschen Energieversorger, Commerzbank oder Deutsche Telekom könnten da Kandidaten sein.
Timing ist nicht alles
Thomas Böckelmann, Chef der Veitsberg Vermögensverwaltung, setzt auf eine bewährte Depotstruktur: eine ausgewogene Mischung aus Aktien, Anleihen, Gold und Liquidität. Damit läge laut Böckelmann das Verlustrisiko nur bei fünf Prozent. In diesem Jahr machte er für seine Kunden so ein Plus von neun Prozent. Weil alles so schön stabil ist, sieht er in den kommenden Wochen über den Jahreswechsel hinaus keinen Handlungsbedarf. „Eine Ausrichtung auf eine Jahresend- oder Jahresanfangsrallye setzt Timing-Entscheidungen voraus, die wir im Rahmen eines nachhaltigen Vermögensmanagements weitestgehend vermeiden“, so Böckelmann.
„Empirische Analysen zeigen, dass nur 15 Prozent der Performance aus Timing resultieren. Dasselbe gilt für Absicherungen, die einen Status-Quo einfrieren können, aber irgendwann wieder aufgelöst werden sollten.“
Kommt es zu einer Jahresendrally, dürfte sie laut Böckelmann wohl ein Strohfeuer sein. Zwar stimme der Mix für weiter steigende Aktienmärkte, vor dem Hintergrund der Euro-Krise sowie der Sorge um die US-Fiskalklippe seien die Aktienmärkte historisch nahezu fair bewertet. Auch machten die wachsende Verzweiflung der Anleger aufgrund der künstlich niedrigen Zinsen sowie die Angst vor Finanzrepression diese Anlageklasse unverändert attraktiv und somit weitere Investorengelder anziehen.
„Vorsicht ist aber unverändert angebracht“, diagnostiziert Böckelmann. „So sind zur Erfüllung der zukünftigen Gewinnerwartungen Umsatzsteigerungen erforderlich, die im aktuell von Rezession bedrohten Umfeld fraglich sind.“ Zudem missfällt Böckemann, dass die Mehrheit der Marktakteure für Aktien positiv gestimmt sei. Denn dann seien die Investoren bereits voll investiert und würden somit als Kurstreiber ausfallen. Im Gegenzug steigt in dieser Konstellation das Risiko, dass sie irgendwann wieder Gelder abziehen und somit den Markt drücken. „Wir glauben daher, dass noch fünf Prozent Luft nach oben sind, bevor Wachstumsenttäuschungen für eine Korrektur sorgen“, resümiert der Vermögensverwalter und Honorarberater.
Martin Wilhelm, IFK Vermögensverwaltung
Martin Wilhelm, Chef der IFK Vermögensverwaltung in Kiel und Fondsmanager des Acatis IFK Value – einem der erfolgreichsten Rentenfonds des Jahres, konzentriert sich zum Jahresende vor allem auf Anleihen, die auch mit dem Aktienmarkt verknüpft sind. Denn die Zinsen sind bei hochwertigen Unternehmens- oder Staatsanleihen weiterhin niedrig. „Aktuell verkaufen wir die wenig attraktiven Investment-Grade-Anleihen, um in Mischformen wie etwa Hybrid- oder Wandelanleihen zu investieren. Zusammen mit den Mittelzuflüssen kaufen wir für 20 bis 30 Millionen Euro im Dezember solche Papiere.“
Jetzt schon für Februar kaufen
Die Käufe tätigt Wilhelm jedoch nicht, weil er an eine Jahresendrally an den Märkten glaubt, sondern aus strategischem Kalkül. „Viel entscheidender als die Frage nach einer Jahresendrally ist, auf was der Markt im Januar und Februar setzt und danach heißt es, sich zu positionieren. Daher investieren wir bereits jetzt in Hybrid- und Wandelanleihen“, erklärt Wilhelm.
Für Privatanleger hat der erfolgreichen Rentenfondsmanager im Hinblick auf die verringerten Handelsumsätze an der Börse zum Jahresende einen Rat: „Investoren sollten die Wertpapiere, die sie Mitte Januar im Depot haben möchten, bereits deutlich vor Weihnachten kaufen. Anleger sollten nicht erst auf den Zug Anfang Februar aufspringen, den der Markt durch Kurssprünge im Januar vorgibt.“ Diese Strategie hat zudem den Vorteil, dass Anleger unter Umständen doch noch von einem Schlussspurt der Börse zum Jahreswechsel profitieren.
Alexander Berger, Thallos Vermögensverwaltung
Für Alexander Berger, Chef der Thallos Vermögensverwaltung und Fondsmanager des Thallos Global Trend ist die Jahresendrally hingegen schon vorbei: „Wenn ein Plus von 500 Punkten in zwei Wochen keine Rally ist, weiß ich es auch nicht. Der Markt unabhängig von der Bewertung total überkauft. Wir rechnen auf dem Niveau mit einer Seitwärtsbewegung.“
Seine Empfehlung für Aktionäre, die die jüngste Aufwärtsbewegung an der Börse mitgemacht haben: „Anleger sollten ihre Gewinne vor Jahresende unbedingt absichern. Auch zwischen Weihnachten und Neujahr gab es bereits Verwerfungen an den Börsen. Bei niedrigen Umsätzen ist dies bei geopolitischen Themen sehr schnell passiert.“
Für das kommende Jahr ist Berger weniger optimistisch als seine Branchenkollegen und rechnet mit deutlichen Rückschlägen an den Börsen: „Es ist bereits abzusehen, dass dieser Anstieg nicht auf fundamentalen Daten beruht. Für uns ist eine starke Korrektur klar.“ Schließlich gingen die Wirtschaftsdaten runter, Insider würden vermehrt ihre Aktien verkaufen und Frühindikatoren wiesen nach unten. „Dabei wirkt das billige Geld der Zentralbanken wie Traubenzucker und sorgt für Nachfrage. Da bildet sich die nächste Blase. Ist man investiert, wenn die Blase platzt, hat man keine Möglichkeit mehr auszusteigen.“
Auf Wackelbörsen setzen
Angesichts dieses Risikos sollte eine Absicherung der erzielten Gewinne mit Hilfe von Stop-loss-Order unbedingt erfolgen. Sollten die Kurse zunächst weiter steigen, müssen die Kursuntergrenzen, bei denen der automatische Verkauf der jeweiligen Papiere erfolgt, auch immer wieder angepasst werden.
Aber auch bei Thallos suchen die Anlageprofis ihre Ertragsbringer. Für Berger ist eine Wette auf steigende Volatilitäten in dieser Börsenphase ebenfalls ein gangbarer Weg. „Wir haben zum Jahresende Volatilitätenfonds aufgebaut. Die Volatilitäten sind aktuell auf einem Vier-Jahrestief. Daneben haben wir die Währungsseite abgesichert mit Pfund und Dollar. Auch Aktienpositionen in China haben wir aufgebaut, denn hier sind die Kurse auf einem Drei-Jahrestief - also entgegengesetzt zu den europäischen Aktienmärkten. Auf der Aktienseite in Europa bleiben wir abgesichert, also Short.“ Das bedeutet nichts anderes, als dass Berger auf fallende Aktienkurse in Europa setzt.
Die unterschiedlichen Szenarien der Anlageprofis zeigen: Ein klarer Trend ist noch nicht ausgemacht – und daher sollten Anleger zunächst an ihrer bisherigen Strategie festhalten. Allerdings sollten sie mit unterschiedlichen Szenarien rechnen. Daher sind Vorsichtsmaßnahmen wie die breite Streuung der Investments über Länder, Währungen und Anlageklassen sowie das Favorisieren starker, großer Titel ebenso anzuraten, wie die Absicherung von Gewinnen mit Hilfe von Stop-Loss-Limits. Diese Maßnahmen schützen nicht nur vor allzu herben Verlusten, sondern helfen auch über einen holprigen Börsenstart 2013 – sollte etwa die Fiskalklippe nicht im Einvernehmen zwischen US-Präsident Obama und dem Kongress gelöst werden.
Denn dann droht aufgrund der automatischen Streichung von Staatsausgaben ein Konjunkturabschwung in den USA, der in der ganzen Welt spürbar sein dürfte – aber von den Börsenschwergewichten vermutlich besser verdaut werden könnte. Auch das Andauern oder sogar eine Verschlimmerung der Euro-Krise wären so zu überstehen. Denn schließlich bleiben Aktien mangels anderer renditeträchtigen Anlagealternativen wohl noch länger im Fokus der Investoren – nicht zuletzt der Anlageprofis.