Strategien fürs Depot Wie Börsenprofis den Jahreswechsel meistern

Was steht Anlegern bevor? Läuft die Jahresendrally an der Börse weiter? Euro-Krise, US-Schuldenprobleme und unklare Konjunkturaussichten verunsichern. Womit Anlageprofis in den letzten Wochen des Jahres rechnen und was sie Privatanlegern raten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Zehn Szenarien für 2013 - und was sie für Anleger bedeuten
Der Euro wird überlebenDie europäische Währung, Dauerpatient auf der Intensivstation, wird bis 2013 nicht sterben - davon gehen jedenfalls die Analysten der Research-Abteilung von HSBC Trinkaus aus. Ihre Prognose begründen sie mit den Treuebekundungen der europäischen Politiker zum Euro und dem Versprechen der EZB unbegrenzt Staatsanleihen klammer Staaten zu kaufen, die einen Hilfsantrag beim Euro-Rettungsschirm gestellt haben. Die Märkte werden sich langfristig beruhigen, sofern die Euro-Länder ihre Hausaufgaben machen. Quelle: dpa
Niedrige Zinsen, niedrige InflationDie Zinsen werden mittelfristig niedrig bleiben. Die Analysten der HSBC rechnen damit, dass die EZB ihre Niedrigzinspolitik auch noch 2013 fahren wird. Allerdings gehen sie auch von einer niedrigen Teuerungsrate aus. Paradox? Nein. Denn die Geldflut der EZB werde nicht über Kredite in die Realwirtschaft fließen und zwar wegen hoher Arbeitslosigkeit und Unterkapazitäten in der Euro-Zone. Ausnahme bleibe Deutschland: Hierzulande könnte die Inflation stärker anziehen - dank Lohnsteigerungen und robustem Arbeitsmarkt. Quelle: dpa
Keine ImmobilienblaseEine Immobilienblase in Deutschland sehen die Experten nicht. Das heißt aber nicht, dass Immobilien nicht gefragt sein werden. Dafür sprechen niedrige Zinsen und damit niedrige Finanzierungskosten. Zudem sei der Arbeitsmarkt robust - und wer einen sicheren Job hat, der will auch ein eigenes Häuschen. Doch Immobilien könnten auch als Anlageklasse interessanter werden – dank niedriger Renditen bei festverzinslichen Papieren und volatiler Aktienmärkte. Quelle: dpa
Dollar könnte unter die Räder kommenFür eine Belastung des Dollar-Kurses sehen die Analysten der HSBC für 2013 drei Faktoren. Erstens: Die lockere Geldpolitik der US-Notenbank und wahrscheinlich werden weitere quantitative Maßnahmen folgen. Zweitens driften die USA auf die Schuldenobergrenze zu. Wenn diese nicht erhöht wird, wird die US-Regierung zahlungsunfähig, was die Wirtschaft belasten und automatisch Steuererhöhungen mit sich bringen wird. Als dritten Grund sehen sie eine mögliche Verlagerung der Aufmerksamkeit. Während derzeit alle Welt auf die Staatsfinanzen der Euro-Länder schauen, könnte sich in Zukunft die Diskussion auf die USA konzentrieren. Quelle: dpa
Gold glänztDer Goldpreis wird weiter steigen. Weil Notenbanken Gold kaufen, die Realzinsen negativ sind und Währungen abgewertet werden, steigt die Beliebtheit des Edelmetalls weiter. Sorgen um eine wachsende Inflation verstärken diesen Trend noch. Die Geldflut dürfte außerdem ihren Weg zum Gold finden, das im Gegensatz zur Währung nicht beliebig vermehrt werden kann. Quelle: dpa
Unternehmensanleihen sind interessantAufgrund ihrer Prognosen für das Jahr 2013 hat die HSBC auch bestimmte Anlagestrategien empfohlen. Die Investmentgrade-Unternehmensanleihen gehören dazu. Denn selten sei der Aufschlag im Verhältnis zur Rendite so hoch gewesen. Langfristig sei das Chance-Risiko-Verhältnis besonders attraktiv. Gegen ein kurzfristiges Investment in diese Anlageklasse spreche dagegen vor allem die geringe Liquidität. Bei Staatsanleihen von Ländern mit einem guten Rating sind die Renditen kleiner als die Inflation und deshalb unattraktiv. Quelle: dpa
Spekulativ: Hoch-Zins-AnleihenIn Tagen der Niedrigzinspolitik ist bei Staatsanleihen wenig zu holen. Die Analysten der HSBC empfehlen deshalb spekulativen Investoren High-Yield-Anleihen - jedoch nur als Beimischung. Allerdings ist bei Unternehmens-Hochzins-Anleihen Vorsicht geboten: Die hohen Zinsen gibt es wegen der schlechten Kreditwürdigkeit der Unternehmen. HSBC empfiehlt deshalb, sich die Unternehmen genau anzuschauen und solche auszuwählen, die ein solides Geschäftsmodell und geringe Verschuldung. Quelle: dpa

Anleger haben an der Börse Höhen und Tiefen miterlebt. Aber heute steht der Deutsche Aktienindex Dax bei 7530 Punkten. Gegenüber dem Jahresbeginn ist das ein sattes Plus von 24 Prozent. So neigt sich ein insgesamt erfolgreiches Börsenjahr dem Ende entgegen.

Die Börse war 2012 dank Euro-Krise inklusive Schuldenschnitt für Griechenland, den Anleihemärkten, der Wachstumsschwäche Chinas, den Schuldenproblemen in den USA – Stichwort „fiscal cliff“ – und vielen anderen, überwiegend politischen Ereignissen mehr als einmal in heller Aufruhr. Versöhnlich stimmten gute Geschäftszahlen der Unternehmen und die robuster als zunächst geglaubte Konjunktur.

Starke Aktien

Doch die Stimmungswechsel an der Börse waren drastisch. Der Dax-Volatilitätsindex, kurz VDax, gibt die implizite Schwankungsbandbreite des Dax im Durchschnitt über 45 Tage an – und wird deshalb auch Angstbarometer genannt. Der VDax schwankte im Jahr 2012 stark: Nachdem der Index zum Jahresbeginn Kursschwankungen von 33 Prozent widerspiegelte, fiel er bis Ende März auf knapp 18 Prozent, stieg bis Anfang Juni wieder auf mehr als 31 Prozent und sank unter starken Ausschlägen schließlich bis dato erneut auf weniger als 15 Prozent. Was Angst der Investoren angeht, ging es also munter rauf und runter. Gut möglich, dass der VDax demnächst wieder zu einem neuen Höhenflug startet und die Börsenschwankungen somit wieder zunehmen. Denn noch sind weder die Euro-Krise, noch die Schuldenprobleme der USA gelöst. Auch eine deutliche Eintrübung der Konjunktur ist nach der jüngsten EZB-Prognose nicht vom Tisch – auch wenn sich die Prognosen zuvor wieder aufgehellt haben.

Wie geht es also zum Jahresende und in den ersten Tagen des neuen Jahres weiter? Kommt es zur Jahresendrally? Wie können sich Anleger also auf das kommende Jahr einstellen? WirtschaftsWoche Online hat Anlageprofis befragt, um zu klären, was Fondsmanager und Vermögensverwalter in den letzten Wochen des Jahres tun oder bereits getan haben, um sich für das kommende Jahr zu rüsten, welche Strategien sie verfolgen und was sie Privatanlegern raten würden.

Gunther Kramert, Union-Investment

Gunther Kramert, Fondsmanager bei Union-Investment, verwaltet ein wahres Schwergewicht. Sein Fonds UniGlobal verwaltet ein Vermögen von 7,2 Milliarden Euro. Klar, dass ein solcher Fonds-Tanker nicht wendig wie ein Schnellboot ist. Deshalb verfolgt Kramert auch keine besondere Strategie zum Jahresende, sondern hält an seinem bewährten Ansatz fest: „Wir sind langfristig orientiert und legen nach fundamentalen Kriterien an – und die richten sich nicht nach dem Kalender. Der anstehende Jahreswechsel ist kein Grund für besondere Betriebsamkeit oder Zurückhaltung.“

Optimistisch für die Konjunktur

Drei Aktientipps für alle Anleger
BASF - Die Chemie stimmt nochAm weltgrößten Chemiekonzern würde ein Einbruch des chinesischen Wirtschaftswachstums nicht spurlos vorübergehen. Doch langfristig würde BASF aus einer neuen Krise gestärkt hervorgehen und Marktanteile gewinnen: Die Bilanz ist solide, die Kosten sind im Griff, und bei fast allen Kunden kann BASF derzeit Preiserhöhungen durchsetzen. Quelle: ZB
Dank der Konzerntochter Wintershall (Öl- und Gasförderung) leiden die Ludwigshafener weniger unter steigenden Energiepreisen als andere Chemiekonzerne. Zudem ist die Aktie nicht teuer. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 76,8 Kurs/ Stoppkurs (in €): 67,06/ 53,20 Börsenwert (in Mrd. €): 61,6 Dividendenrendite (in %): 3,7 KGV 2012/ 2013: 12,3/ 11,1 Chance/Risiko: 6/5 Quelle: Bloomberg, Stand: 4. Oktober 2012
SAP - Erfolge in der WolkeSAP hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: 2015 will der Konzern als erster Anbieter weltweit vollständig profitabel in der Cloud (Software flexibel im Netz mieten, statt sie zu kaufen und fest zu installieren) arbeiten. Cloud Computing ist eine Revolution, herkömmliche Softwareumgebungen werden nach und nach verschwinden. Quelle: dapd
SAP, dort groß geworden, hat die Herausforderung wider Erwarten gut angenommen. Die Produkte der Kurpfälzer sind inzwischen auch für kleinere Kunden aus Schwellenländern und Mittelstand attraktiv – lange ein Manko. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 16,1 Kurs/ Stoppkurs (in €): 54,93/ 44,30 Börsenwert (in Mrd. €): 67,5 Dividendenrendite (in %): 1,4 KGV 2012/ 2013: 18,0/ 15,6 Chance/Risiko: 6/5 Stand: 4. Oktober 2012
Bayer - Die Apotheke vom RheinDie Aktie ist schon gut gelaufen, Skeptiker werden auf das deshalb gestiegene KGV und das respektable Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,6 verweisen. Doch Bayer hat in den vergangenen Jahren viele Probleme beseitigt oder verkleinert, die zuvor auf dem Kurs gelastet hatten, etwa die früher sehr schwache Pharma-Pipeline aufgefüllt. Quelle: dapd
Zudem expandiert Bayer stark im Pflanzenschutz und bei Saatgut, also in zwei sehr zukunftsträchtigen Branchen. Auch das stabile Geschäft mit Veterinärmedizin baut Bayer aus, etwa in den USA. Umsatz 2012 (in Mrd. €): 38,9 Kurs/ Stoppkurs (in €): 67,60/ 58,60 Börsenwert (in Mrd. €): 55,9 Dividendenrendite (in %): 2,4 KGV 2012/ 2013: 12,6/ 11,5 Chance/Risiko: 7/6 Stand: 4. Oktober 2012

Mit Blick auf die konjunkturelle Entwicklung versprüht Kramert Optimismus. Angesichts der möglichen Aufhellung der Konjunktur ist sein UniGlobal-Fonds eher wachstumsorientiert aufgestellt. „Wir setzen also verstärkt auf Unternehmen, die von der anziehenden Wirtschaftsdynamik profitieren“, sagt Kramert. „Weil aber das Wachstum in Europa unser „Sorgenkind“ bleibt, zählen vor allem Konzerne aus den Schwellenländern und Gesellschaften, die dort stark im Geschäft sind, zu unseren Anlagefavoriten. Außerdem wird unsere Portfoliostruktur durch defensive Titel – etwa im Gesundheitssektor – ergänzt.“

Auf eine Börsenrally zum Jahresende mag Kramert nicht setzen. „Die kurzfristige Entwicklung an den Märkten lässt sich kaum prognostizieren. Dafür sind die Börsen zu schnelllebig geworden“, so der Fondsprofi. „Auf mittlere und längere Sicht folgen die Aktienmärkte aber weiter den Fundamentaldaten. Letztlich setzt sich noch immer Qualität durch. Für den Anlageerfolg ist das viel ausschlaggebender, als kurze Marktzuckungen.“ Immerhin, sein Fonds schaffte 2012 bislang ein Plus von 12,6 Prozent.

Wo das Geld jetzt sicher ist
Bargeld Quelle: Sebastian_Wolf
Goldbarren und -münzenDas Edelmetall ist die Notfallreserve außerhalb des Finanzsystems schlechthin. Wer mit dem Schlimmsten rechnet, hofft, dass er kleinere Goldmünzen gegen Lebensmittel oder Medikamente tauschen kann, wenn Banken ihn nicht mehr mit Bargeld versorgen. Verwahren Anleger ihr Gold allerdings im Bankschließfach, kann es nach einer Bankpleite dauern, bis sie Zugriff bekommen. In Krisenzeiten fällt der Goldpreis mitunter. Großanleger wie Hedgefonds müssen ihren Goldbestand verkaufen, um flüchtende Anleger auszuzahlen. Da in Panikphasen andere Anlagen wie Aktien oder Anleihen stark an Wert verlieren oder illiquide werden, ist Gold dann eine der wenigen Anlagen, die sie noch zu Geld machen können. Quelle: dpa
Spareinlagen: Sparkassen/VolksbankenIhren Kunden versprechen Sparkassen, Landesbanken sowie Genossenschaftsbanken, dass sie Pleiten der zu ihrer jeweiligen Gruppe gehörenden Institute im Vorfeld verhindern. Meist geschieht das über Fusionen von schwachen mit stärkeren Mitgliedern. Kommt es zu keiner Pleite, muss auch kein Geld gerettet werden. Dadurch sollen auch Zertifikate und Anleihen vor einem Totalverlust sicher sein. Das ist ein Unterschied zu anderen Einlagensicherungssystemen. Die Solidarität funktionierte bislang, könnte aber bei der Schieflage großer Institute überstrapaziert werden. Quelle: dpa
Fresenius Quelle: Pressebild
Deutsche Börse Quelle: dapd
Investmentfonds Quelle: Wolfgang - S - Fotolia
Sparschwein Quelle: Edel Rodriguez

Anlegern, die ihr Depot vor Jahresende noch neu justieren möchten, rät er zur Vorsicht. „Anleger sollten damit rechnen, dass die Liquidität an den Märkten abnimmt, was die Handelbarkeit vieler Wertpapiere einschränkt“, sagt Kramert. „An den Grundregeln einer erfolgreichen Geldanlage sollten Privatinvestoren daher auch dann festhalten, wenn sich vermeintliche einmalige Gelegenheiten wie die vermutete Jahresendrally bieten. Besser ist es, diszipliniert, qualitätsorientiert, mit längerem Zeithorizont und breit gestreut zu investieren.“

Christoph Ohme, DWS

Auch Christoph Ohme, Senior-Fondsmanager bei der Deutschen-Bank-Tochter DWS, hat keinen Grund zum Aktionismus. Der stellvertretende Fondsmanager für den DWS Deutschland (Fondsvolumen 2,7 Milliarden Euro) schaffte im laufenden Jahr ein Plus von 35 Prozent.

Ohme lässt sich von einer möglichen Dax-Rally nicht locken. „Wir haben kein spezifisches Jahresendgeschäft, sondern verfolgen weiter unsere bisher gültigen Kriterien“, sagt er. Anders als Kramert mit seinem UniGlobal, der weltweit Anlagechancen nutzt, muss sich Ohme auf deutsche Wertpapiere beschränken. „Dafür suchen wir weiter nach Qualitätstiteln mit überdurchschnittlichem Gewinnwachstum. Ich glaube, das ist gerade jetzt wichtig. Aber mehr Geschäft als üblich machen wir derzeit nicht – auch vor dem Hintergrund, dass die Liquidität gerade am Jahresende niedrig ist. Insofern sind größere Transaktionen ohnehin schwierig.“

Window Dressing

Milliardenklagen gegen Banken
Papiertüten mit dem aufgedrucktem Logo der Deutschen Bank Quelle: dpa
Logo der Royal Bank of Scotland (RBS) Quelle: dapd
A home for sale in Contra Costa County in the city of Antioch, California Quelle: dpa
A man walks past JP Morgan Chase's international headquarters on Park Avenue in New York Quelle: REUTERS
Die Verstrickung in den Libor-Skandal kommt die UBS teuer zu stehen. Die größte Schweizer Bank muss mit rund 1,4 Milliarden Franken (1,16 Milliarden Euro) die zweithöchste Geldstrafe berappen, zu der eine Bank jemals verdonnert wurde. Dutzende von Händlern und Mitarbeitern der Bank waren nach Erkenntnissen der Aufsichtsbehörden in die Manipulationen des Referenzzinses verwickelt. Sogar Schmiergeld wurde gezahlt, hieß es im Untersuchungsbericht der britischen Aufsichtsbehörde FSA. UBS habe in "schwerer Weise gegen Schweizerische Finanzmarktgesetze verstoßen", urteilte auch die Schweizer Bankenaufsicht FINMA. Das Kontrollsystem der Bank habe erhebliche Mängel aufgewiesen. Die Behörden fassten UBS erheblich härter an als die britische Großbank Barclays Bank, die ebenfalls wegen des Libor-Skandals eine hohe Strafe zahlen musste. Bankchef Sergio Ermotti, seit Herbst 2011 im Amt, bedauerte öffentlich dieses "unangemessene und unethische Verhalten zutiefst". UBS habe von sich aus bei den Behörden Meldung erstattet, nachdem sie das Fehlverhalten festgestellt habe. Es ist der zweite große Skandal für die Bank, nachdem der frühere UBS-Händler Kweku Adoboli vor mehr als einem Jahr gut 1,8 Milliarden Euro in den Sand setzte. Adoboli wurde inzwischen des Betrugs für schuldig befunden und zu sieben Jahren Haft verurteilt. Die Affäre kostete den damaligen UBS-Chef Oswald Grübel den Posten. Die Schweizer Großbank musste auf Geheiß der britischen Finanzaufsichtsbehörde FSA eine Strafe von knapp 30 Millionen Pfund (36,7 Millionen Euro) zahlen, weil ihr die unautorisierten Handelstransaktionen von Adoboli nicht auffielen. Die FINMA will der Großbank künftig genauer auf die Finger schauen und schickt einen Aufpasser ins Haus. Quelle: dapd
JP Morgan mit Bear-Stearns-FluchIn der Finanzkrise rettete sich die Investmentbank Bear Stearns in die Arme des Branchenprimus JP Morgan. Jetzt könnte die Übernahme auf Geheiß der US-Regierung eine teures Nachspiel haben. Die US-Aufsichtsbehörde National Credit Union Administration (NCUA) verklagte JP Morgan im Dezember 2012 auf Schadenersatz in Höhe von 3,6 Milliarden Dollar. Sie wirft Bear Stearns vor, mit Ramschhypotheken unterlegte Wertpapiere an vier Genossenschaftsbanken verkauft zu haben. Die vier Banken gingen nach hohen Verlusten mit den Papieren allesamt bankrott und mussten von der Aufsichtsbehörde abgewickelt werden. Die NCUA hatte JP Morgan bereits im Juni 2011 auf 1,4 Milliarden Dollar verklagt. Über die Zulassung der Klage wurde bislang noch nicht entschieden. Bisher konnte die NCUA von der Deutschen Bank, HSBC und der Citibank Schadenersatz in Höhe von 170 Millionen Dollar erstreiten. Verfahren gegen Barclays, Credit Suisse, Goldman Sachs, RBS, UBS und Wachovia sind noch offen. Im Oktober 2012 erhob der US-Generalstaatsanwalt Klage gegen JPMorgan Chase. Auch dabei ging es um hypothekenbesicherte Wertpapiere, deren Wert sich während der Finanzkrise nahezu in Luft auflöste. Anleger sollen durch die von Bear Stearns vermittelten Wertpapiere 22,5 Milliarden Dollar verloren haben. Am 19. November 2012 teilte JPMorgan mit, sich mit der US-Börsenaufsicht SEC auf einen Vergleich geeinigt zu haben: Gegen eine Strafzahlung von 297 Millionen Dollar (232 Millionen Euro) zieht die Behörde einen Schlussstrich unter das Verfahren. Quelle: REUTERS
Sal. Oppenheim: Milliardenrisiko für Deutsche BankVor dem Kölner Landgericht begann am 18. Dezember 2012 ein spektakulärer Schadenersatzprozess: Die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz fordert vom Bankhaus Sal. Oppenheim und dem Immobilienunternehmer Josef Esch Schadenersatz für ihr bei der Pleite des Handelskonzerns Arcandor, der einstigen Karstadt-Quelle AG, verlorenes Vermögen. Insgesamt beträgt der Streitwert 1,9 Milliarden Euro. Die Quelle-Erbin war einst eine der vermögendsten Frauen Deutschlands. Schickedanz wirft der Bank und ihrem ehemaligen Vermögensbetreuer Josef Esch und der einst schillernden Privatbank vor, sie falsch beraten und damit Vermögensbetreuungspflichten verletzt zu haben. Gleichzeitig sieht sich die Ex-Milliardärin aber mit Widerklagen der Bank und von Kreditbürgen in Höhe von rund 580 Millionen Euro konfrontiert. Das durch die Fehlspekulationen in Schieflage geratene Bankhaus gehört seit 2010 der Deutschen Bank. Im Februar oder März 2013 muss sich die einstige Führungsriege von Sal. Oppenheim zudem wegen besonders schwerer Untreue vor dem Kölner Landgericht verantworten. Angeklagt sind Christopher Freiherr von Oppenheim, Matthias Graf von Krockow und die Ex-Bank-Manager Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt sowie Josef Esch, der eng mit der Führung von Sal. Oppenheim zusammengearbeitet hatte. Ihnen wird vorgeworfen, der Bank mit Immobiliengeschäften einen zweistelligen Millionenschaden zugefügt zu haben. Die Beschuldigten bestreiten dies. Quelle: pressebild

Auch wenn immer wieder die Rede davon ist, glaubt er nicht, dass viele Fondsmanager das sogenannte Window Dressing betreiben – also die optische Verbesserung des Fondsportfolios zum Jahresabschluss durch den Kauf erfolgreicher und den Verkauf erfolgloser Aktien. „Wir versuchen, unsere Performance während des ganzen Jahres zu erzielen – und das ist uns in diesem Jahr gut gelungen. Das Window Dressing zum Jahresende verfolgen wir daher nicht“, sagt Ohme.

Da Deutschland nach wie vor eine große Exportnation ist, verfolgt Ohme eine naheliegende Strategie. „Wir setzen in Deutschland weiterhin auf Exporttitel, vor allem in Sektoren, die im internationalen Wettbewerb besonders gut aufgestellt sind und die wesentlich für die konjunkturelle Lage hierzulande verantwortlich sind. Dazu zählen wir vor allem den Automobilbereich, Chemie und Industrie.“

Im derzeitigen Umfeld gibt es aber auch Aktien, die er trotz Hoffnung auf ein Anziehen der Konjunktur lieber meidet. „Aktien von Unternehmen, die ihr Geschäft vor allem in Deutschland machen, kämpfen dagegen oftmals mit schweren strukturellen Problemen. Sie sind oft von einheimischer Regulierung, Preisdruck und ähnlichem betroffen. Das sind etwa die Versorger oder Telekommunikationsunternehmen“, so Ohme.

Kann allein die EZB den Euro retten?

Dennoch muss der DWS-Fondsmanager sein Portfolio immer wieder auf den Prüfstand stellen. „Gerade zum Jahreswechsel beobachten wir natürlich nochmal genau die Performance einzelner Aktien. Vor allem geht es um die Frage, ob es große Veränderungen in den verschiedenen Anlagesektoren oder bei unseren Favoriten gibt und ob sich fundamental etwas geändert hat.“ Ohme nutzt die Zeit am Jahresende daher vor allem, um sich in Research-Berichten, Kapitalmarktprognosen und Analysen zu vertiefen.

Für die Börsenentwicklung ist Ohme optimistisch. „Wir sind für 2013 konstruktiv positiv. Die Konjunktur erholt sich laut ifo-Institut etwas und auch aus China kommen positive Signale, etwa bei den Investitionen. Das sind insbesondere für die deutschen Aktien gute Vorzeichen.“ Für Anleger könnten sich so gute Chancen ergeben, wenn sich diese Impulse weiter etablieren.

„Außerdem sind deutsche Aktien noch nicht zu teuer und verglichen mit anderen Anlageklassen immer noch attraktiv. Das sind gute Voraussetzungen für das nächste Jahr“, ist Ohme überzeugt.

Allerdings sieht er auch weiterhin die Gefahr von Kurskapriolen an den Börsen. „Solange die Schuldenkrise nicht gelöst ist, werden wir weiter mit deutlichen Schwankungen leben müssen. Aber ich hoffe, dass die Schwankungsbandbreite doch geringer ausfällt als 2012, als wir zeitweise sogar das Auseinanderbrechen der Euro-Zone fürchten mussten.“ Weniger Volatilität wäre aus seiner Sicht auch wichtig, damit mehr Anleger wieder an den Markt zurückkehren. „Viele Anleger sind noch sehr vorsichtig und geprägt von den Krisen. Das merken wir an Mittelzuflüssen. Im vergangenen Jahr waren es trotz der guten Performance netto sogar Mittelabflüsse.“

Dax-Rally bis 7800 Punkte

Die höchsten Inflationen aller Zeiten
Turkmenistan, Januar 1992 - November 1993Währung: Manat Tägliche Inflationsrate: 5,71 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 12,7 TageQuelle: Institute for Applied Economics, John Hopkins University Baltimore Quelle: AP
Armenien, Oktober 1993 - Dezember 1994Währung: Rubel Tägliche Inflationsrate: 5,77 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 12,5 Tage Quelle: REUTERS
China, Oktober 1947 - Mitte Mai 1949Währung: Yuan Tägliche Inflationsrate: 14,1 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 5,34 Tage
Griechenland, Mai 1941 - Dezember 1945Währung: Drachme Tägliche Inflationsrate: 17,9 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 4,27 Tage
Deutschland, August 1922 - Dezember 1923Währung: Papiermark Tägliche Inflationsrate: 20,9 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 3,70 Tage
Republika Srpska, April 1992 - Januar 1994Währung: Dinar Tägliche Inflationsrate: 64,3 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 1,41 Tage
Jugoslawien, April 1992 - Januar 1994Währung: Dinar Tägliche Inflationsrate: 64,6 Prozent Zeitraum, in dem sich die Preise verdoppelten: 1,41 Tage Quelle: dpa

Thomas Käsdorf, Vorstand der Vermögensverwaltung Plutos in Taunusstein, ist zumindest für eine Jahresendrally im Dax optimistisch: „Bis zum Jahresende können wir uns ein Kursniveau im Dax zwischen 7600 und 7800 Punkten vorstellen. Der mittelfristige Aufwärtstrend ist weiter intakt, kurzfristige Schwächephasen sind dennoch möglich.“ Wegen der Rückschlaggefahr bleibt Käsdorf jedoch vorsichtig. „Daher lassen wir die enthaltenen Werte im Portfolio und stocken selektiv weiter auf.“

Mit den Plutos-Fonds setzt er jetzt auf Aufschwung. „Angesichts der verbesserten Konjunkturaussichten bevorzugen wir zyklische Titel. Wir bleiben so lange investiert, bis der Aufwärtstrend dreht“, sagt der Vermögensverwalter. Sein Augenmerk richtet er dabei auf die Haushaltsprobleme der USA. „Voraussetzung für diese Strategie ist, dass die US-amerikanische Fiskalklippe gelöst wird. Je früher desto besser. Danach dürfte der Weg nach oben frei sein und eine kurze, heftige Erleichterungsrally starten“, prophezeit Käsdorf.

Die schwärzesten Börsentage aller Zeiten
Farbenprächtig blühende Tulpen im Erholungspark Britzer Garten in Berlin Quelle: dpa/dpaweb
Strände Neukaledoniens - hier «Kuto Bay» Quelle: dpa-tmn
Broker stehen am 25. Oktober 1929 in der New Yorker Boerse waehrend des Boersenkrachs, der die Weltwirtschaftskrise einleitete ('Schwarzer Freitag'). Quelle: AP
Blick auf das leere Autobahnkreuz Duisburg-Kaiserberg. Wegen der Ölkrise wurde am 02.12.1973 zum zweiten Mal ein sonntägliches Fahrverbot verhängt Quelle: dpa
Hektisches Treiben in der Aktienbörse in Frankfurt (Hessen) Quelle: dpa
United Airlines planes arrive at Denver International Airport in Denver Quelle: REUTERS
 Boris Jelzin, links, neben Alexander Korschakow Quelle: AP

Dabei hätte Käsdorf für die Jahresendrally noch Spielräume, was die Portfoliostruktur angeht. Dabei setzt er vor allem auf die Schwergewichte an der Börse. „Wir können den Aktienanteil weiter leicht erhöhen, wollen dies aber hauptsächlich in BlueChips tun, weil sie am Jahresende in der Regel liquider handelbar sind. Sollte sich aber eine Sondersituation in einem Small oder MidCap ergeben, werden wir auch diese wahrnehmen.“

Die Anlagesummen, die Käsdorf noch vor Jahresende bewegen will, hält er in engen Grenzen. „Vom Fondsvolumen aus betrachtet sollte das zu bewegende Volumen bei zirka fünf Prozent liegen“, sagt er. Bei den Plutos-Fonds gibt es durchaus noch so etwas wie ein Jahresendgeschäft, auch wenn er nicht von Window Dressing spricht. „Normalerweise kann man die bislang erzielte Performance im Dezember nur noch in kleinem Umfang verbessern, daher sollte auch das noch zu bewegende Volumen sich dieser Erwartung anpassen“, erklärt der Fondsmanager.

Bei seinen Kollegen beobachtet er Jagd nach Prozentpunkten vor Jahresende durchaus: „Tendenziell werden institutionelle Investoren bemüht sein, im Rahmen des ‚Window Dressing‘ solide, gut gelaufene Aktien in ihren Büchern auszuweisen. Bei schlecht gelaufenen Aktien könnten institutionelle Anleger eher versuchen, diese aus ihrem Jahresbericht zu verdrängen. Daher sollten Anleger bei diesen Werten mit größeren Schwankungen rechnen.“ Aktien wie die deutschen Energieversorger, Commerzbank oder Deutsche Telekom könnten da Kandidaten sein.

Timing ist nicht alles

In welchen Länder Aktien unterbewertet sind
Platz 20: MexikoDer IPC, der Leitindex der mexikanischen Börse, hat sich seit 2009 mehr als verdoppelt. Mexiko gehört mittlerweile zu den beliebtesten Schwellenländern. Der BRIC-Erfinder Jim O'Neill hat es in sein neues Konzept integriert: MIST (Mexiko, Indonesien, Südkorea und Türkei). Gemessen an den wichtigsten Kennzahlen sind die Aktien Mexikos allerdings alles andere als günstig. Dividendenrendite (2012): 0,9 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 10,3 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 17,6 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 2,9Performance: 3 Monate: + 5 Prozent 6 Monate: + 12 ProzentAnmerkung: Bei der Dividendenrendite gilt: je höher, desto besser. Bei den übrigen Zahlen ist es genau umgekehrt. Quelle: DZ Bank Quelle: dpa
Platz 19: IndonesienIndonesiens Bali ist für Surfer ein Paradies, allerdings nicht für Anleger. Der IDX hat sich seit 2009 verdreifacht und ist gemessen an den Kennzahlen sehr teuer. Trotzdem gilt Indonesien bei vielen Investoren als Schwellenland der Zukunft. Die MIST-Strategie wird wegen schwächelnder BRIC-Staaten immer beliebter. Dividendenrendite (2012): 2,3 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 9,8 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 13,4 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 3,0Performance: 3 Monate: + 6 Prozent 6 Monate: + 3 Prozent Quelle: dpa
Platz 18: USADas „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ bietet leider keine günstig bewerteten Aktien für ein Investment. Die Unternehmen der USA gelten jedoch wegen ihrer internationalen Ausrichtung als sicheres Investment. Deshalb sind US-Aktien trotz schlechter Kennzahlen bei Investoren beliebt. Dividendenrendite (2012): 2,1 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 8,8 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 13,3 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 2,1Performance: 3 Monate: + 6 Prozent 6 Monate: + 4 Prozent Quelle: REUTERS
Platz 17: IndienIndien ist das I der BRIC-Staaten. Diese haben sich in den vergangenen Jahren allerdings nicht sehr berauschend entwickelt. Der BSE Sensex lockt auch nicht gerade mit einer günstigen Bewertung. In den letzten zwei Jahren hat der BSE eine Berg- und Talfahrt erlebt und sich nicht entscheidend in eine Richtung entwickelt. Dividendenrendite (2012): 1,7 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 8,7 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 11,8 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 2,0Performance: 3 Monate: + 5 Prozent 6 Monate: + 5 Prozent Quelle: dapd
Platz 16: SchweizDie Schweiz ist ein teures Pflaster, das gilt auch für die Börse. Der Leitindex der Schweiz, der SMI, hat im Laufe der Finanzkrise deutlich an Wert verloren, den er immer noch nicht wett gemacht hat. Trotzdem ist der SMI, gemessen an den Kennzahlen, nicht günstig. Dividendenrendite (2012): 3,4 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 10,0 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 12,4 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 2,0Performance: 3 Monate: + 7 Prozent 6 Monate: + 7 Prozent Quelle: dapd
Platz 15: SüdafrikaDer afrikanische FTSE-All-Share-Index ist mittlerweile teuer - und das nicht, weil er viel zugelegt hat. Ganz im Gegenteil: Der FTSE lag 2007 bei fast 4.000 Punkten, heute bei knapp 2.900. Die Aktienkurse haben gemäß der Kennzahlen kein großes Potenzial mehr. Zwar ist Südafrika die stabilste Demokratie des Kontinents, doch die wirtschaftlichen Probleme sind nicht zu übersehen. Hohe Arbeitslosigkeit und ein extrem großer Unterschied zwischen arm und reich belasten das Land. Dividendenrendite (2012): 3,8 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 7,9 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 11,2 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 2,1Performance: 3 Monate: + 4 Prozent 6 Monate: + 4 Prozent Quelle: dpa
Platz 14: TürkeiObwohl die türkischen Aktien, die im Leitindex ISE-100 gelistet werden, den Kennzahlen nach nicht sehr günstig sind, gilt die Türkei als das Chancenland der Zukunft. Die Finanzkrise im Jahr 2001 ist überwunden und der Finanzsektor kommt wieder auf die Beine. Die Produktion zieht deshalb deutlich an und die Wirtschaft wächst. Die Türkei ist das T der MIST-Strategie. Dividendenrendite (2012): 3,1 Prozent Kurs-Cash-Flow (2013): 7,0 Kurs-Gewinn-Verhältnis (2013): 9,6 Kurs-Buch-Verhältnis (2012): 1,6Performance: 3 Monate: - 1 Prozent 6 Monate: 0 Prozent Quelle: dpa

Thomas Böckelmann, Chef der Veitsberg Vermögensverwaltung, setzt auf eine bewährte Depotstruktur: eine ausgewogene Mischung aus Aktien, Anleihen, Gold und Liquidität. Damit läge laut Böckelmann das Verlustrisiko nur bei fünf Prozent. In diesem Jahr machte er für seine Kunden so ein Plus von neun Prozent. Weil alles so schön stabil ist, sieht er in den kommenden Wochen über den Jahreswechsel hinaus keinen Handlungsbedarf. „Eine Ausrichtung auf eine Jahresend- oder Jahresanfangsrallye setzt Timing-Entscheidungen voraus, die wir im Rahmen eines nachhaltigen Vermögensmanagements weitestgehend vermeiden“, so Böckelmann.

„Empirische Analysen zeigen, dass nur 15 Prozent der Performance aus Timing resultieren. Dasselbe gilt für Absicherungen, die einen Status-Quo einfrieren können, aber irgendwann wieder aufgelöst werden sollten.“

Kommt es zu einer Jahresendrally, dürfte sie laut Böckelmann wohl ein Strohfeuer sein. Zwar stimme der Mix für weiter steigende Aktienmärkte, vor dem Hintergrund der Euro-Krise sowie der Sorge um die US-Fiskalklippe seien die Aktienmärkte historisch nahezu fair bewertet. Auch machten die wachsende Verzweiflung der Anleger aufgrund der künstlich niedrigen Zinsen sowie die Angst vor Finanzrepression diese Anlageklasse unverändert attraktiv und somit weitere Investorengelder anziehen.

Warum Investoren wieder auf Gold setzen
Muster-Banknoten und Goldbarren Quelle: dpa
Goldbarren liegen in der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main Quelle: dpa/dpaweb
Die Rückseite einer Krügerrand-Goldmünze vor Goldbarren Quelle: dpa
American investor Jim Rogers, chairman of Rogers Holdings Quelle: AP
President and Portfolio Manager of Paulson & Co. John Paulson Quelle: REUTERS
An Indonesian customer holds a 10 grams fine gold Quelle: dpa
Der US-Milliardär und Investor George Soros Quelle: dpa

„Vorsicht ist aber unverändert angebracht“, diagnostiziert Böckelmann. „So sind zur Erfüllung der zukünftigen Gewinnerwartungen Umsatzsteigerungen erforderlich, die im aktuell von Rezession bedrohten Umfeld fraglich sind.“ Zudem missfällt Böckemann, dass die Mehrheit der Marktakteure für Aktien positiv gestimmt sei. Denn dann seien die Investoren bereits voll investiert und würden somit als Kurstreiber ausfallen. Im Gegenzug steigt in dieser Konstellation das Risiko, dass sie irgendwann wieder Gelder abziehen und somit den Markt drücken. „Wir glauben daher, dass noch fünf Prozent Luft nach oben sind, bevor Wachstumsenttäuschungen für eine Korrektur sorgen“, resümiert der Vermögensverwalter und Honorarberater.

Martin Wilhelm, IFK Vermögensverwaltung

Martin Wilhelm, Chef der IFK Vermögensverwaltung in Kiel und Fondsmanager des Acatis IFK Value – einem der erfolgreichsten Rentenfonds des Jahres, konzentriert sich zum Jahresende vor allem auf Anleihen, die auch mit dem Aktienmarkt verknüpft sind. Denn die Zinsen sind bei hochwertigen Unternehmens- oder Staatsanleihen weiterhin niedrig. „Aktuell verkaufen wir die wenig attraktiven Investment-Grade-Anleihen, um in Mischformen wie etwa Hybrid- oder Wandelanleihen zu investieren. Zusammen mit den Mittelzuflüssen kaufen wir für 20 bis 30 Millionen Euro im Dezember solche Papiere.“

Jetzt schon für Februar kaufen

Die besten Aktien nach Branchen
Startbild Aktien nach Branchen
Aktien Auto
Aktien Chemie
Aktien Handel
Aktien Konsumartikel
Aktien Medien
Aktien Medizintechnik

Die Käufe tätigt Wilhelm jedoch nicht, weil er an eine Jahresendrally an den Märkten glaubt, sondern aus strategischem Kalkül. „Viel entscheidender als die Frage nach einer Jahresendrally ist, auf was der Markt im Januar und Februar setzt und danach heißt es, sich zu positionieren. Daher investieren wir bereits jetzt in Hybrid- und Wandelanleihen“, erklärt Wilhelm.

Für Privatanleger hat der erfolgreichen Rentenfondsmanager im Hinblick auf die verringerten Handelsumsätze an der Börse zum Jahresende einen Rat: „Investoren sollten die Wertpapiere, die sie Mitte Januar im Depot haben möchten, bereits deutlich vor Weihnachten kaufen. Anleger sollten nicht erst auf den Zug Anfang Februar aufspringen, den der Markt durch Kurssprünge im Januar vorgibt.“ Diese Strategie hat zudem den Vorteil, dass Anleger unter Umständen doch noch von einem Schlussspurt der Börse zum Jahreswechsel profitieren.

Alexander Berger, Thallos Vermögensverwaltung

Für Alexander Berger, Chef der Thallos Vermögensverwaltung und Fondsmanager des Thallos Global Trend ist die Jahresendrally hingegen schon vorbei: „Wenn ein Plus von 500 Punkten in zwei Wochen keine Rally ist, weiß ich es auch nicht. Der Markt unabhängig von der Bewertung total überkauft. Wir rechnen auf dem Niveau mit einer Seitwärtsbewegung.“

Seine Empfehlung für Aktionäre, die die jüngste Aufwärtsbewegung an der Börse mitgemacht haben: „Anleger sollten ihre Gewinne vor Jahresende unbedingt absichern. Auch zwischen Weihnachten und Neujahr gab es bereits Verwerfungen an den Börsen. Bei niedrigen Umsätzen ist dies bei geopolitischen Themen sehr schnell passiert.“

Die bekanntesten Goldmünzen
Beliebte Geldanlage Quelle: fotolia.com
Lunar Serie 1
Lunar Serie 1 - Hund
Lunar Serie 1 - Hahn
Panda Quelle: fotolia.com
Krügerrand
Maple Leaf Quelle: fotolia.com

Für das kommende Jahr ist Berger weniger optimistisch als seine Branchenkollegen und rechnet mit deutlichen Rückschlägen an den Börsen: „Es ist bereits abzusehen, dass dieser Anstieg nicht auf fundamentalen Daten beruht. Für uns ist eine starke Korrektur klar.“ Schließlich gingen die Wirtschaftsdaten runter, Insider würden vermehrt ihre Aktien verkaufen und Frühindikatoren wiesen nach unten. „Dabei wirkt das billige Geld der Zentralbanken wie Traubenzucker und sorgt für Nachfrage. Da bildet sich die nächste Blase. Ist man investiert, wenn die Blase platzt, hat man keine Möglichkeit mehr auszusteigen.“

Auf Wackelbörsen setzen

Die Länder mit den größten Goldreserven
Platz 10: Indien Quelle: REUTERS
Platz 9: Die Niederlande Quelle: REUTERS
Platz 8: Japan Quelle: REUTERS
Platz 6: Schweiz Quelle: AP
Platz 7: Russland Quelle: dpa-tmn
Platz 5: China Quelle: dapd
Platz 4: Frankreich Quelle: dapd

Angesichts dieses Risikos sollte eine Absicherung der erzielten Gewinne mit Hilfe von Stop-loss-Order unbedingt erfolgen. Sollten die Kurse zunächst weiter steigen, müssen die Kursuntergrenzen, bei denen der automatische Verkauf der jeweiligen Papiere erfolgt, auch immer wieder angepasst werden.

Fünf für die Ewigkeit
BASF Quelle: dpa
China Mobile Quelle: REUTERS
Coca-Cola Quelle: dapd
Altria Quelle: AP
Royal Dutch Shell Quelle: dpa

Aber auch bei Thallos suchen die Anlageprofis ihre Ertragsbringer. Für Berger ist eine Wette auf steigende Volatilitäten in dieser Börsenphase ebenfalls ein gangbarer Weg. „Wir haben zum Jahresende Volatilitätenfonds aufgebaut. Die Volatilitäten sind aktuell auf einem Vier-Jahrestief. Daneben haben wir die Währungsseite abgesichert mit Pfund und Dollar. Auch Aktienpositionen in China haben wir aufgebaut, denn hier sind die Kurse auf einem Drei-Jahrestief - also entgegengesetzt zu den europäischen Aktienmärkten. Auf der Aktienseite in Europa bleiben wir abgesichert, also Short.“ Das bedeutet nichts anderes, als dass Berger auf fallende Aktienkurse in Europa setzt.

Die unterschiedlichen Szenarien der Anlageprofis zeigen: Ein klarer Trend ist noch nicht ausgemacht – und daher sollten Anleger zunächst an ihrer bisherigen Strategie festhalten. Allerdings sollten sie mit unterschiedlichen Szenarien rechnen. Daher sind Vorsichtsmaßnahmen wie die breite Streuung der Investments über Länder, Währungen und Anlageklassen sowie das Favorisieren starker, großer Titel ebenso anzuraten, wie die Absicherung von Gewinnen mit Hilfe von Stop-Loss-Limits. Diese Maßnahmen schützen nicht nur vor allzu herben Verlusten, sondern helfen auch über einen holprigen Börsenstart 2013 – sollte etwa die Fiskalklippe nicht im Einvernehmen zwischen US-Präsident Obama und dem Kongress gelöst werden.

Denn dann droht aufgrund der automatischen Streichung von Staatsausgaben ein Konjunkturabschwung in den USA, der in der ganzen Welt spürbar sein dürfte – aber von den Börsenschwergewichten vermutlich besser verdaut werden könnte. Auch das Andauern oder sogar eine Verschlimmerung der Euro-Krise wären so zu überstehen. Denn schließlich bleiben Aktien mangels anderer renditeträchtigen Anlagealternativen wohl noch länger im Fokus der Investoren – nicht zuletzt der Anlageprofis.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%