Studien über Vermögen So reich sind die Deutschen

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Über Geld spricht man nicht. Oder doch? Denn vor allem in Krisenzeit sind finanzielle Polster wichtig. Und Vermögensstudien liefern einen Einblick, wo der Durchschnitts-Deutsche finanziell steht. Ein Überblick.

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So sehr Reichtum die Menschen fasziniert, so schwierig ist es, ihn genau zu beziffern. Das Vermögen setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen, zudem herrscht darüber oft Verschwiegenheit. Es überrascht also nicht, dass sich eine eigene wissenschaftliche Disziplin damit beschäftigt: die Vermögensforschung.

Sie erforscht die finanzielle Situation von Haushalten und Privatpersonen. Die gewonnen Daten geben Aufschluss über den Zustand der Wirtschaft und liefern Grundlage für finanzpolitische Entscheidungen. Dieser Überblick stellt eine Auswahl wichtiger Vermögensstudien vor.

Einen Einblick zu den finanziellen Verhältnissen der Privathaushalte in Deutschland liefert die Studie der Bundesbank mit dem Titel „Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF)“. Alle drei Jahre erfasst sie Vermögenswerte wie Wohneigentum, Fahrzeuge sowie Bankguthaben und Ansprüche aus privaten Rente- und Lebensversicherungen ein. Dem entgegen stellt die Studie auch Schulden wie Hypotheken oder Kredite. Durch die Coronapandemie fand die letzte Umfrage ein Jahr später als geplant statt. Bei der vierten Erhebung 2021 gaben 4119 private Haushaushalte Auskunft über ihre Finanzen.

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von Angelika Melcher

Vermögen ungleich verteilt

Laut PHF-Studie verfügten die deutschen Haushalte über ein durchschnittliches Nettovermögen von 316.500 Euro. Damit verzeichnet die Umfrage einen neuen Höchststand. In den vergangenen zehn Jahren lag der Wert nie höher. Allein zwischen 2017 und 2021 erhöhten sich die durchschnittlichen Vermögen um 36 Prozent.

Und auch der Median, der die Befragten in eine reichere und eine ärmere Hälfte einteilt, ist deutlich angestiegen. Während die Grenze zwischen Arm und Reich 2017 noch bei 70.800 Euro lag, stieg sie im Jahr 2021 auf 106.600 Euro an. Verglichen mit der ersten Umfrage im Jahr 2011 ist das ein Anstieg um mehr als 100 Prozent. Damals lag der Median bei 51.400 Euro.

Aufgrund des Unterschieds zwischen dem Durchschnitt und dem Median schließt die Bundesbank auf eine ungleiche Verteilung des Vermögens. Um zu den vermögendsten zehn Prozent der Haushalte zu gehören, ist ein Nettovermögen von mindestens 725.900 Euro nötig.

Im Rahmen des „Sozio-oekonomischen Panels“ (SOEP) befragt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) jährlich knapp 30.000 Personen in etwa 15.000 Haushalten in Interviews. Dabei wird das individuelle Vermögen der Teilnehmenden ermittelt und nicht wie in der PHF-Studie jenes der Haushalte.

In ihrem Bericht von 2019 haben Markus Grabka und Christoph Halbmeier vom DIW die Vermögensungleichheit in Deutschland nachgezeichnet. Gestützt auf SOEP-Daten berechneten sie für 2017 ein durchschnittliches individuelles Nettovermögen von 108.449 Euro. Der Median lag bei 26.260 Euro – rund viermal weniger als der Durchschnitt.

Reichtum über Jahre gestiegen

Gemäß dem DIW-Bericht stieg das durchschnittliche Nettovermögen einer Person zwischen 2012 und 2017 um knapp 22 Prozent. Davon profitierten fast alle Menschen – mit Ausnahme jener mit null Vermögen. Das waren rund 15 Prozent aller Erwachsenen. Die reichsten zehn Prozent besaßen dagegen mehr als 275.000 Euro.

Die Europäische Zentralbank koordiniert mit allen Nationalbanken des Euroraums die Studie „Household Finance und Consumption Survey (HFCS)“. So werden die Bilanzen aller Privathaushalte detailliert unter einem Dach zusammengetragen. Das erlaubt einen grenzüberschreitenden Vermögensvergleich zwischen den Euroländern. Mehr als 83.000 Haushalte nahmen an der vierten Befragungswelle 2021 teil.

Das durchschnittliche Nettovermögen eines Haushalts im Euroraum betrug 2021 demnach rund 325.700 Euro, der Median rund 158.500 Euro.

Mit der Vermögensstudie „Global Wealth Report“ liefert die Großbank Credit Suisse jährlich eine globale Einschätzung zu den Haushaltsvermögen. So beschreibt der Bericht von 2022 auch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und der hohen Inflation auf die Vermögen rund um die Welt. Aus Sicht der Studienautoren hat sich die Vermögensentwicklung 2021 komplett von den wirtschaftlichen Herausforderungen durch die Pandemie losgelöst. Zudem bewertet die Studie die Auswirkungen der Inflation hinsichtlich der Vermögenstrends.

Geld angehäuft trotz Krisen

Die Credit Suisse definiert das Nettovermögen als den Wert aller Finanzanlagen plus die Wertanlagen wie etwa Hauseigentum abzüglich Verbindlichkeiten. Private Rentenvermögen werden einbezogen, nicht aber Ansprüche der gesetzlichen Rente.

Obwohl in vielen Ländern das Bruttoinlandsprodukt eingebrochen ist, stiegen die Haushaltsvermögen pro Person. In den europäischen Ländern, USA und Australien war die Steigerung am stärksten.

Gemäß dem Credit-Suisse-Bericht verfügen Erwachsene in Deutschland im Durchschnitt über 256.990 US-Dollar. Das Median-Vermögen beträgt 61.741 US-Dollar. Damit schafft es Deutschland im weltweiten Vermögens-Ranking auf Platz 17.

Milliardär-Ranking als Datenquelle

Deutschland zählt knapp drei Millionen Dollar-Millionäre. Das ist nach den Amerikanern die zweitgrößte Gruppe, die zum Club der Reichen stößt.

Um besser auf die Top-Vermögen schließen zu können, beziehen die Autoren die Liste der reichsten Menschen der Welt von „Forbes“ in ihre Analyse mit ein. Dies erlaube es, plausible Schlüsse zu ziehen zu den sehr Vermögenden – mit einer bis fünfzig Millionen US-Dollar – und den Ultra-Reichen mit über 50 Millionen US-Dollar Vermögen.

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Die Forbes-Liste ist zwar keine wissenschaftliche Studie, liefert aber konkrete Zahlen, wie schwer die Superreichen tatsächlich sind. Platz eins belegt Tesla-Gründer Elon Musk mit einem Vermögen von 250 Milliarden US-Dollar. Mit 42,9 Milliarden US-Dollar ist Lidl-Gründer Dieter Schwarz der reichste Deutsche – global belegt er den Platz 27.

Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im Juli 2022 bei der WirtschaftsWoche. Wir haben ihn im August 2023 redaktionell aktualisiert und zeigen ihn aufgrund des Leserinteresses erneut.

Lesen Sie auch: So schützen Superreiche ihre Milliarden vor Atomkrieg, Pandemie und Krisen

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