Südamerika für Anleger Anlegen zwischen Börsenboom, Hyperinflation und Hungersnot

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Geht es Brasilien gut, geht es Südamerika gut

Der neue Optimismus der Investoren wird vom flächendeckenden Politikwechsel getrieben. Beispiel Peru: Die Börse in Lima hat vom Tief 57 Prozent zugelegt – ein weltweiter Rekord. Auslöser waren politische Weichenstellungen. Die Stichwahl für das Präsidentenamt gewann ein Investmentbanker. Zuvor hatten die Wähler die Linkskandidatin aus dem Rennen geworfen. Sie wollte die Verträge der Bergbauunternehmen neu verhandeln und dachte über Verstaatlichungen nach. Doch ihre Vorschläge fielen im Wählervotum durch.

Abwahl der linken Regierungen

Diese Trendwende hin zu mehr Marktwirtschaft ist einer der tieferen Gründe für den Optimismus der Investoren. Erstmals wählen die Südamerikaner die linken Regierungen ab, die unfähig waren, auf das Ende des Rohstoffbooms zu reagieren. Denn als die Einnahmen für Soja, Eisenerz, Öl und Kupfer in den 2000er-Jahren anschwollen, konnten die gerade angetretenen linken Regierungen aus dem Vollen schöpfen. Durch ihre Verteilungspolitik bekamen die Armen erstmals etwas vom Boom ab und stiegen sozial auf. Dadurch schrumpften Armut und Einkommensunterschiede. Auch die traditionelle Mittelschicht wurde mit Jobs im Staat bedacht.

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Doch seit 2011 ist die Party vorbei: Die Preise für Rohstoffe und Energie sind stark gesunken – den Regierungen ist das Geld ausgegangen. Es rächt sich nun, dass die hohen Einnahmen vor allem in Konsum und Umverteilung geflossen sind und kaum in bessere Infrastruktur, welche die Produktivität erhöht hätte. Mit staatlichen Konjunkturprogrammen versuchten Nicolas Maduro in Venezuela sowie die Präsidentinnen Dilma Rousseff in Brasilien und Cristina Fernández de Kirchner in Argentinien gegenzusteuern. Doch der zunehmende staatliche Einfluss war schädlich: Unternehmer ließen ihre Investitionspläne in der Schublade. Konsumenten stoppten Käufe auf Pump, weil sie fürchteten, arbeitslos zu werden.

Diese depressive Stimmung dreht sich gerade. Vorreiter war Argentinien: Dort trat der Ex-Unternehmer und zweifache Bürgermeister von Buenos Aires im Dezember als Präsident an – und setzte angekündigte Reformen sofort um. Mit einem Kabinett aus ehemaligen Managern, Investmentbankern und international renommierten Politikern vollzog Mauricio Macri eine wirtschaftliche 180-Grad-Wende. Er gab den Wechselkurs des Peso frei, beendete die Devisenkontrollen, öffnete das Land für den Handel, reduzierte die Exportsteuern auf Agrarprodukte und erhöhte die bislang üppig subventionierten Tarife für Strom, Gas und den öffentlichen Nahverkehr. Im Februar einigte er sich mit den Hedgefonds in New York und löste das Schuldenproblem Argentiniens, welches das Land 15 Jahre von den internationalen Finanzmärkten isolierte. Bereits im April zapfte Argentinien mit einer Anleihe wieder die Kapitalmärkte im Ausland an. Investoren rissen sich um die Tango-Bonds.

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