Superzyklus am Ende Trübe Aussichten für Rohstoffinvestments

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Superzyklus zeigt abwärts

Was Rohstoffexperten den Superzyklus am Rohstoffmarkt nennen, beschreibt ein generelles Problem des Marktes. In Jahren mit kräftig steigenden und hohen Rohstoffpreisen lohnen sich für die Rohstoffkonzerne Investitionen in die Erschließung neuer Vorkommen – selbst wenn die Kosten dafür höher sind als bei bestehenden Produktionsstätten.

Fracking und Tiefseebohrungen lohnen plötzlich den Aufwand für die Ölförderung, bei Metallen ist der Abbau weniger gehaltvoller und schwer zugänglicher Erzvorkommen dann wirtschaftlich.

Der Haken: Bis die Rohstoffproduktion aus neuen Ölquellen oder Minen anläuft, gehen meist viele Jahre ins Land. Aber dann steigt das Rohstoffangebot und bringt die Preise unter Druck. Bis dahin kann die Weltkonjunktur Kapriolen schlagen. Ist die Konjunktur schwach, trifft zusätzliches Angebot auf sinkende Nachfrage, ergo fallen die Preise noch schneller.

Nur wenn Angebot und Nachfrage parallel steigen, gehen hohe oder gar steigende Preise mit höheren Produktionsmengen einher. In dieser Phase nähert sich ein Rohstoff-Superzyklus seinem hoch. Und wie es aussieht, ist dieser Höhepunkt seit 2011 überschritten. Seitdem fallen zum Beispiel auch die Wachstumsraten Chinas.

Immer mehr Rohstoffexperten sehen den Superzyklus am Ende – auch wenn jeder Rohstoff im Grunde für sich allein betrachtet werden muss. Beim Ölpreis wird das jedoch besonders deutlich.

Neue Anbieter, mehr Förderung

Beim Öl stammt das Überangebot vor allem vom Fracking-Boom in den USA. Die USA produzieren dank des Verfahrens, dass mittels Druck und Chemikalien Öl und Gas aus tief liegendem Schiefergestein presst, wieder mehr Öl als sie selbst verbrauchen. Mittelfristig will das Land sogar Öl exportieren, nachdem es jahrelang ein großer Importeur war.

So füllen sich die US-Rohöllagertanks seit Monaten: Allein in der vergangenen Woche nahmen sie nach Angaben des Branchenverbands American Petroleum Institute (API) um mehr als fünf Millionen Barrel à 159 Liter zu. Analysten hatten lediglich einen Zuwachs um zwei Millionen Barrel erwartet.

von Benjamin Reuter, Philipp Mattheis

Auch Kanada will seinen neuen Ölreichtum aus dem umstrittenen Abbau von Teersand in Zukunft exportieren und baut sein Pipeline-Netz kräftig aus, um das Öl zur Verschiffung an die Küste zu transportieren. In der jüngeren Vergangenheit haben selbst die OPEC-Länder, der Zusammenschluss der Erdöl exportierenden Staaten, ihre Förderung noch ausgedehnt. Vor allem Saudi-Arabien – der größte Erdölförderer der Welt – braucht die Einnahmen aus dem Ölverkauf für die Staatskasse.

Das Ölangebot wächst also von vielen Seiten, während die Nachfrage stagniert. Nun warten viele gespannt auf die OPEC-Sitzung Ende November und eine mögliche Drosselung der Fördermenge, um den weiteren Preisverfall zu stoppen. Wird Öl aber zu billig, fehlt nämlich ebenso Geld im Staatssäckel. Dafür will sich auch Venezuela, selbst eines der größten Förderländer, in der OPEC stark machen.

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