Tages- und Festgeld Wie sicher ist mein Konto?

Das Vertrauen in die Sicherheit der Bankkonten in Europa sinkt, deshalb müssen auch deutsche Sparer ihre Institute jetzt nach der Bonität auswählen. Doch oft stecken wacklige Banken hinter den verlockendsten Angeboten für Tages- und Festgeld.

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Wie sicher das Tagesgeld ist
Innerhalb der Europäischen Union sind die Einlagen mindestens bis 100.000 Euro pro Person gesichert. Im Pleitefall muss die Bank das Geld spätestens nach 20 Tagen zurückzahlen. Innerhalb der einzelnen Länder gibt es neben der Einlagensicherungsanforderungen der EU auch nationale Einlagensicherungen.Einlagensicherungsfonds Bei Banken in Deutschland, die neben der gesetzlichen Entschädigungseinrichtung auch dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) angehören, sind Einlagen in Millionenhöhe abgesichert. Öffentliche Banken und Sparkassen können mithilfe eigener Einrichtungen unbegrenzten Schutz anbieten.Ausländische Einlagensicherung Banken mit Geschäftssitz außerhalb Deutschlands verfügen über jeweilige nationale Sicherungsregeln. Der Mindestschutz beträgt jedoch die von der EU vorgegebenen 100.000 Euro.Kombination aus deutscher und ausländischer Einlagensicherung Bei einer Kombination der Sicherungsregeln greift im Pleitefall zunächst die ausländische Einlagensicherung, bei Summen über 100.000 Euro träte die Einlagensicherung des BdB in Kraft.Ermitteln Sie hier individuell, wo es die besten Zinsen gibt und welche Banken sicher sind.Auf den folgenden Seiten zeigen wir die besten Tagesgeld-Angebote; Anlagesumme: 10.000 Euro, ohne Neukunden-Aktionen; Quelle: FMH-Finanzberatung, Angaben der Banken, Stand: 8. Juli 2012. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Bank11Mindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherung: gesetzliche deutsche Einlagensicherung und Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher BankenAbgesicherte Summe: 100.000 Euro + 30 Prozent des für die Einlagensicherung maßgeblich haftenden Eigenkapitals der Bank Quelle: Screenshot
BarclaysMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherungstyp: Kombination aus britischer und deutscher EinlagensicherungAbgesicherte Summe: 240.000.000 Euro Quelle: Screenshot
abcbankMindestanlage: 2.500 Euro Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherung: Gesetzliche deutsche Einlagensicherung und Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher BankenAbgesicherte Summe: 7.500.000 Euro
Ziraat BankMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherung: Gesetzliche deutsche Einlagensicherung und Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher BankenAbgesicherte Summe: 42.780.000 Euro Quelle: Screenshot
VTB DirektbankMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,20 ProzentEinlagensicherung: gesetzliche österreichische Einlagensicherung Abgesicherte Summe: 100.000 Euro Quelle: Screenshot
AkbankMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,25 ProzentEinlagensicherung: gesetzliche österreichische EinlagensicherungAbgesicherte Summe: 100.000 Euro Quelle: Screenshot

Glaubt man den europäischen Gesetzen, sind die Guthaben auf Bankkonten in der gesamten Währungsunion gleich sicher. Sparsummen bis 100.000 Euro schützt eine EU-Richtlinie vor Verlusten, egal, wo das Konto eingerichtet ist – bei einer Bank in Deutschland, Spanien, Griechenland – oder auch in Zypern.

Doch angesichts der drohenden Pleite des Inselstaats und seiner Banken hat sich der Glaube an die europäische Einlagensicherung als Illusion entpuppt. Zwar will Zyperns Regierung jetzt eilig Kontoguthaben von Kleinsparern von der Zwangsabgabe zur Rettung des heimischen Finanzsektors und der Staatsfinanzen befreien. Aber die Diskussion über die Haftung normaler Bankkunden für Schulden und Verluste ihrer Institute hat auch Sparern in anderen EU-Ländern vor Augen geführt, wie schnell ihre sicher geglaubten Einlagen im Feuer stehen, sobald Krisen im Bankensektor aufflammen.

Was aus 1.000 Euro in zehn Jahren wurde

Für deutsche Sparer, die jetzt nicht ihr gesamtes Geld unters Kopfkissen legen oder in Immobilien und Aktien stecken wollen, hat diese Erkenntnis folgende Konsequenz: Sie sollten ihr kostbares Spargeld nur zu Banken bringen, die solide sind und ihr Geschäft möglichst weit weg von den Krisenherden an der Peripherie der Währungsunion betreiben. Die Auswahl ist jedoch nicht so einfach, denn gerade auf dem deutschen Markt tummeln sich zahllose exotische Anbieter, die mit günstigen Konditionen für Tages- und Festgeld oder Sparbücher locken.

Wenn die Bank Pleite geht

So bietet die IW Bank über ihre deutsche Internetseite sagenhafte drei Prozent Zinsen pro Jahr aufs Tagesgeld. Sparer können bequem online ein Konto eröffnen, Service und Flexibilität sind unschlagbar: Es gibt keine Mindestanlagesumme, zudem werden die Zinsen monatlich gutgeschrieben. Nach eigenen Angaben ist die IW Bank sogar Marktführer beim Tagesgeld.

Der Pferdefuß des Angebots ist jedoch der Einlagenschutz. Den soll laut Webseite der IW Bank der italienische Einlagensicherungsfonds gewährleisten, denn das Institut gehört zur Ubi-Banca-Gruppe, einem Bankenkonzern aus Italien. Sparer sollten bei dem Angebot berücksichtigen, dass italienische Banken viel Geld in Anleihen des hochverschuldeten Heimatstaats investiert haben – und sich nicht zuletzt darüber im Klaren sein, dass Rom nach dem unklaren Ergebnis der letzten Wahl derzeit keine handlungsfähige Regierung hat.

Deutsche Sparer haben vom Island-Crash gelernt

Die wichtigsten Fakten zum Tagesgeld
Tagesgeld gehört bei deutschen Sparern zu einer der beliebtesten Geldanlagen, schließlich gilt es als eine der sichersten Formen des Sparens. Gleichzeitig bleiben die Sparer flexibel, das Geld ist täglich verfügbar. Das ist gerade für jüngere Anleger ein entscheidender Vorteil. Drohen einmal unvorhergesehene hohe Ausgaben, kann auf die Reserven auf dem Tagesgeldkonto zugegriffen werden. Quelle: gms
Einen Haken gibt es allerdings, denn die Sicherheit des Tagesgeldkontos hat für Anleger ihren Preis. Die Zinsen sind immer weiter gesunken, zieht man die aktuelle Preissteigerung ab, bleiben für Anleger kaum Zinserträge übrig. Im Gegenteil, bei einigen Anbietern sind nach inflationsbereinigt sogar Verluste möglich. Quelle: dpa
Am Markt wimmelt es an Angeboten für Tagesgeldkonten. Mit Hilfe eines Tagesgeldrechners lassen sich die Angebote am besten miteinander vergleichen. Rechner wie der von WirtschaftsWoche Online zeigen nicht nur die besten Angebote für Neukunden, sondern auch für Kunden, die bereits ein Konto bei der jeweiligen Bank haben. Quelle: dpa
Aktuell bietet RaboDirect, die Direktbanktochter der niederländischen Rabobank, mit 1,85 Prozent die höchsten Zinsen für Bestandskunden mit einer Anlagesumme von 10.000 Euro. Für dreimonatige Einlagen in Höhe von 10.000 Euro zahlt die Bank also rund 46 Euro Zinsen und ist damit Spitzenreiter. Quelle: REUTERS
Etwas besser sieht es für Neukunden aus. Hier zahlt Wüstenrot immerhin zwei Prozent Zinsen auf die Einlagen der Sparer. Normalerweise liegen die Zinssätze für Neukunden etwas über denen für Bestandskunden. So soll den Verbrauchern die Eröffnung eines neuen Kontos schmackhaft gemacht werden. Von diesem Neukundenbonus sollten Anleger sich aber nicht blenden lassen, denn nach den ersten Monaten fällt der erzielte Zins normalerweise auf das Niveau der Bestandskunden zurück. Einziger Ausweg: Der erneute Wechsel des Anbieters. Quelle: dpa
Neben der RaboDirect bietet auch die Renault Bank einen Zinssatz von 1,85 Prozent. Erst seit wenigen Tagen bietet die Hausbank des französischen Autoherstellers über ihre deutsche Zweigstelle ein Tagesgeldkonto an. Auch andere Auto-Banken sind auf dem Markt aktiv, beispielsweise die VW-Bank oder die Hausbank von BMW. Quelle: REUTERS
Insgesamt sind auf dem Markt für Tagesgeldkonten viele Auslandsbanken aktiv. Dazu gehören neben der niederländischen ING DiBa auch die Bank of Scotland oder die ebenfalls aus den Niederlanden stammende Moneyou. Die ausländischen Banken bieten in der Regel vergleichsweise hohe Zinsen. Sie sammeln das Geld der deutschen Sparer ein und nutzen es dann zur Refinanzierung. Quelle: dpa

„Viele deutsche Sparer haben aus der Zitterpartie um ihre hochverzinsten Guthaben bei der pleite gegangenen Kaupthing Bank aus Island gelernt“, sagt Sigrid Herbst von der FMH Finanzberatung in Frankfurt. Lockangebote können laut Herbst allerdings immer wieder dazu führen, dass Bankkunden die Lehren aus dem Fall Kaupthing vergessen. Das einst größte isländische Kreditinstitut hatte hierzulande mit Höchstzinsen Einlagen eingeworben, bevor es durch die Finanzkrise 2008 zusammenbrach. Die Kontoinhaber – darunter auch viele Deutsche – mussten lange zittern, bevor sie vom nationalen isländischen Einlagensicherungsfonds entschädigt wurden.

Geld von deutschen Sparern sammeln auch die hiesigen Tochterfirmen der spanischen Banco Santander und der italienischen UniCredit ein. Das Geld der deutschen Sparer garantieren jedoch nicht die Sicherungsfonds in Italien und Spanien. Dabei hat die Regierung in Madrid kürzlich Milliarden von anderen EU-Mitliedern erhalten, um den maroden Bankensektor zu stabilisieren.

Infos zur Kontoabfrage

Die Santander Consumer Bank mit Sitz in Mönchengladbach bewirbt ihre „satten Zinsen“ aufs Tagesgeld mit der Mitgliedschaft im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken. Dem gehört die Uni-Credit-Tochter HypoVereinsbank aus München ebenfalls an. Laut Medienberichten aus 2011 behalten die Finanzaufseher von der BaFin die HypoVereinsbank allerdings im Auge. Sie wollen sicherstellen, dass die deutsche Tochter kein Geld nach Italien verschiebt, um Finanzlöcher bei der Mutter zu stopfen.

Die beliebtesten Anlageprodukte

Mit günstigen Konditionen für Spareinlagen werben in Deutschland auch Geldhäuser, die zu französischen oder niederländischen Banken gehören. Deren Marketingabteilungen wissen offenbar genau, mit welchen Argumenten sie verunsicherten deutschen Sparern die Angst nehmen können. Mit dem Slogan „Zinsen made in Germany“ wirbt die Wuppertaler GEFA Bank. Das Geldinstitut gehört zum Bankkonzern Société Générale aus Frankreich und investiert die eingeworbenen Spareinlagen seiner Privatkunden laut Webseite in Kredite an mittelständische deutsche Unternehmen. Für die Sicherheit der Konten kommt die deutsche Einlagensicherung auf.

Egal, welchem Schutzschirm eine Bank angehört und wie sicher sie derzeit dasteht – die Experten von der Frankfurter Finanzberatung FMH empfehlen in jedem Fall, das Tages- und Festgeld nie bei einer einzelnen Adresse zu bündeln, sondern immer auf mehrere Institute zu verteilen. Nervöse Sparer mag zudem noch die Tatsache trösten, dass die per Direktbanking angebotenen Konten aus Kostengründen ohne Ausnahme online gesteuert werden müssen. Wer schnell genug ist, könnte daher im Zweifel sein Geld schnell per Mausklick abziehen, bevor die Finanzaufseher bei drohenden Pleiten den Zahlungsverkehr der betroffenen Bank komplett sperren.

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