Tipps für Einsteiger Wann und wie viele?

Was Anleger, die sich erstmals an die Börse wagen, wissen sollten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die besten Aktien nach Branchen
Startbild Aktien nach Branchen
Aktien Auto
Aktien Chemie
Aktien Handel
Aktien Konsumartikel
Aktien Medien
Aktien Medizintechnik

Aktienquote. Eine beliebte Faustregel lautet „100 minus Lebensalter = Anteil der Aktien am Gesamtvermögen in Prozent“. Grob passt die Regel, die Quote hängt aber auch von den Zielen ab, die mit dem Vermögen erreicht werden sollen, und davon, wie lange man zum Erreichen derselben Zeit hat, etwa „Ruhestand mit 55“ oder „Kauf einer Immobilie in zehn Jahren“.

Je weiter das Ziel noch entfernt liegt, desto stärker darf in Aktien investiert werden. Mindestens fünf, besser zehn Jahre sollte man ihnen in jedem Fall geben. Denn das Risiko, wegen schwankender Kurse Verluste zu erleiden, schrumpft mit den Jahren. Geld, das bald gebraucht wird, sollte nie in Aktien investiert werden.

Streuen. Wichtig ist, das in Aktien investierte Geld breit genug zu streuen. Alles in eine oder zwei Aktien zu stecken, von denen man gerade besonders überzeugt ist, ist zu riskant. Mindestens acht verschiedene Papiere sollten es schon sein, um das Risiko großer Kursverluste durch einzelne Rohrkrepierer zu minimieren. Mehr als 16 wiederum macht für die meisten Anleger keinen Sinn, weil es zu aufwendig ist, über so viele Titel den Überblick zu behalten. 10 000 Euro sind nötig, um eine vernünftige Streuung hinzubekommen; weniger als 1000 Euro pro Aktie lohnen wegen der bei jedem Kauf und Verkauf anfallenden Gebühren von jeweils rund 15 Euro nicht. Das wären für Kauf und späteren Verkauf schon drei Prozentpunkte der Rendite, die allein die Gebühren auffressen. Hinzu kommen Depotgebühren und 25 Prozent Abgeltungsteuer auf Kursgewinne.

Spread. An der Börse kommen Kaufinteressenten und Verkaufswillige zusammen; findet der Börsenmakler (heute der Computer) eine Übereinstimmung zwischen deren Preisvorstellungen, wickelt er den Handel zu diesem Preis ab. Bei großen Aktien wie denen aus dem Dax (und den meisten der 120 Sieger-Aktien in der BCG-Analyse) wechseln täglich Aktien für Millionen von Euro den Besitzer; hier ist der Handel flüssig, Kauf- und Verkaufspreise liegen nah beieinander.

Bei kleineren Unternehmen, die wenig Aktien in Umlauf haben, ist das häufig nicht der Fall. Der sogenannte Spread – die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis – kann bei kaum gehandelten Aktien bis zu zehn Prozent des Kurswerts betragen. Wer als Privatanleger hier kauft, muss also später schon zehn Prozent Kursgewinne einfahren, um wenigstens wieder auf sein Einstiegsniveau zu kommen.

Limitieren. Es empfiehlt sich daher, gerade bei kleinen Nebenwerten, seine Kauf- und Verkaufs-Orders grundsätzlich mit einem Limit zu versehen: Diesen Preis bin ich bereit zu bezahlen, darüber verzichte ich. Das Limit sollte sich an den letzten Kursen orientieren, zu denen die Aktie gehandelt wurde. Ein Vorteil vieler Direktbanken ist, dass sie für das Setzen der Limits kein Geld extra berechnen; auch das Streichen von Orders, bei denen kein Handel zustande kam, weil niemand eine Aktie zum erhofften Preis angedient hat, ist bei den meisten Direktbanken kostenlos.

Anleger können also experimentieren und ein paar Aufträge für ein paar Tage lang „in den Markt legen“, um zu testen, ob sie die Aktie zu diesem limitierten Angebot schon bekommen oder nicht. Wenn nicht, kann das Limit sukzessive erhöht werden. Umgekehrt sollte nie unlimitiert ein Verkaufs-Angebot in den Markt gegeben werden. Kommt es zu einem Markteinbruch, können Aktien sehr schnell nach unten durchgereicht werden, oft auch, ohne dass es aus dem Unternehmen selbst schlechte Nachrichten gäbe. Sie erholen sich dann in der Regel auch wieder schnell; nur gehört das Papier dann dummerweise einem anderen, der es unten abgefischt hat. Profis lauern in Crashphasen auf Qualitätsaktien, um diese dann billig einsacken zu können; diesen Gefallen sollten Sie ihnen nicht tun.

Stop-Loss und Dividenden

Aktien für Langfrist-Anleger

Stop-Loss. Eine Sonderform des Limits ist die Stop-Loss-Order: Wer eine Aktie im Depot hält, die aktuell zum Beispiel zu zehn Euro gehandelt wird, und befürchtet, dass diese stark fallen könnte, ohne dass er schnell genug reagieren kann (weil zum Beispiel ein Urlaub ansteht), erteilt seiner Depotbank den Auftrag, einen Stop-Loss-Kurs für diese Aktie zu setzen: zum Beispiel neun Euro. Fällt der Kurs während seiner Abwesenheit von der Börse darunter, wird die Aktie automatisch verkauft; wenn nicht, passiert nichts.

Das Verfahren ist umstritten. Zwar taugt es dazu, horrende Verluste im Depot – etwa durch einen Börsenkrach während des Urlaubs – zu begrenzen. Doch setzen viele Anleger ihre Stoppkurse bei bestimmten Aktien in ähnlichen Regionen, zum Beispiel 15 Prozent unter dem aktuellen Kurs oder knapp unter angeblich „charttechnisch bedeutsamen“ Marken, wie dem gleitenden Durchschnitt der Kurse der letzten 200 Tage. Profis wissen, dass an solchen Marken häufig massenweise Aktien verkauft werden, und versuchen, sie abzufischen.

Schrittweise. Jeder Anleger ist vor jedem noch so gut vorbereiteten Kauf unsicher, ob es nicht doch vielleicht der falsche Zeitpunkt sei. Wer diese Unsicherheit überwinden will, kann schrittweise investieren. Es sollten drei ungefähr gleich große Schritte sein. Den ersten macht man sofort, wenn man sich für eine Aktie entschieden hat; so hat man schon mal einen Fuß in der Tür, was ein beruhigendes Gefühl ist, wenn die Aktie weiter steigt. Die beiden anderen Tranchen legt man binnen zwölf Monaten nach. Wenn die Aktie seit dem ersten Drittel-Kauf gefallen ist, man aber nach wie vor von ihr überzeugt ist, bekommt man nun mehr Stücke für den gleichen Betrag; wenn sie aber steigt, ist der Einstieg insgesamt immer noch billiger gekommen, als wenn man am Anfang noch länger gezaudert hätte; immerhin der erste Kauf war ja relativ günstig. Rein mathematisch gesehen, bringt die Methode oft keinen Vorteil, psychologisch aber durchaus.

Verkaufen. Und wann wieder raus? Optimistische Naturen sagen: Gewinne muss man laufen lassen. Eher Vorsichtige: An Gewinnmitnahmen ist noch niemand gestorben. Eine gute Methode ist, automatische Verkaufsorders zu platzieren (Stop-Loss-Kurse, siehe oben) und diese bei steigenden Papieren immer wieder nachzuziehen.

Eine weitere Grundregel, die allerdings leichter gesagt als getan ist: Sie sollten immer skeptisch werden und ihre Gewinne mitnehmen, wenn alle Welt euphorisch ist. Denn dann sind erfahrungsgemäß auch viele schon investiert und schildern die Aktienwelt in den schönsten Farben, weil sie alle auf weiter steigende Kurse hoffen. Umgekehrt haben sich – auch wenn das natürlich viel Mut erfordert – schon oft Zeiten als gute Kaufgelegenheiten erwiesen, in denen auf der Titelseite der „Bild“ der Weltuntergang ausgerufen wurde, zuletzt etwa im Spätherbst 2008.

Dividenden. Die Dividende ist der Teil des Gewinns eines Unternehmens, den es nicht spart oder investiert, sondern an seine Aktionäre ausschüttet. Sie gibt es unabhängig von Einstiegszeitpunkt und Börsenlage – und sie stabilisiert den Aktienertrag. Über mehrere Jahre können Dividenden ein Drittel bis die Hälfte des Gesamtertrags eines Aktienportfolios bringen. Um sie zu erhalten, müssen Anleger die Aktie am Tag der Hauptversammlung in ihrem Depot haben. Sobald sie ausgezahlt ist, wird sie vom Aktienkurs abgezogen, das ist der sogenannte Dividendenabschlag. Viele Aktien holen den aber schnell wieder auf. Meist lohnt es sich, länger in Aktien engagiert zu bleiben, die regelmäßig gute Dividenden ausschütten und sich dabei nicht übernehmen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%