Mit Sparen im Sinne von Geldanlage hat das alles jedoch nichts zu tun – dazu sind die Beträge zu niedrig. Mit der Inflation verrechnet, verliert der Kunde unter dem Strich Geld. Da sind Tagesgeldkonten schon interessanter, zumal der Bankkunde sein Geld jederzeit abziehen kann.
Das Gros der Banken bietet allerdings nur 1,5 Prozent auf Tagesgeld. Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen weiter senken, würden auch hier die Zinsen weiter sinken. Max Herbst rechnet damit, dass es nach einer Leitzinssenkung noch drei bis vier Wochen dauert, bis die Zinssenkung an die Kunden weitergegeben wird. Für die Kontoeröffnung, bevor die Zinssenkungen greifen, bleibt so noch genug Zeit. „Wer höhere als die marktüblichen Zinsen herausholen will, kann Aktionsangebote oder die höheren Zinsen von Anbietern aus anderen europäischen Ländern nutzen. Auch dort sind 100.000 Euro gesetzlich geschützt“, so Herbst. Bei den Zinssätzen orientieren sich die Anbieter dabei an Marktführer ING Diba. Die deutsche Bank mit niederländischer Mutter bietet aktuell 2,25 Prozent für Neukunden und 1,5 Prozent für Bestandskunden auf Tagesgeld.
Wer mehr bietet, ist auf Kundensuche. Damit wollen Banken die kritische Masse in diesen Geschäftssparten steigern oder ihre Bilanzen mit den Kundengeldern aufpeppen. So bietet etwa die französische Gefa-Bank, eine Tochter der angeschlagenen Großbank Société Générale, aktuell für sechs Monate 2,5 Prozent Zinsen für Spareinlagen zwischen 10.000 und 500.000 Euro sowie die zusätzliche Einlagensicherung der privaten Banken über 250.000 Euro. Wichtig ist bei drohenden weiteren Zinssenkungen, dass der Zinssatz sechs Monate oder länger garantiert ist. Dies ist bei vielen Neukunden-Aktionsangeboten der Fall.
Noch mehr bietet etwa der Online-Broker Cortal Consors, ebenfalls deutsche Tochter einer in den Strudel der Euro-Krise geratenen französischen Großbank (BNP Paribas): Satte 4,5 Prozent gibt es dort auf Tagesgeld. Die Sache hat allerdings einen Haken: Kunden müssen auch ihr Wertpapierdepot zu Consors übertragen. Um ein Jahr lang 4,5 Prozent Zinsen zu erhalten, müssen allerdings Wertpapiere im Wert von 6000 übertragen werden und das alte Depotkonto gekündigt werden. So wird die Rückkehr zum alten Anbieter erschwert. FMH führt sie wegen der Bedingung nicht im Vergleich der Tagesgeldkonditionen auf.
Deutsche Banken müssen keine Kunden locken
Banken, die nur einen marktüblichen Zins bieten, sind auf zusätzliche Anreize für Neukunden offenbar nicht angewiesen. In europäischen Nachbarstaaten liegen die Zinsen jedoch generell etwas höher. Dank der Eskalation in der Euro-Krise brachten viele Euro-Sparer ihr Geld in das vermeintlich sichere Deutschland. Die großen Banken können sich also kaum über mangelnde Spareinlagen beklagen und sehen daher keinen Grund mit höheren Zinsen zu locken. „Wer sein Geld zu einer ausländischen Bank in Europa bringt, muss trotz aller Garantien im Fall einer Bankenpleite mit eventuellen Komplikationen rechnen“, mahnt Max Herbst. „Vielleicht gibt es dann von Verbänden Musterschreiben oder der Sparer benötigt im Extremfall einen Anwalt im jeweiligen Land, um die Ansprüche durchzusetzen. Wer sein Geld bei einer deutschen Bank einzahlt, entgeht diesem Risiko, bekommt aber auch etwas weniger Zinsen.“