Top-Fondsmanagerin Sonja Laud "Wichtig ist es, die richtige Balance zu finden"

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Kantine fürs Netzwerk, Coach für die Karriere

Wie haben Sie die Karriere und die zwei Kinder unter einen Hut bekommen?
Ich bin sehr diszipliniert, auch in der Organisation des Haushalts. Wir haben einen Tagesablauf mit Fixpunkten wie Aufstehen und ins Bett gehen und ich versuche zuhause zu sein, damit der Ablauf ähnlich bleibt. Aber wir haben auch eine Nanny und ein Au-Pair, weil mein Mann auch viel unterwegs ist. Delegieren muss man als Mutter trotzdem viel. Das britische Schulsystem ist förderlich, weil die Sport- und Freizeitaktivitäten gleich im Schulrahmen stattfinden. Das ist in Deutschland schwieriger, weil die Kinder schon oft um dreizehn Uhr vor der Haustür stehen. 

Die Londoner City gilt als frauenfeindlich. Wie ist ihr Eindruck?
Es gibt eine Reihe von Initiativen, die es Frauen in der Finanzbranche leichter machen sollen. Ich habe, als ich in London anfing, nicht verstanden, dass die Leistung wichtig ist, aber auch die Netzwerke, in denen man sich bewegt. Das ist für Frauen noch etwas ungewohnt. Als ich ganz neu war in London, habe ich mich mit dem Netzwerken sehr schwer getan. Ich konnte meine verheirateten Kollegen schwerlich auf einen Drink einladen, um mit ihnen mal außerhalb vom Büro zu reden. Und eine Kantine gab es nicht, in der man leichter netzwerken kann. Dort erfährt man auch etwas aus unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens. Das macht es ungezwungener und entspannter. In London wird meist am Schreibtisch gegessen, jeder holt sich nur einen Snack zum Lunch. Wenn man sich verabreden muss, ist das nicht mehr so ungezwungen. Ich bin jetzt Mentorin für eine junge Kollegin aus einem anderen Unternehmen. Das ist eine gute Initiative – und ich kann auch etwas von dem zurückgeben, was ich bekommen habe.

von Heike Schwerdtfeger, Saskia Littmann

Mit der Karriere hat es ja trotzdem geklappt. Mit welchem Rezept?
Ich habe einen Executive Coach, der mich seit Jahren betreut, er ist ein pensionierter Personalchef eines "big four"-Wirtschaftsprüfers. Ich hatte schon bestimmte Vorstellungen bezüglich meiner Karriere und wollte mein Wissen über den Aktienbereich heraus erweitern. Er hat mir geholfen bei der Entscheidung, ein Executive MBA-Studium draufzusatteln, und dann als Multi-Asset-Managerin zu arbeiten. Das hat viel gebracht an Selbstvertrauen - etwa in den Meetings stärker zu sein, und jetzt bin ich da, wo ich bin. Ich hatte gesehen, dass sich die Branche stark verändert und dass es im Multi-Asset-Bereich ein großes Wachstum gibt. Diese Chance wollte ich nutzen.

Was raten Sie Anlegerinnen, die sich nicht an den Kapitalmarkt trauen?
Es ist immer wichtig, die eigene finanzielle Situation realistisch einzuschätzen, dann geben alle persönlichen Daten wie Alter, Familienstand und Beruf etwas den Horizont für Geldanlagen vor. Wer Kinder hat, hat natürlich ein anderes Budget für Ausgaben und ein anderes Sparpotenzial als eine Person ohne Kinder. Wichtig ist es, vielleicht mit kleinen monatlichen Beiträgen in einen Sparplan anzufangen und das möglichst früh, dann gewöhnt man sich an die Geldanlage. Je früher, desto besser.

Jeder glaubt, jetzt sei der Aktienmarkt heiß gelaufen und es droht ein Absturz. Ist ein Einstieg noch ratsam?
Ein Sparplan bietet eine Chance, langfristig einen guten Durchschnittskurs zu erzielen, falls die Kurse mal fallen. Dann sammelt man günstiger Fondsanteile ein. Jeder muss selbst ein Gefühl dafür entwickeln, welche Risiken er tragen kann. Es gibt so viele verschiedene Fondsstrategien auch für risikoscheuere Anleger. Die vergangenen Jahren waren an den Börsen herrlich, das kann sich natürlich ändern. Mir macht es etwas Sorgen, dass momentan das starke Wirtschaftswachstum und das niedrige Zinsniveau nicht zusammenpassen und ich erwarte daraus manche Unsicherheit. Mit Blick auf 2018 sollten sich Anleger die Frage stellen, was Ihnen wichtiger ist, Rendite oder Risiko.

Bereuen Sie es, dass Sie manche Dinge nicht mit Ihren Kindern machen konnten, weil Sie im Beruf so eingespannt waren?
Oh ja, da fallen mir –wie auch allen anderen berufstätigen Müttern– einige Dinge ein. Für mich ist es wichtig, die richtige Balance zu finden. Ich versuche so gut wie möglich, die Veranstaltungen, die meinen Kindern wichtig sind, in meinem Kalender unterzubringen. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass sich das Thema „Diversity“ auch auf das Arbeitsumfeld auswirkt. Flexible Arbeitszeiten spielen eine sehr wichtige Rolle, um ein attraktives Arbeitsumfeld zu schaffen.

Erfolgreich investieren, das kann nicht jeder. Wirtschaftspsychologin Katharina Sachse weiß, welche Persönlichkeit hilfreich ist – und wie sich ungünstige Charaktereigenschaften kompensieren lassen.

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