Trotz Niedrigzins Sparen macht sexy

Umfragen zeigen, dass die Deutschen trotz Niedrigzins weiter sparen - weil sie sich etwas gönnen wollen und weil viele sparen einfach attraktiv finden. Fatal: für die Vorsorge wird dagegen weniger zurückgelegt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Wo die Deutschen ihr Erspartes verstecken
42 Prozent der Bürger lagern ihr Bargeld aus Verunsicherung zu Hause Quelle: obs
Schmuckdose Quelle: Fotolia
Schuhschrank Quelle: Fotolia
Spardose Quelle: dpa
Tresor Quelle: dpa/dpaweb
Geld im Spülkasten Quelle: dpa
Vorratsdose Quelle: Fotolia

Sexy-hexy deutscher Sparer. Eigentlich klingt das, als ob es sich gegenseitig ausschließt. Tut es aber offenbar nicht, denn laut einer Umfrage des Forsa Instituts im Auftrag der Rabodirect Bank findet immerhin jeder dritte Deutsche Personen, die regelmäßig sparen, besonders attraktiv.

Fast genauso viele Verbraucher (31 Prozent) sparen laut Forsa-Umfrage sogar mehr als 200 Euro pro Monat. Während die meisten ihr Geld zurücklegen, um sich etwas leisten zu können, wollen einige (37 Prozent) auch nicht unnötig Geld ausgeben, und häufen deshalb immer mehr Geld auf ihren Konten an. Grundsätzlich ist das wünschenswert, allerdings lohnt sich das sparen angesichts der ultra-niedrigen Zinsen leider immer weniger. Wer sein Geld lediglich in Tagesgeld investiert, muss mit realen Verlusten rechnen.

Offenbar entwickeln die niedrigen Zinsen eine fatale Dynamik, denn während viele weiterhin aus Lust und Laune sparen, wird weniger systematisch gespart, beispielsweise für die Altersvorsorge.

Schon seit 1997 befragt das Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest im Auftrag des Verbandes der Privaten Bausparkassen dreimal jährlich mehr als 2000 Bundesbürger ab 14 Jahren  nach ihrem Sparverhalten. Und das Ergebnis der Sommerumfrage 2016 lässt aufhorchen.

Weniger Vorsorge

Denn das Sparen für den Notgroschen ist als Sparmotiv mit knapp sieben Prozent der Nennungen auf den höchsten Wert seit Beginn der Befragungen gestiegen. Andere, weit beliebtere Sparziele haben demgegenüber eingebüßt: Sparen für die Altersvorsorge wollen noch 56,1 Prozent (Frühjahr: 59,0 Prozent), Konsum 55,9 Prozent (zuvor 60,6 Prozent) und Kapitalanlage 26,4 Prozent (zuvor 28 Prozent). Lediglich das Sparziel Immobilienerwerb oder Renovierung stieg noch leicht auf 44,3 Prozent von 43,4 Prozent.

Bis auf das Sparen für den Notfall standen die genannten Sparziele in den vergangenen Jahren auch schon deutlich stärker im Fokus der Sparer. Im Herbst 2013 etwa wollten noch knapp 64 Prozent der Deutschen für ihre Altersvorsorge sparen, Anfang 2015 stand mit 65 Prozent der Konsum als Sparziel noch deutlich weiter oben.

Auch die Sparziele Immobilienkauf und -renovierung sowie Kapitalanlage standen mit mehr als 54 beziehungsweise 32 Prozent schon deutlich stärker im Fokus.

„Die Unsicherheit der Sparer wächst deutlich“, sagt Andreas J. Zehnder, Vorstandschef des Verbandes Privater Bausparkassen. „Einen gleichzeitigen Rückgang sowohl bei den Sparzielen Konsum, Altersvorsorge und Kapitalanlage hat es zuletzt kurz nach dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst 2008 gegeben.“

Auf diese Geldanlagen setzen Erwerbstätige
Aktien, Aktienfonds, -zertifikate Quelle: REUTERS
Etwas gefragter ist die Betriebliche Altersvorsorge, auf die immerhin neun Prozent der Deutschen im Alter setzen. Förderprogramme seitens der Bundesregierung sind aktuell im Gespräch, um sie attraktiver zu machen. Quelle: Fotolia
Gold Quelle: obs
Genauso viele Studienteilnehmer (10 Prozent) gaben an, sich im Rentenalter von der abgeschlossenen Lebens- oder Rentenversicherung finanzieren zu wollen. Quelle: dpa
Spareinlagen Quelle: dpa
Vermietete-Immobilien Quelle: dpa
Eigengenutzte-Immobilie Quelle: dpa/dpaweb

Das sind zwar noch keine starken, doch aber deutliche Signale, dass die Sparer sich Sorgen um ihre langfristige finanzielle Lage machen. Eine wichtige Rolle dürfte dabei spielen, dass die niedrigen Zinsen langfristig die private und betriebliche Altersvorsorge massiv belasten. Auch die Sozialversicherungsbeiträge dürften weiter steigen. Hinzu kommt die politische Unsicherheit wegen des Brexit und der möglichen Auswirkungen auf die EU.

Das Sparen für den Notfall ist auch das Hauptmotiv derjenigen, die ihre Sparanstrengungen vergrößern wollen – mit 26,4 Prozent der Nennungen noch vor dem Sparziel Urlaub. Bei jenen, die eher weniger sparen wollen, sind steigende Lebenshaltungskosten die häufigste Begründung, gefolgt von Einkommenseinbußen oder ausbleibenden Gehaltserhöhungen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%