Tyler und Cameron Winklevoss Mit Zuckerbergs Geld wurden sie die ersten Bitcoin-Milliardäre

Die Biografie erzählt, wie es die Winklevoss-Zwillinge doch noch geschafft haben, in die Annalen der Digitalwelt einzugehen. Quelle: AP

Die Winklevoss-Brüder bezichtigten einst Facebook-Gründer Zuckerberg des Ideenklaus – der Rechtsstreit endete mit einem Vergleich. Mit dem Bitcoin sind die Zwillinge Tyler und Cameron Winklevoss dann doch noch in die Annalen der Digitalwelt eingegangen. Ein neues Buch dokumentiert ihre Erfolgsgeschichte.

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Das neue Leben von Tyler und Cameron Winklevoss startet da, wo ihr altes endet: Mit dem Showdown gegen Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. 2011 war es, als der jahrelange Rechtsstreit mit ihrem ehemaligen Harvard-Kommilitonen in einem Vergleich endete. Die Zwillinge bezichtigten ihn des Ideenklaus, konnten aber keine stichhaltigen Beweise hervorbringen – und mussten sich mit 64 Millionen Dollar aus Zuckerbergs Portokasse begnügen.

Das kürzlich erschienene Buch „Bitcoin-Milliardäre: Eine wahre Geschichte über Genie, Verrat und Genugtuung“ vom US-Bestsellerautor Ben Mezrich setzt genau nach der Niederlage gegen den Facebook-Chef an. Die Biografie erzählt, wie es die Winklevoss-Zwillinge dann doch noch geschafft haben, in die Annalen der Digitalwelt einzugehen.

Mit Zuckerbergs Millionen in der Tasche schicken sie sich als Risikokapitalgeber an und wollen – nachdem sie mit eigenen Ideen gescheitert waren – die florierende Start-up-Landschaft aufmischen. Doch als Rivalen Zuckerbergs sind sie in der Tech-Welt des Silicon Valley geächtet. Niemand will sich mit Facebook anlegen und mit ihnen Geschäfte machen.

Beim Versuch, ihre Millionen renditeträchtig einzubringen, finden die Aussätzigen ihr Heil letztlich im Bitcoin. Eine Kryptowährung, die damals noch ein Dasein in einer libertär-anarchistischen Nische fristete, die jede Form der staatlichen Kontrolle als Beleidigung ihrer Freiheit auffasst. Auf einer der vielen extravaganten Sausen, auf denen sich die wohlhabenden Zwillingsbrüder herumtreiben, berichtet ein Partygast vom Bitcoin. Die Idee fesselt die Brüder, sie treffen sich mit Krypto-Jüngern der ersten Stunde – und sind von der Idee einer dezentralen digitalen Währung begeistert. Wollen verstehen, was Bitcoin ist und wie er funktioniert. Nach und nach investieren sie Teile ihres Vermögens in die Digitalwährung. 2013, sagen die Brüder, hätten sie bereits 11 Millionen Dollar in Bitcoin investiert - zu Zeiten, als ein Coin noch 120 Dollar kostete. Die Brüder können sich über einen Milliarden-Gewinn freuen, steigt der Kurs 2017 doch auf über 10.000 Dollar.

Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass ausgerechnet die Winklevoss-Zwillinge, die unbedingt am Erfolg des Datenmonsters Facebook beteiligt sein wollten, nun die Stars der Krypto-Welt sind, die sich der Dezentralität und Eigenkontrolle von Daten verschrieben hat. Die Brüder glauben an den Bitcoin-Geist, haben mit Gemini mittlerweile eine Krypto-Börse ins Leben gerufen. Doch sie unterscheiden sich von den libertären Anarchisten, die sich nach einer Welt ohne staatliche Restriktionen sehnen. Quasi stellvertretend für diese Seite in dem ideologischen Kampf steht der Cyberpunk Charlie Shrem, der letzten Endes wegen Geldwäsche für die Drogenwebseite Silk Road eine Gefängnisstrafe absitzen musste.



Das Buch gibt sich Mühe, die Winklevoss-Zwillinge in ein positives Licht zu rücken. Der Film „The Social Network“, basierend auf dem ersten aufsehenerregenden Buch Mezrichs, inszenierte sie noch als aalglatte, elitäre Schnösel. „Bitcoin-Milliardäre“ präsentiert sie nun als große Geschäftsmänner, als Wegbereiter der Kryptowelt. Gleichzeitig wirkt ihre Darstellung stark ikonisiert, wie der Versuch eines Heldenepos. Auch in dem neuen Buch werden sie das Image nicht los: Die athletischen Winklevoss-Brüder sind nun mal ein krasser Kontrast zu den schrulligen Krypto-Ideologen, die in irgendwelchen Kellern auf ihre Computerbildschirme starren.

Das Buch lebt von der Popularität der Winklevoss-Brüder und erzählt die Geschichte zweier aufstrebender Jungunternehmer mit viel Tiefgang. Doch es ist eben auch nichts anderes als eine Biografie, die größtenteils auf den Worten der Zwillinge basiert. Wer also eine Analyse der Bitcoin-Entwicklung erwartet, wird enttäuscht. Die Lektüre vermittelt den Eindruck eines niemals anhaltenden Bullenmarkts am Bitcoin-Himmel. Die Kursgewinne zu Entstehungszeiten des Bitcoin mögen vielleicht zu dieser Interpretation verleitet haben, doch mittlerweile liegen Kursziele von 20.000 Dollar in weiter Ferne. Die Kryptowährung ist zu volatil, als dass sie ernsthaft als „digitales Gold“ gefeiert werden kann.

Dank des Brüderpaars wird es der Bitcoin zumindest auf die große Leinwand schaffen: Die Winklevoss-Zwillinge arbeiten wohl gemeinsam mit Warner Brothers an einen Film über ihren Einstieg in die Krypto-Szene.

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