Umfrage Die Deutschen verlieren ihre Kauflaune

Das Verbrauchervertrauen in Deutschland hat sich deutlich zurückgebildet. Quelle: dpa

Der starke Konsum in Deutschland war bisher ein wichtiger Treiber für die Konjunktur. Nun überträgt sich die Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt auf die Kauflaune, wie der neue Verbrauchervertrauensindex zeigt.

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Deutschland ging es in den vergangenen Jahren nicht zuletzt deshalb so gut, weil die Deutschen in Kauflaune waren. Doch das könnte sich nun ändern. Wie das Wirtschaftsforschungsinstitut IW Köln herausgefunden hat, hat sich das Konsumvertrauen der Deutschen im vorigen Jahr deutlich zurückgebildet.

Seit seinem Höhepunkt im ersten Quartal 2018 ist der Index um 4 Punkte auf 103,4 gesunken. Damit liegt er ziemlich genau in der neutralen Mitte der möglichen Werte von null („schlecht“) bis 200 („exzellent“).

Der Index wird regelmäßig in inzwischen 64 Ländern erhoben. Dafür geben insgesamt 32.000 Verbraucher an, wie gut oder schlecht sie folgende drei Bereiche einordnen: ihre finanzielle Situation, ihre Einschätzung, ob aktuell ein guter Zeitpunkt für eine größere Anschaffung ist, sowie ihre Beschäftigungsaussicht. In Deutschland wurden 500 Verbraucher befragt.

Um zu zeigen, wie die Verbraucher die einzelnen Bereiche sehen, stellen die Forscher positive und negative Antworten gegenüber und betrachten den Saldo, also positive minus negative Antworten Die Ergebnisse:

In puncto Finanzlage steigt die Zahl der Pessimisten, während die Optimisten weniger werden. Das zeigt sich auch beim Saldo, das nur noch bei 16 Punkten liegt, nachdem es voriges Jahr noch 27 Punkte betragen hatte. Das war jedoch auch ein Rekordwert.

Deutlich kritischer, aber verhältnismäßig konstant ist die Antwort auf die Frage, ob sich zur Zeit eine Anschaffung von Konsumgütern lohnt. Hier herrscht überwiegen die positiven Antworten nur leicht: Der Anteil derjenigen, die aktuell einen guten Kaufzeitpunkt sehen, ist nur sechs Punkte über dem Anteil der Menschen, die von größeren Anschaffungen absehen.

Die Beschäftigungsperspektiven liegen mit plus 35 Prozentpunkte auf einem sehr hohen Niveau. Dennoch gibt es auch hier eine deutliche Eintrübung: Im Vergleich zum Höchstwert im Vorjahr ist der Wert um 8,5 Prozentpunkte gesunken.

Angesichts der konjunkturellen Lage ist das indes wenig verwunderlich. So haben in letzter Zeit große Unternehmen unterschiedlicher Branchen markante Stellenkürzungen angekündigt. Bayer (12.000 Stellen), Ford (ebenfalls 12.000 Stellen) und die Deutsche Bank (18.000 Stellen) sind nur einige Beispiele. Hinzu kommt, dass mehrere Branchen vermehrt auf das Mittel der Kurzarbeit zurückgreifen. „Wenn große Unternehmen aus verschiedenen Branchen Stellenkürzungen ankündigen, erscheint das in der Wahrnehmung vieler Konsumenten dramatischer, als es in Wirklichkeit ist“, erklärt Studienautor des IW Hubertus Bardt.

Trotzdem schneidet Deutschland im europäischen Vergleich mit einem überdurchschnittlichen Verbrauchervertrauen ab. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Deutschland international und historisch gesehen immer noch prächtig dasteht“, so Bardt.

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