




Der Blick in die Glaskugel ist sowohl bei privaten als auch bei institutionellen Anlegern beliebt. Wie werden die nächsten Börsenmonate, wo droht die nächste Blase. Nur die Wahrnehmung des Gesehenen ist derzeit scheinbar unterschiedlich, wie aktuelle Umfragen zeigen.
Privatanleger sind für 2015 eher optimistisch, so eine internationale Umfrage unter insgesamt 7000 privaten Anlegern des Vermögensverwalters Natixis. Demnach gehen drei Viertel der Anleger davon aus, dass ihr Depot gut für die Aufs und Abs der Märkte gerüstet ist. Gegenüber dem Vorjahr erwartet ein großer Teil der Befragten eine Verbesserung. Angesichts der jüngsten Rekordstände an den Börsen, welche hauptsächlich auf dem Start des milliardenschweren Anleihekaufprogramms der Europäischen Zentralbank (EZB) beruhen, wundert das nicht.
Aktienkultur in Deutschland
Menschen mit Aktieninvestments im Jahr 2014: 8,4 Millionen
Vorjahr: 8,9 Millionen
Anteil der Bevölkerung über 14 Jahren im Jahr 2014: 13,1 Prozent
Vorjahr: 13,8 Prozent
Wie die deutschen Aktionäre investiert sind:
4,3 Millionen Menschen besitzen nur Aktienfonds.
1,6 Millionen Menschen besitzen Aktien und Aktienfonds.
2,5 Millionen Menschen besitzen nur Aktien.
Seit 2001 haben rund 4,4 Millionen Menschen dem Aktienmarkt den Rücken gekehrt.
Aktionärsanzahl 2001: 12,8 Millionen
Aktionärsanzahl 2014: 8,4 Millionen
Das Interesse an Aktien hat in den vergangenen Jahren besonders bei den Jüngeren stark nachgelassen.
Anteil der Aktien- und Aktienfondsbesitzer nach Altersgruppen:
20-29 Jährige: 7,2 Prozent (2001: 17,5 Prozent)
30-39 Jährige: 12,1 Prozent (2001: 27,9 Prozent)
40-49 Jährige: 17,2 Prozent (2001: 25,5 Prozent)
50-59 Jährige: 17,1 Prozent (2001: 24,5 Prozent)
60-69 Jährige: 13,6 Prozent (2001: 14,4 Prozent)
Anteil von Aktienbesitzer nach beruflicher Position:
Leitende Angestellte: 28,4 Prozent
Leitende Beamte: 30,1 Prozent
Selbstständige/Freie Berufe: 26,0 Prozent
Sonstige Beamte: 29,5 Prozent
Öffentlicher Dienst: 22,7 Prozent
Sonstige Angestellte: 14,8 Prozent
Rentner/Pensionäre: 12,3 Prozent
Studenten: 4,3 Prozent
Facharbeiter: 8,9 Prozent
Selbstständige Landwirte: 23,5 Prozent
Schüler: 1,9 Prozent
Sonstige Arbeiter: 4,2 Prozent
Auszubildende: 4,6 Prozent
Menschen mit höherem Einkommen, haben ein höhere Interesse an Aktien.
Anteil von Aktien und Aktienfondsbesitzern nach Nettohaushaltseinkommen:
750-1.250 Euro: 2,5 Prozent
1.250-2.000 Euro: 6,9 Prozent
2.000-3.000 Euro: 24,6 Prozent
3.000-4.000 Euro: 18,5 Prozent
Über 4.000 Euro: 34,3 Prozent
Alte Bundesländer: 13,8 Prozent besitzen Aktieninvestments
Neue Bundesländer: 10,3 Prozent besitzen Aktieninvestments
Gesamt: 13,1 Prozent
Wichtig ist den Befragten ihre Altersvorsorge, sie hoffen auf eine langfristig positive Entwicklung ihres Portfolios. Entsprechend sicherheitsbewusst sind vor allem deutsche Anleger. Müssten sie zwischen Sicherheit und Performance ihrer Anlagen wählen, würden sich 79 Prozent von ihnen für die Option Sicherheit entscheiden. Hohe Volatilitäten an den Märkten gefallen den Anlegern entsprechend auch nicht, trotz des Optimismus sorgen sie sich vor Korrekturen an den Märkten.
Nicht ganz so optimistisch bewerten institutionelle Anleger die Zukunftsaussichten. Die Bank of America Merrill Lynch hat dafür weltweit 177 Fondsmanager befragt. Diese fürchten zunehmend Überhitzungen an den Märkten, vor allem an den US-Börsen.
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Der Anteil der Fondsmanager, die Aktien für überbewertet halten, ist um 25 Prozent höher als der Anteil derer, die noch kein Überhitzen sehen. Noch deutlicher ist die Diskrepanz auf den Anleihemärkten, hier sind es sogar 85 Prozent.
Vor allem an den Anleihemärkten warnen zahlreiche Investoren vor einer massiven Blase, die von der EZB durch ihr Kaufprogramm immer weiter aufgepumpt wird. Renditen für Staatsanleihen sinken immer weiter, selbst für längere Laufzeiten notieren sie in einigen Euro-Ländern bereits im negativen Bereich. Die zehnjährige deutsche Staatsanleihe rentierte am Donnerstag erstmals unter 0,1 Prozent. Schon am Mittwoch war laut Bloomberg die durchschnittliche Verzinsung aller deutschen Anleihen erstmals negativ.
Diese unterschiedliche Wahrnehmung zwischen Institutionellen und Privaten deuten auf ein häufiges, riskantes Phänomen hin: der Privatanleger kommt erst zu spät zur Börsenparty, und sieht dann nicht, wann es Zeit für den Abschied ist. Bleibt zu hoffen, dass das bei der aktuellen Börsenrally anders ist.