Bevor sich Anleger in die Irrungen und Wirrungen der nachhaltigen Geldanlage vertiefen, sollten sie deshalb zunächst für sich selbst klare Kriterien definieren und in einer Liste festhalten. Was wollen sie auf keinen Fall unterstützen? Stehen Kriterien wie Kinderarbeit, Atomkraft oder Gentechnik auf der Negativliste, lassen sich Anlagekriterien der Anbieter besser prüfen. „Anleger können sich mit ihren Nachhaltigkeitskriterien auch an den ethischen und ökologischen Banken orientieren. Deren Anlagerichtlinien bieten oft gute Anhaltspunkte“, sagt Weber. „Auch die Kirchenbanken arbeiten in punkto Nachhaltigkeit sehr fundiert, kommunizieren dies aber defensiv.“
Der Haken bei nachhaltigen Investments: Gesetzliche Standards oder gar Gütezeichen für grüne Geldanlagen fehlen vollends. Staatliche Stellen sehen sich bislang außerstande, Mindestkriterien zu benennen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG), ein Fachverband für den deutschsprachigen Raum, hat daher angekündigt, gemeinsam mit anderen ein Qualitätssiegel zu konzipieren. Auch Weber fände ein klar geregeltes Gütezeichen für nachhaltige Geldanlagen sinnvoll.
Da aber vorerst nicht mit einer klaren Regelung zu rechnen ist, hat die Redaktion von ECOReporter gemeinsam mit Experten vor kurzem ein eigenes Gütesiegel ins Leben gerufen, dass nur geprüfte Anlageprodukte oder Produktanbieter erhalten. Weil die Anbieter aber ganz unterschiedliche Auffassungen darüber haben, was nachhaltig ist und was nicht, prüft ECOreporter lediglich, ob sich die Anbieter an ihre eigenen Versprechen halten. „In den Statuten einiger ethischer Banken steht aus rein formal-juristischen Gründen, dass sie in Unternehmen investieren dürften, die bis zu fünf Prozent des Umsatzes mit Atomkraft erzielen. In der Realität gilt aber auch für diese Banken: null Atomkraft, null Rüstung.“ Aufpassen müssen Anleger Weber zufolge beispielsweise bei Solaraktien. Hier gebe es Modulhersteller, deren Technologie auch militärisch genutzt werde.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Zwischen Geschlossenen Fonds und Genussrecht
Offensichtlicher ist die Umweltverträglichkeit eines Investments, wenn das Geld direkt in ein Windpark-, Solarpark- oder Forstprojekt fließt. Dennoch ist bei den direkten Beteiligungen über Aktien, Anleihen, geschlossene Fonds, Genussrechte oder Genossenschaftsanteile zunächst Vorsicht geboten. weil Anleger ihr Geld aber nur einem Unternehmen oder Projekt anvertrauen, sollte die Transparenz an erster Stelle stehen. Von den beworbenen mitunter zweistelligen Renditen sollten sich Anleger außerdem nicht blenden lassen. „Die vermeintlichen Renditeversprechen sind lediglich Prognosen, die teilweise schwer nachvollziehbar sind“, sagt Verbraucherschützer Pfister. „Hohe, in Aussicht gestellte Renditen, spiegeln immer auch das hohe Risiko einer Geldanlage wider.“ Grundsätzlich ist eine Beurteilung der Projekte und ihrer Risiken sehr schwierig, dazu braucht es juristisches, technisches und ökonomisches Know-how. Für den Anleger einen Herausforderung, denn scheitert ein Projekt oder ein Unternehmen vollends, ist das investierte Kapital häufig verloren. Bei einigen geschlossenen Fonds oder Genossenschaftsanteilen droht zudem eine Nachschusspflicht, mit der der Anleger bei Problemen erneut zur Kasse gebeten werden kann.