
Viele Anleger setzen darauf, dass Aktien, die viel schlechter als die Masse der Titel gelaufen sind, ihren Rückstand wieder korrigieren. Weil viele Anleger sie kaufen, erholen sich die Kurse, die Strategie wird zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Bei der bekanntesten Strategie, „Dogs of the Dow“, kauft man für jeweils den gleichen Betrag jene zehn Dow-Aktien, die zum 31. Dezember die höchsten Dividendenrenditen aufwiesen, und hält sie ein Jahr lang. Dahinter steckt die Annahme, dass hohe Dividenden eine Unterbewertung der Aktie signalisieren.
Temporäre Moden
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die Strategie, mit der man auf die größten Verlierer setzt: „Winning with the Dow Losers“. Danach soll man jene fünf Dow-Aktien kaufen, deren Kurse zum Jahresende am weitesten unter dem 200-Tage-Durchschnitt liegen. Dahinter steckt dieselbe Grundhaltung: dass es an der Börse Moden gibt, also temporär unter- und überbewertete Aktien, und dass diese sich dem Mittel der Werte stets wieder annähern.
Es sind aber Zweifel angebracht, ob diese Ansätze diesmal greifen. Wie die Tabelle zeigt, waren unter den Gewinnern die stabileren Unternehmen aus konjunkturresistenten Branchen wie Nahrungsmittel und Konsum zu finden. Banken, Versicherungen und konjunktursensible Aktien wurden von den Anlegern gemieden.
Auffällig ist zudem: Aktien, die 2011 am unteren Ende der Skala zu finden waren – Bank of America, Cisco Systems, Hewlett-Packard und Alcoa –, befanden sich schon 2010 dort. Die Gewinner McDonald’s, Home Depot und Kraft Foods lagen hingegen schon das zweite Jahr in Folge an der Spitze. Der Ansatz, zur Jahreswende die Dow-Verlierer des Vorjahres zu kaufen, wäre also 2010/11 schiefgegangen.
Gewinner und Verlierer im Check | |||||||
Welche Aktien aus dem Dow Jones jetzt kaufenswert sind | |||||||
Aktie | Kurs in € | Kursplus 2011 | KGV 20121 | Gewinne2 | Divi- dende3 | Kommentar | Chance/ Risiko |
McDonald’s | 75,76 | +31 % | 17,6 | +9 % | 2,8 | Aktie erscheint mittlerweile teuer, straft Kritiker aber regelmäßig Lügen. | 5/4 |
IBM | 146,94 | +26 % | 12,2 | +11 % | 1,7 | Volle Auftragsbücher, geräuschloser Wechsel des Vorstandschefs, günstige Bewertung. | 6/5 |
Pfizer | 15,95 | +24 % | 9,5 | +1 % | 4,1 | Nicht mehr günstig im Vergleich zur Pharmabranche, langfristig interessant als Value-Investment. | 6/5 |
Home Depot | 34,29 | +19 % | 15,8 | +15 % | 2,7 | Könnte bei Ende der US-Immobilien-Malaise durchstarten, Aktie ist aber bereits teuer. | 5/4 |
Kraft Foods | 29,57 | +19 % | 15,2 | +11 % | 3,1 | Krisensicheres Geschäft und mögliche Zerschlagung als Kurstreiber. | 5/4 |
Bank of America | 6,03 | –55 % | 7,6 | +741 % | 0,6 | Wette auf Erholung des US-Hypothekenmarktes; zunehmende Regulierung deckelt Gewinne. | 7/6 |
Alcoa | 8,21 | –44 % | 16,1 | –13 % | 1,2 | Turn-around-Kandidat bei ausbleibender harter Landung Chinas und Erholung des Alu-Weltmarktes. | 6/5 |
Hewlett-Packard | 21,45 | –38 % | 6,6 | –16 % | 1,8 | Extrem negative Analysten-Meinung und niedrige Bewertung könnten Basis für Überraschung legen. | 6/5 |
JPMorgan Chase | 28,68 | –21 % | 7,7 | +6 % | 2,7 | Stabiler finanziert als andere Banken, nach Rally aber bereits viel Hoffnung eingepreist. | 7/6 |
Cisco | 15,18 | –10 % | 10,8 | +10 % | 1,3 | Erwartungen der Anleger gering, Kostensenkungsprogramm sollte Gewinne steigern. | 6/5 |
1 geschätzt; 2 2012 gegenüber 2011, geschätzt; 3 Rendite in Prozent; Quelle: Bloomberg, Barron’s |